Der Müll von hundert Jahren

TRIER. Die Stadtreinigung Trier wird 100 Jahre und auch der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) feiert seinen 30. Geburtstag. Um dieses Doppelereignis gebührend zu würdigen, findet auf dem Viehmarkt sowie in den Thermen am Viehmarkt am Montag eine ausgedehnte Jubiläumsfeier statt.

Wo Menschen leben, da entsteht Dreck und Müll. Organisiert beseitigt oder abgeholt wird dieser Müll in Trier seit anno 1903, dokumentiert in Trierer Ratsprotokollen und Haushaltsplänen, in denen vor 100 Jahren eine gewisse "öffentliche Gemeindeeinrichtung Straßenreinigung und Müllabfuhr" erstmalig Erwähnung fand. Bald darauf wurden in einem eigens für diesen Zweck errichteten Schuppen zwölf Müllabfuhrwagen untergebracht und sogar ein Aufseher für das städtische Abfuhrwesen bestellt.Von einem Wirtschaftsunternehmen war die Stadtreinigung vor einem Jahrhundert noch weit entfernt, doch der Erlass einer ersten Gebührenordnung über die Kehrichtabfuhr und die Beschaffung einer Pferde-Straßen-Waschmaschine zur Reinigung der Asphaltstraßen im Jahre 1905, waren erste Schritte in diese Richtung.Die Technisierung erhielt erstmals 1909 mit einer eisenbereiften "Elektro-Waschmaschine System Muchow" Einzug in die Stadtreinigung. Motorisierte Krupp-Müllwagen hatten ihre Premiere 1925, woraufhin 1939 der Pferdebetrieb gänzlich eingestellt und der gesamte städtische Fuhrpark voll motorisiert wurde.Krieg zerstörte 85 Prozenty der Einrichtungen

Der Krieg brachte auch für die Entwicklung der Stadtreinigung eine Zäsur. Gebäude und Einrichtungen derselbigen wurden zu 85 Prozent zerstört und mussten wieder aufgebaut werden. Ende der 60er Jahre bekam die Stadtreinigung schließlich die Aufgaben der zentralen Beschaffung und Unterhaltung städtischer Fahrzeuge übertragen.In Reaktion auf das erste Bundesabfallbeseitigungsgesetz, das die Einführung einer geordneten Abfallbeseitigung forderte, folgte 1973 die Abspaltung der Müllabfuhr von der Stadtreinigung. Auf diese Weise entstand der Zweckverband ART, der seither die Müllentsorgung in der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg wahrnimmt.Allerdings hatte der ART im Landkreis anfangs große Akzeptanzprobleme. "In manchen Dörfern landeten die Mülltonnen erstmal auf dem Misthaufen", weiß ein langjähriger ART-Mitarbeiter zu berichten.Sehr glücklich ist man in der Stadtreinigung über den teilweise von Sponsoren getragenen Erwerb von drei modernen Kehrmaschinen. "Wir haben jedoch den Bereich der reinen Straßenreinigung schon lange verlassen", sagt Helmut Müller, Leiter des Stadtreinigungsamtes. "Heutzutage sind wir ein Dienstleister und zeigen dies durch Aktionen und Maßnahmen wie unsere Müll-Hotline oder die Mitgestaltung der Unterführung an der Porta Nigra", berichtet Christiane Horsch, Wirtschaftsdezernentin der Stadt Trier und ART-Verbandsvorsteherin.Die Aktion "Uns schöner Trier" wird demnächst sogar erweitert. Gemeinsam mit der City-Initiative Trier sollen Aschenbecher aufgestellt werden, für die einige Geschäfte die Übernahme einer Patenschaft zugesagt haben. Auch die Verteilung gelber Karten ist Teil der Aktion und soll auf Verwarnungsgelder aufmerksam machen, die bei weiteren Verschmutzungen der Straßen fällig werden.Stabile Gebühren trotz Kostensteigerung

Christiane Horsch: "Besonders stolz sind wir darauf, dass wir trotz einer Steigerung unserer Kosten um rund 20 Prozent die Gebühren seit 1991 stabil halten konnten. Dies erreichten wir durch den Einsatz effizienterer Maschinen und leider auch durch den kontinuierlichen Abbau unseres Mitarbeiterstamms."Der ART hat trotz der anfänglichen Probleme im Landkreis ebenfalls eine steile Entwicklung erfahren. Man startete mit 15 Fahrern und 76 Müllwerkern, die den Müll auf fünf verschiedenen Deponien zu verteilen hatten. Heutzutage transportieren 41 Fahrer und 80 Müllwerker den Abfall auf die Großdeponie in Mertesdorf. "Die Zukunft des Trockenstabilat-Verfahrens steht in der Region zwar noch auf wackligen Beinen. Geplante Kooperationen mit weiteren Landkreisen lassen uns allerdings gelassen nach vorne schauen", erläutert Verbandsvorsteherin Christiane Horsch.Die Jubiläumsveranstaltung am Montag auf und unter dem Viehmarkt dauert von 11 bis 17 Uhr. "Oben" stehen Schätz-, Sortier-und Ratespiele auf dem Programm, "unten" nebst offiziellem Festakt (15 Uhr) eine historische Ausstellung und eine Talkrunde.

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