Der Schäfer vom Markusberg

Der Blick von seiner Terrasse auf dem Markusberg ist grandios. Doch Guido Zimmer hat selten Zeit, das Trierer Panorama zu genießen. Denn er hütet 40 Kär tner-Schafe, die den Markusbergern die Streuobstwiesen und den Trierer Erholungssuchenden die Aussicht auf die Stadt frei halten. Doch das ist nicht immer leicht.

 Idylle auf dem Markusberg: Die 40 wolligen Tiere von Koppelschäfer Guido Zimmer beweiden die letzten Streuobstwiesen rund um die Stadt Trier. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Idylle auf dem Markusberg: Die 40 wolligen Tiere von Koppelschäfer Guido Zimmer beweiden die letzten Streuobstwiesen rund um die Stadt Trier. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-West. Selbst auf den Kaffeetassen sind sie: Schafe. Um die dreht sich bei Guido Zimmer fast alles. Dabei kam er eher zufällig zu den genügsamen Tieren. Denn ursprünglich wollte er alte Viezäpfel erhalten. Dazu müssen die Obstbaumwiesen gemäht werden. Ein schwieriges Unterfangen in dem steilen und verbuschten Gelände. Horst Bock, ein Freund seiner Mutter, brachte ihn darauf, es mit Schafen zu probieren. "Wir haben Kärtner-Schafe gewählt", erinnert sich der 43-Jährige. "Die hübschen Bergschafe sind gute Landschaftspfleger. Sie fressen alles, was grün ist, gehen gerne ans Gehölz und sind mit ihren schmalen Köpfen leichtlammig." Beim Aufbau seines Nebenerwerbbetriebes haben ihm die Panzerfahrer von der wehrtechnischen Dienststelle (WTD-41), wo der KFZ-Mechaniker arbeitet, geholfen: "Sie haben hier die Zäune gezogen." Kein leichtes Unterfangen: Wege und Wildwechsel mussten berücksichtigt werden. Am Markusberg lägen Wohnen, Wald und Streuobst sehr dicht beieinander. Da sei ein gutes Einvernehmen mit den Jagdpächtern wichtig. "Ich habe geduldige Nachbarn, wenn die Schafe mal die Blumen in einem Blumenkübel anknabbern." "Das hier ist der Rest eines riesigen Streuobstgürtels um die Stadt", erzählt Guido Zimmer und zeigt auf die Schafweide. Die alten Sorten kenne kaum noch jemand. Wenn die Bäume absterben, seien sie verloren. Er pflanze regionale Mostäpfel und -birnen, die er vom Bürgerservice erhalte. Den Bürokram nimmt ihm "meine liebevolle rechte Hand", Lebensgefährtin Birgit Friedrich, ab.Die meisten Flächen hat er von Stadt und Nachbarn gepachtet. So grasen seine 40 Schafe unterhalb der Kapelle und halten die grandiose Aussicht frei. Auch auf den Wiesen am Café Mohrenkopf stehen seine Tiere. "Der Markusberg wird sehr stark von den Trierern als Naherholungsgebiet genutzt." Müll kann für Schafe lebensgefährlich werden

Das habe auch seine Nachteile, weiß Guido Zimmer: "Ich finde oft Müll auf den Weiden, besonders am 1. Mai und in warmen Sommernächten. Ich brauche Stunden, ihn zu sammeln und die Zäune zu flicken, weil leckere Früchte blinken." Die Schafe verletzen sich an Konserven und Plastik. Füttern könne für sie sogar lebensgefährlich sein. "Feuchtes, schimmliges Brot ist ungesund. Mir sind schon Tiere verendet, weil jemand nicht aufgebackene Brötchen verfüttert hat."

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