Der Favorit zeichnet sich ab

TRIER. Nach ausführlichen internen Beratungen hat der Architektur- und Städtebaubeirat seine Überlegungen in Sachen Moselstadion-Neubau veröffentlicht. Ohne sich auf ein Ergebnis festzulegen, arbeiten die fünf Experten wesentliche Entscheidungskriterien für die letztliche Ratsentscheidung heraus.

Der Kernpunkt der Überlegungen ist bereits in das laufende Verfahren bei der Stadt eingeflossen. Danach sind nur zwei der ursprünglich sieben Varianten städtebaulich sinnvoll: Der Neubau auf dem Alemannia-Platz neben dem jetzigen Hauptplatz oder ein komplett neues Stadion in den Moselauen neben der Konrad-Adenauer-Brücke im ehemaligen französischen Militärgelände. Weniger diese Erkenntnis als die detailreiche und fundierte Ausarbeitung von Vor- und Nachteilen beider Standorte dürfte die weitere Beratung beeinflussen. Danach bieten die Moselauen zwar "ausreichend Dispositionsraum für eine höchst funktionale Lösung", mit anderen Worten: Man hat Platz genug, um zu bauen, wie man will. Aber der Standort müsse "erst gemacht werden" und brauche unbedingt "eine zusätzliche Peripherie von Nutzungen". Man könne "da nicht einfach eine Kiste hinsetzen", rief Beiratsmitglied Francois Valentiny aus. Gedacht ist an "Hotels, Einzelhandel, Kongresseinrichtungen, Büros" sowie "eine Perlenkette von Freizeit-, Sport- und Erholungseinrichtungen". Als problematisch stuft der Beirat die "naturräumlichen Gegebenheiten" ein, handelt es sich doch um ein Überschwemmungsgebiet. Für die Alternative Alemannia-Platz legte die Verwaltung dem Beirat ein aktuell überarbeitetes Konzept vor. Danach rückt das neue Stadion noch etwas näher an das alte heran. So entsteht in Richtung Tennisplätze ein größerer Spielraum, der es erlaubt, den dort angesiedelten Baumbestand zu schonen. Wird der schon lange geplante Durchstich Richtung Wasserweg realisiert, könnte diese Seite als Hauptzubringer fürs Stadion fungieren - eine massive Entlastung für die Zeughausstraße. Das Parkplatzproblem will die Stadt durch ein zweigeschossiges Parkdeck auf einem zur Zurmaiener Straße hin gelegenen Teil der wenig genutzten Tennisplätze lösen. Auch der Schallschutz, so haben Messungen ergeben, sei bei entsprechend massiver Bauweise und -gestaltung zu gewährleisten. Letztes Bonbon der Neuplanung: Wenn es irgendwann nötig sein sollte, ist eine Erweiterung von 15 000 auf 22 800 Plätze möglich. Der Vorsitzende des Beirats, Professor Kunibert Wachten, zeigte sich von den Nachbesserungen beeindruckt: "Eine schlanke Lösung am gewachsenen Standort ist machbar." Die städtische Planung beseitige viele der Restriktionen, die der Beirat moniert habe. Die Lösung Alemannia-Platz erlaubt es nach Ansicht des Beirats, "die Tradition dieses Standorts mit seinen Bindungen, Emotionen und festen Ritualen" zu erhalten. Dennoch wies Professor Peter Kulka auf die reizvolle Perspektive hin, die ein neu erschlossenes Terrain an der Mosel biete. Allerdings nicht zum Nulltarif, wie sein Kollege Valentiny betonte. Er setzte sich kritisch mit den städtischen Kalkulationen auseinander. Danach kostet der komplette Neubau an Ort und Stelle inclusive Parkplätzen 16,4 Millionen Euro. In den Moselauen kostet nur das Stadion 15,9 Millionen. Da würden "Äpfel mit Birnen verglichen", sagte Valentiny. Das Projekt Moselauen verursache "erhebliche weitere Kosten". Ansonsten attestierten die Experten der Stadtverwaltung eine "äußerst sorgfältige" und hoch kompetente Vorarbeit. Jetzt habe der Rat das letzte Wort. Und der verfüge, so Beiratssprecher Wachten, nun über ein "klares Entscheidungspaket".

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