Der Künstler und sein Spieltrieb

TRIER. Mit einer stimmungsvollen Vernissage haben die Künstlerin Lieselotte Reichard und Studio-Leiter Berthold Hirschfeld ausgewählte Werke der Öffentlichkeit vorgestellt. "Das ist es, was ich mir von diesem Studio gewünscht habe", freut sich der Gesangslehrer, "die Verbindung von Gesang, Musik, bildender Kunst und ein reger Austausch darüber."

 Rede und Antwort: Die Saarbrücker Künstlerin Lieselotte Reichard (hinten, in weißer Bluse) unterhält sich ausführlich mit den Besuchern der Vernissage über ihre Arbeiten.TV-Foto: Sabine Brudny

Rede und Antwort: Die Saarbrücker Künstlerin Lieselotte Reichard (hinten, in weißer Bluse) unterhält sich ausführlich mit den Besuchern der Vernissage über ihre Arbeiten.TV-Foto: Sabine Brudny

Der Malerin Lieselotte Reichard ist es nicht leicht gefallen, die Auswahl für ihre Ausstellung im Trierer Gesangsstudio "AnKlang" zusammenzustellen. "Die Bilder mussten zu den Räumen passen und auch zu deren Verwendungszweck - hier wird schließlich unterrichtet." Sie weiß, wovon sie spricht, schließlich ist sie selbst Lehrerin für Biologie, Geografie und - wen wundert's - Kunst. Immer wieder wurden im Vorfeld Bilder auf-, um- und wieder abgehängt, bis sie mit der Zusammenstellung zufrieden war. Für die Ausstellung in Trier mit dem Titel "Spielfelder" beschränkt sich die 1947 in Saarbrücken geborene Malerin, die noch immer dort lebt, auf verschiedene figürliche Druck- und Mischtechniken sowie Frottagen, verzichtete auf Aquarelle, Porträts und Tanzdarstellungen. "Ich habe keine Grenzen in den Themen, nur im Material. Öl entspricht nicht dem Tempo, mit dem ich male, und das ich in der Malerei vermitteln will." Trotz des unfreundlichen Wetters füllt sich das kleine Studio am späten Samstagnachmittag schnell. Anfänglich stehen die meisten Besucher noch etwas scheu herum, oft sogar mit dem Rücken zu den Wänden, schauen eher nach bekannten Gesichtern als nach den Bildern. Doch die Eröffnungsstimmung kommt schnell auf, nachdem Berthold Hirschfeld, Leiter des Studios und Professor für Gesang an der Uni Saarbrücken, das Wort ergriffen hat. Eine kurze herzliche Begrüßung, keine lange Vorrede - die Einstimmung überlässt er den Musikern. Seine Schülerin Seija Koecher und Georg Weege, Klavierlehrer am Luxemburger Konservatorium, haben sich mit den "Canciones Populares Españolas" ziemlich anspruchvolle Literatur ausgesucht; dennoch verzaubert der glasklare Sopran der jungen Regieassistentin und Abendspielleiterin des Trierer Theaters die Zuhörer, wenngleich vielleicht mit etwas zu viel mimischer Theatralik in dem jungen Gesicht vorgetragen. Im Anschluss gibt Kunsthistoriker Fred Weber - selbst Maler, Lyriker und nebenbei ein Kollege Reichards - einen Einblick in das Schaffen der Malerin. Vor allem gibt er Aufschluss über den Titel der Ausstellung "Spielfelder". "Der Spieltrieb", erläutert Weber, "ist eine ganz elementare menschliche Eigenschaft. Spielen - das bedeutet, sich den ungeheuer vielfältigen Möglichkeiten seiner Freiheit bewusst zu werden." Gerade die Bilder Reichards, die als Momentaufnahmen verstanden sein wollen, laden den Betrachter ein, Gegensätze und Spannungsverhältnisse aufzunehmen und in Gedanken "weiterzuspielen". Derart eingestimmt, fordert er die Vernissagebesucher auf, die Bilder bei sich "Anklang finden" zu lassen - und so geschieht es auch. Vor allen Werken bilden sich kleine Grüppchen, die sich lebhaft über die Intensionen und Inspirationen austauschen. Dazwischen, klein und auf den ersten Blick zurückhaltend, die Künstlerin. Doch der erste Eindruck trügt. Gern lässt sie sich auf ihre Werke ansprechen, erläutert ohne die geringste Geheimniskrämerei ihre Motivationen und Techniken. Noch einmal gibt es Gesang - natürlich mit Zugabe. Besonders das zum Abschluss vorgetragene "Mein Herr Marquis" aus Richard Strauß' "Die Fledermaus", das so gut zu der frischen jungen Sängerin passt, muntert das Publikum auf, eine neue Runde durch die beiden Räume und am reichhaltigen Büfett entlang anzutreten. Lieselotte Reichard schenkt fröhlich Sekt aus und steht weiter Rede und Antwort.20 Entwürfe bis zur Zufriedenheit

Was denn mit all ihren Bildern geschehe, wenn sie nicht auf einer ihrer Ausstellungen zu finden sind, will die neugierige Presse wissen. "Die landen unterm Bett", antwortet Reichard. Auf den verblüfften Blick hin muss sie lachen. "Doch, das stimmt! Wenn aus einer Serie ein Bild endlich zu meiner Zufriedenheit geworden ist - das kann zehn, 20 Entwürfe kosten - dann kommt es in eine große Truhe unter meinem Bett." Die Ausstellung ist noch bis zum 24. März samstags von 15 bis 18 Uhr in der Wallstraße 10, Trier, zu besichtigen. Kontakt zum Studio: Berthold Hirschfeld, Telefon: 0651/4366570

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