Der Mann mit dem Koffer

Mission erfolgreich: 2006 bat Adolf Welter TV-Leser um Hilfe bei der Suche nach Aufnahmen von Franz Idzior (1883-1947). Nun widmet der Heimatforscher dem "(un-)bekannten Trierer Fotografen" sein bislang zwölftes Buch.

 Ein 1927 aufgenommenes Foto von Dom und Liebfrauen auf dem Titel: Heimatforscher Adolf Welter mit seinem Buch über den Fotografen Franz Idzior. TV-Foto: Roland Morgen

Ein 1927 aufgenommenes Foto von Dom und Liebfrauen auf dem Titel: Heimatforscher Adolf Welter mit seinem Buch über den Fotografen Franz Idzior. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Heimatforscher kennen das leidige Problem: Man hat interessantes historisches Bildmaterial aufgetan, aber trotz intensiver Bemühungen sind keine Detail-Informationen zu erhalten. Eine löbliche Ausnahme war Franz Idzior. Der Trier er Fotograf hat alle seine Aufnahmen (stets in Postkarten-Format) mit Angaben zu Örtlichkeit, Anlass, Datum und Namenszug versehen. Die mit weißer Feinstrichschrift vermerkten Daten lassen Adolf Welter (73) jubeln: "Das macht es möglich, längst vergessene Ereignisse zu rekonstruieren."

Der Heimatforscher aus Euren ist von Idzior und seiner Arbeit so fasziniert, dass er ihm sein neues, zwölftes Buch widmet und Neuland betritt: Es ist die erste Biografie, die der sonst auf Kriegsereignisse spezialisierte und seit 40 Jahren ehrenamtlich forschende Welter veröffentlicht: "Ich will Idzior für sein wertvolles Wirken danken und dazu beitragen, dass er nicht vergessen wird." In mühsamer Kleinarbeit ist es gelungen, ein ungewöhnliches Leben nachzuzeichnen. Idzior, geboren am 17. Februar 1883 in Ostpreußen, kam über Metz und Saarbrücken Mitte der 20er Jahre nach Trier. Er fotografierte alles: Stadtansichten, Veteranentreffen, Schülergruppen, Festbesucher, Arbeiter auf Baustellen, Beerdigungen. Oft zog er mit seinem Fotokoffer von Haus zu Haus und fragte, ob ein Familien- oder Kinderfoto erwünscht sei. Der ledige, stets dunkel gekleidete Idzior dürfte mit seiner Arbeit, obwohl handwerklich meisterhaft und von großer Aussagekraft, nicht reich geworden sein. Er starb am 23. April 1947 im Brüderkrankenhaus an den Folgen einer Lungenentzündung. Clara Petri, seine Nachbarin, als er noch in der Bergstraße 67 wohnte, zahlte die Beerdigungskosten und gab die Todesanzeige auf.

TV-Leser helfen bei Spurensuche



Welter veröffentlicht 132 Idzior-Fotos; einen großen Teil davon stellten TV-Leser zur Verfügung, die durch den Bericht vom 23. Februar 2006 von der Spurensuche erfuhren. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt Welter nicht: "Viele Fragen bleiben offen. Ich hoffe weiterhin auf Informationen."

Der zweite Buch-Teil umfasst reich bebilderte Nachträge zu bisherigen Welter-Publikationen wie "Trier in der Besatzungszeit 1918 - 1930" (1992), "Der Flugplatz Trier-Euren - vom Exerzierfeld zum Industriegebiet" (2004) und "Trier-Petrisberg 1940 - 1945 - das Kriegsgefangenenlager Stalag XII D" (2007).

"Franz Idzior - der (un-) bekannte Trierer Fotograf", 144 Seiten, 241 historische Fotos, erschienen im Petermännchen-Verlag der Trierer Münzfreunde, ist für 15 Euro im Trierer Buchhandel erhältlich.

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