Der Scharfrichter und die Rute

TRIER. Von den einen gefürchtet, von den anderen geliebt: Die neue "Katz" verteilt wieder verbale Hiebe an mächtige Menschen in der Stadt. 25 Schreiber, allen voran Macher Helmut Schwickerath, legen im "Kritischen Trierer Jahrbuch 2005" die Finger in (kommunalpolitische) Wunden und streuen genüsslich Salz hinein.

Unter "Tag der Rute" firmiert ein Eintrag im Kalender, den sich humorvolle Menschen mit rotem Filzstift anstreichen. Das Establishment bleibt lieber daheim, wenn Scharfrichter Schwickerath so wie in der Tuchfabrik zur Tat schreitet und in seiner "Züchtigungsrede" Leute aufs Korn nimmt. Den Zuhörern berichtet er: "Den Bischof haben wir diesmal verschont. Und OB Helmut Schröer kommt fast ungeschoren davon - der ist schon gestraft durch die Landesgartenschau." Ein kleiner Seitenhieb darf natürlich nicht fehlen: "Der OB hat genug damit zu tun, im Morast der ihn umgebenden Korruption zu paddeln." Die Kommunalwahl, das Paulinus-Projekt, die Landesgartenschau - das sind die Stoffe, aus denen diesmal satirische, kritische oder mahnende Geschichten erwachsen. Abgerechnet wird etwa mit der Trierer SPD. Deren Fraktionschef Friedel Jaeger habe "absichtlich keine Ahnung" und solle daher "lieber Straßenverkehrssünder ertappen". Baudezernent Peter Dietze bekommt ebenfalls sein Fett weg: Er betreibe CDU-Politik und gehöre in die Wüste geschickt. Als "großer Bluff" wird das geplante Paulinus-Einkaufszentrum im Herzen der Stadt entlarvt. "Schäume und Träume", geißelt die Katz. Der LGS widmet man sich unter der Überschrift "Bauerwartungsland mit Rollrasenrabatt". Fazit: Der Turm Luxemburg sei nur "die Rache Luxemburgs an einer verkorksten Pflanzenparade". Ein beliebtes Feindbild der vergangenen 26 Jahre darf natürlich nicht fehlen: der Trierische Volksfeund. "Wir werden ihn täglich lesen, auch wenn das manchmal Schmerzen bereitet", höhnt Helmut Schwickerath. Viel mehr kommt nicht - ein Zeichen dafür, dass die einst gnadenlos bissigen Katzen mitunter wie zahme Stubentiger wirken. Ihnen scheint das Futter auszugehen. Drum schwelgen die "Kätzchen" beim "Tag der Rute" auch ausgiebig in Erinnerungen an satirische Glanzzeiten der Vergangenheit. Katz 2005, 152 Seiten, sechs Euro, erhältlich im Trierer Buchhandel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort