Der Kaiser hat nur noch sechs Füße

Kaiser Konstantin hat in Trier einen schweren Stand. Wieder haben Vandalen seinen kolossalen Fuß vor der Basilika umgeworfen. Auch dieses Mal sind die Schäden schwer - und es gibt keinen Ersatz mehr.

 Die Touristen sind fassungslos: Wieder wurde der vor der Basilika stehende Fuß umgekippt und beschädigt. TV-Foto: Willi Speicher

Die Touristen sind fassungslos: Wieder wurde der vor der Basilika stehende Fuß umgekippt und beschädigt. TV-Foto: Willi Speicher

Trier. Der riesige Konstantin- Fuß, Schuhgröße 315, liegt zum zweiten Mal auf der Seite, der große Zeh ist abgebrochen. Schon wieder haben Vandalen sich die nicht unbeträchtliche Mühe gemacht, das 1,2 Tonnen schwere Beton-Monstrum umzuwerfen. Noch ist offen, ob die Restauratoren des Landesmuseums den Fuß reparieren werden. Konkrete Aussagen, so bedauerte man gestern, seien momentan nicht möglich.Das Original des Fußes gehörte zu einer zwölf Meter hohen Sitzstatue des römischen Kaisers. Konstantin hatte sie im Jahr 312 nach seinem Sieg über Maxentius aufstellen lassen. Heute befinden sich die Teile dieser Statue, darunter auch ein drei Meter hoher Kopf, im Kapitolinischen Museum in Rom. Aus einer angelieferten Styropor-Kopie machten die Profis im Landesmuseum eine Maske, die als Vorlage für die Beton-Abgüsse diente. So entstanden die acht Konstantin-Füße - eine schwergewichtige Werbung für die Ausstellung rund um den Kaiser. Sieben Füße stehen in Trier. Fuß Nummer acht sollte eigentlich vor dem Mainzer Landtag stehen, landete aber dann doch vor der Basilika. Sein Vorgänger wurde Mitte Februar zerstört. Auch damals warfen die Täter den Fuß um und brachen Zehen ab.Die Polizei hat die Täter im Visier. Zeugen hatten in der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr Jugendliche beobachtet, die sich an dem Fuß zu schaffen machten, und sofort die Polizei verständigt. Die Beamten rückten sofort aus und konnten kurz darauf in der Nähe eine Gruppe antreffen und überprüfen. Sie stehen im Verdacht. Meinung Ihr solltet Euch schämen! Es wäre eine interessante Aufgabe für einen Physiker, zu messen, wie viel Energie notwendig ist, ein 1,2 Tonnen schweres Objekt zu bewegen und schließlich umzuwerfen. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben. Alle Achtung. Ein starkes Stück Arbeit. Was in den Armen offenbar reichlich vorhanden ist, scheint jedoch im Kopf zu fehlen. Die Konstantin-Füße sind eine wirklich originelle Marketing-Idee, sie lenken die Aufmerksamkeit auf die für Trier enorm wichtige Konstantin-Ausstellung und sorgen unter den Touristen, besonders den Gästen aus Asien, für engagierte Diskussionen. Und natürlich muss es auch Leute geben, die sich offenbar für die Helden der Anarchie halten. Deren Ziel ist es, die Symbole einer historisch wertvollen Ausstellung umzuwerfen. Da gibt es nur ein Problem: Sie sind keine Helden, sondern nur gedankenlose Kleingeister, die sich schämen sollten. Lasst die Finger von den Füßen! j.pistorius@volksfreund.de

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