Der Mundart verpflichtet

TRIER. Eine der erst knapp eineinhalb Jahre alten Straßen auf dem Trierer Petrisberg ist nach dem beliebten und verdienstvollen Trierer Mundartdichter und Politiker Addi Merten benannt. Der Gründer des Mundart-Stammtisches starb vor zehn Jahren. Weggefährten und Nachfolger erinnern sich gerne an ihn.

 Geht auf einen berühmten Trierer Mundartdichter und Lokalpolitiker zurück: die Addi-Merten-Straße auf dem Trierer Petrisberg. Foto: Birgit Pfaus-Ravida

Geht auf einen berühmten Trierer Mundartdichter und Lokalpolitiker zurück: die Addi-Merten-Straße auf dem Trierer Petrisberg. Foto: Birgit Pfaus-Ravida

Im Restaurant Domstein am Trierer Hauptmarkt ist der Keller an diesem Abend vom Trierer Platt erfüllt. Zum Mundart-Stammtisch haben sich die Mitglieder des Vereins Trierisch getroffen und begrüßen unter dem Motto "Baal ös widder alles grien" den Frühling. Vor allem die Gedichte von Addi Merten sind diesmal gefragt: Der Gründer des Stammtisches ist vor zehn Jahren gestorben. "Er hat sich sehr um die Trierer Mundart verdient gemacht", lobt sein Nachfolger Walter Schrage und liest Mertens Gedicht "Aon die Aalen" vor: "Lehrt ons widder Trierisch schwätzen" - diese Zeile ist Programm des Wirkens von Addi Merten.Lesungen im Radio

Der 1920 in der Maarstraße geborene Adolf Merten wuchs in einem Umfeld auf, in dem - außer im Schulunterricht - nur Trierisch gesprochen wurde. Schon mit elf Jahren trug "Addi" eigene Gedichte vor, gefördert von seinem Lehrer Josef Kalt, der ihn auch für die Mitarbeit beim Verein Trierisch gewann. Im Südwestfunk-Studio Trier ermöglichte der damalige Studioleiter Lutz Kaiser dem jungen Mann regelmäßige Lesungen. Addi Mertens erstes kleines Bändchen mit Gedichten hieß "Arme klaane Fösch" - den Titel hatte sich Addi im Freundeskreis nach einer Fischmahlzeit im Handelshof ausgedacht. Merten machte eine Lehre beim Reichsbahnausbesserungswerk in der Eurener Straße, wurde dann Maschinenschlosser, bevor er zum Militär einberufen wurde. Der begeisterte Segelflieger meldete sich zur Luftwaffe. Nach dem Krieg studierte Addi Merten an der Staatsbauschule. Als Diplomingenieur arbeitet er danach bis 1971 als Bauleiter im Autobahnbau; nach der Schließung der Firma Zettelmeyer war Merten Sachgebietsleiter Tiefbauarbeiten der Universität auf dem Tarforster Campus - bis zur Rente. Addi Merten blieb als Mundartdichter immer fleißig. Er war Gründungsmitglied der "Gruppe Rheinischer Mundartschriftsteller", der Literarisch-Musischen Gesellschaft Trier und als Zweiter Vorsitzender des Vereins Trierisch auch verantwortlich für die Mundartveranstaltungen und den Mundartteil im "Neuen Trierischen Jahrbuch". Dabei sah er sehr wohl die Probleme, die geschriebene Mundart mit sich bringt. Eifrig studierte er immer wieder die Sprache. Auch politisch war Addi Merten aktiv. Das Mitglied der CDU-Fraktion des Stadtrats war in vielen Ausschüssen dabei, seit den 70er-Jahren auch im Ortsbeirat Trier-Olewig tätig, dessen Ortsvorsteher er 1984 wurde und bis zu seinem Tod blieb. Besonders für den Olewiger Sportplatz setzte er sich ein. Bei so vielen Ämtern und Verdiensten blieben zahlreiche Ehrungen nicht aus: Neben dem Bundesverdienstkreuz und der Freiherr-vom-Stein-Plakette zierte auch der "Orden wider den trierischen Ernst" sein Jackett. Der von Freunden als "klein und pfiffig", auch als fromm beschriebene Addi Merten war mit Mutterwitz und Ideenreichtum in Gremien, Gruppen und Vereinen beliebt. Dabei konnte man ihm Übereifer und Geltungsdrang allerdings nicht ganz absprechen. Mit seiner Frau Resi hatte Addi Merten drei Kinder; sein ältester Sohn starb im Alter von 28 Jahren bei einem Unfall. Addi Merten starb am 27. Januar 1995 im Alter von 75 Jahren.

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