Der Musikus und der Fußballer

TRIER. (jp) Das TV-Forum bot den Zuschauern nicht nur Kontroversen. Zwischen den thematischen Blöcken glänzten die Kandidaten mit ihrer Ortskenntnis oder sorgten wegen des Mangels an derselben für Erheiterung, stellten ihre musikalischen und fußballtheoretischen Fähigkeiten unter Beweis und sprachen Trierer Platt.

Sie können es, daran besteht kein Zweifel. Klaus Jensen sprach den Trierer Dialekt zwar ohne viel Übung, dehnte ihn aber derart gekonnt, dass es wie eine ehrliche Hommage wirkte. Ulrich Holkenbrink war ein wenig näher dran am echten Trierer Idiom. Dennoch: Nur das Ablesen funktionierte. Die von Helmut Leiendecker vorgelegten Übersetzungen ließen dagegen große Fragezeichen in beiden Kandidaten-Gesichtern erscheinen. Das änderte sich schlagartig, als die Hobby-Runde begann. Musikus Holkenbrink griff zur Geige und spielte ein hervorragendes Duett mit Peter Entchev, dem Konzertmeister der Trierer Philharmoniker. Klaus Jensen musste Fußballer-Zitate erkennen, die ihm von Schauspieler Michael Ophelders vorgelesen wurden. Jensen glänzte als Experte. Andreas Möller, Berti Vogts, Lothar Matthäus oder den von der TV-Redaktion fieserweise darunter gemischten Jean Paul Sartre ("Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft") erkannte er schließlich, auch wenn Ophelders einige Tipps geben musste. Die beiden Moderatoren Dieter Lintz und Frank Giarra verzichteten dieses Mal auf die bei TV-Foren übliche Fragerunde aus dem Publikum, die möglicherweise von den in den Rängen vertretenen Repräsentanten der Parteien als Munition für oder gegen die Kandidaten genutzt worden wäre. Dafür kamen die Trierer zu Wort, auf der Straße angesprochen und nach Themen befragt, die ihnen am Herzen liegen. Dabei waren Jensen und Holkenbrink oft einer Meinung: Nahversorgung und besondere Wohnformen für ältere Menschen ("Ein sehr wichtiges Thema"), Unterstützung der Vereine ("Sie müssen gestärkt werden"), Bedeutung der Städtepartnerschaften ("Menschen müssen sich begegnen"). Ein junger Mann aus Trier-Süd wollte wissen, was der neue Oberbürgermeister für die Jugendlichen und das ihnen zur Verfügung stehende Freizeitangebot für Jugendliche zu tun gedenkt. Holkenbrink verwies auf die Vereine: "Sie bieten den Jugendlichen das Rückgrat, das sie in der Familie nicht mehr finden." Das ging Klaus Jensen nicht weit genug: "Vereine sind wichtig, aber viele junge Menschen sind nicht organisiert und werden dadurch nicht mehr erreicht. Wir müssen mehr tun und auch Angebote für die freie Szene entwickeln." Beim Thema Verkehr gingen die Meinungen der Kandidaten dann noch einmal deutlich auseinander. Holkenbrink plädierte dafür, die Einkaufsstadt Trier weiter auszubauen, mehr Menschen in die Innenstadt zu locken und schnell erreichbaren Platz für deren Autos zu finden. Jensen hielt dagegen: "Wir brauchen attraktivere Bus-Takte und Preise und müssen den ÖPNV so attraktiv machen, dass viel mehr Menschen umsteigen. Dadurch können wir einen Teil des Autoverkehrs aus der Stadt herausbringen."

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