Der Reiz der Wörter

Was bedeutet eckig, krank oder flach, wenn jemand Wein beschreibt? Hans Peter Althaus kennt die Antwort. Der 68-jährige Sprachwissenschaftler an der Uni Trier, der vor kurzem emeritiert wurde, hat ein Wörterbuch der Weinsprache erstellt.

Trier. (ksm) Wenn Hans Peter Althaus forscht, dann bleibt für ihn ein Thema über Jahrzehnte spannend. "Wissenschaft muss reifen, wenn sie Gewicht haben soll", sagt er. Das Forschen hat also durchaus etwas mit einem guten Tropfen gemein. Und mit dem, genauer gesagt mit den Bezeichnungen für Wein, hat sich der Sprachwissenschaftler intensiv beschäftigt. In einem Forschungsprojekt wertete er in den 70er Jahren Weinpreislisten und Restaurantkarten aus. Im vergangenen Jahr hat Hans Peter Althaus darauf basierend ein Buch herausgebracht, das die Brücke schlägt von der Wissenschaft zur Lebenswelt der Weinliebhaber: ein "Kleines Wörterbuch der Weinsprache", mit dem sich das Fachgesimpel von Profis entschlüsseln lässt.Seit 1971 lehrt Hans Peter Althaus als Professor für Sprachwissenschaft an der Uni Trier. Er gehört zu jenen, die das Fach Germanistik aufgebaut haben. "Wir konnten damals die Pflöcke einschlagen", sagt er. Abschied nehmen von der Uni möchte er mit seinen 68 Jahren nicht. "Können Sie sich einen Schriftsteller vorstellen, der sagt, ich bin nun 60 und höre auf?" Für ihn sei die Wissenschaft Lebensinhalt, und er fühle sich der Uni und ihren Studierenden verpflichtet. Hans Peter Althaus wurde zum Ende des Wintersemesters emeritiert, wird aber weiterhin eine Lehrveranstaltung pro Halbjahr halten. Seinen Schwerpunkt legt er auf die Forschung. Woran er derzeit arbeitet, bleibt aber noch sein Geheimnis.Dabei war die Wissenschaft zunächst nicht der Traumberuf von Hans Peter Althaus. "Ich wollte Sänger oder Schauspieler werden." Der Wunsch, ans Theater zu gehen, ging allerdings nicht in Erfüllung. Fürs Schauspiel sei die Stimme zu musikalisch gewesen, für die Oper zu dünn. Der Gesang blieb dennoch interessant für ihn, und so absolvierte er später eine Gesangsausbildung. Er hat ein Faible für die Künste, sei es für die Literatur oder die gegenwärtige, bildende Kunst.Hans Peter Althaus studierte Theologie, Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Mit einem Nebenjob bei der Sparkasse in Kassel und seiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft bei seinem Professor finanzierte er sich das Studium. Noch als Student veröffentlichte er seinen ersten wissenschaftlichen Aufsatz in einer internationalen Fachzeitschrift. Später arbeitete er in Marburg am Forschungsinstitut für deutsche Sprache und schrieb währenddessen seine Doktorarbeit über eine altjiddische Handschrift. "Es gab damals sehr wenige Wissenschaftler, die sich mit dem Jiddischen beschäftigt haben", erzählt er. Wie mit der Weinsprache hat Hans Peter Althaus das Thema der jüdischen Sprache nie ad acta gelegt. So erzählt er zum Beispiel in einem seiner Bücher jiddische Wortgeschichten, und er erstellte ein Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft.Als er 1971 nach Trier kam, war die Stadt für ihn keine Unbekannte. Er hatte bereits seine ersten Kindheitsjahre in Trier verbracht. "Ich habe allerdings keine kontinuierliche Erinnerung daran, sondern Schlaglichter." An Details, wie eine Eisdiele in Trier-Süd, kann er sich noch erinnern. Den Krieg erlebte er zu Teilen hier mit: "Als Kind wusste ich nicht um die Gefahr. Die schlimmere Zeit war für mich die Nachkriegszeit." Der Vater war früh gestorben. Dass er mit leerem Magen zur Schule ging, daran kann er sich heute noch erinnern. "Das hat mich geprägt und zur Demut erzogen."Hans Peter Althaus hält am heutigen Mittwoch, 9. Mai, um 18 Uhr in Hörsaal 1 der Uni Trier seine Abschiedsvorlesung über Wein und Sprache.

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