Der Sänger von der Servaisstraße

EHRANG. Ihm ist die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt worden. Paul Schneiders ist Sänger aus Leidenschaft und hat über Jahrzehnte den Männergesangverein 1880 Rheinland-Ehrang geführt. Außerdem hob er jede Menge Vereine aus der Taufe und mischt noch heute als Mitglied mit.

Wenn man Paul Schneiders in der Servaisstraße besucht, kann man sich auf einen erinnerungsfreudigen und freundlich erzählenden Gastgeber einstellen. Schneiders macht, trotz seiner 77 Lenze, einen erfrischend munteren Eindruck. Die Liebe zum Singen - darum soll es bei diesem Gespräch vor allem gehen.Ungeliebtes Üben mit dem strengen Vater

Doch 77 Jahre sind kein Pappenstiel. Und so kommt es, dass Schneiders sein Leben aufrollt. Sohn des Musikpädagogen Anton Schneiders, sangesfreudige Eltern, ein behütetes Aufwachsen in Eppendorf bei Bochum. Eine Kindheit in ländlicher Umgebung, Bauernhöfe, dazwischen Kolonien von Zechen- und Fabrikarbeitern. Schon als Kind singt er in der Schola des Kirchenchors unter Anleitung seines Vaters. Mit zehn Jahren wird er in der Jugendmusikschule gefördert. "Da durften wir sechs Jungen zwitschern", sagt er lachend. Dort bekam er auch Klavierunterricht - dem häuslichen Üben im Beisein des strengen Vaters entging er, wenn möglich. Die Kriegswirren brachten es mit sich, dass die Familie an die Mosel zurückkehrte, in die Heimat von Anton Schneiders, der aus Kenn stammt. Die Familie wohnte in Schloss Marienlay zwischen Morscheid und Waldrach. Der Kriegsgefangenschaft folgte die Ausbildung in Weinbau und Kellerwirtschaft. Schneiders entwickelte sich zu einem außerordentlich aktiven Vereinsmenschen. Im Jahr 1946 folgten die Gründung des Gesangsvereins Morscheid, die Gründung des Theatervereins Morscheid, dazu war Schneiders Prinz Karneval, Brandmeister und Mitglied im Kirchenchor. Dazu Fußballspieler, der "mit Hühnerhaut" 1949 als Auswahlspieler gegen Fritz Walter spielte. Nachdem 1958 Vater Anton den Männergesangsverein 1880 als Dirigent übernommen hatte, trat Sohn Paul 1961 den Zweiten Vorsitz an. "Zwischendurch habe ich meine Frau, eine Ehrangerin, geheiratet." Die beiden hatten sich auf Sängerfesten kennen gelernt, und Paul Schneiders trat nach der Hochzeit in das Geschäft seiner Ehranger Schwiegereltern ein. Die Mitgliedschaft im Männergesangverein war der Beginn einer Freundschaft, die noch bis heute währt. Von 1965 bis 2001 war er Erster Vorsitzender. Jetzt ist er noch immer aktiv und Ehrenvorsitzender des Vereins, der 1971 mit dem Verein Rheinland-Bahnhof fusionierte. Eine Entscheidung, "der wir heute unsere Existenz verdanken", meint Schneiders. Insgesamt 72 Sänger habe der Verein und sei damit einer der größten in der Umgebung.Tränen in Weimar

Unzählige Ehrennadeln, Verdienstmedaillen und Auszeichnungen nennt Schneiders, der derzeit in 16 Ehranger Vereinen Mitglied ist heute sein Eigen. "Ein großes Lob für meine Frau, dass sie so viel Verständnis gezeigt hat", sagt Schneiders. Einer der Höhepunkte im Vereinsleben sei Ende 1989 die Fahrt nach Weimar gewesen, als "die Tränen vor Ergriffenheit liefen und wir kaum noch singen konnten". Über das Ereignis berichtete der Trierische Volksfreund damals ganzseitig. Spektakulär auch ein anderer Kontakt: Durch Beziehungen des verstorbenen Ehranger Sängers Peter Roth habe sich eine gute Freundschaft zu Franz Grundheber entwickelt, sagt Schneiders. Wie versprochen, beteiligt sich der Weltklassesänger alle fünf Jahre an den großen Konzerten des Vereins. Das nächste Mal am 27. September, wenn das 125-jährige Bestehen des Männergesangsvereins 1880 Rheinland-Ehrang in der Pfarrkirche St. Peter gefeiert wird.

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