Der Scheue macht eine Ausnahme

Trier · Günther Jauch ist nicht nur Deutschlands populärster Fernsehmann, sondern wohl auch der zurückhaltendste, was sein Leben jenseits der Mattscheibe anbetrifft. Für die Trierer Karnevalisten macht der Besitzer des Kanzemer Weinguts von Othegraven eine Ausnahme von der Öffentlichkeitsscheu und lässt sich mit dem Kaiser-Augustus-Orden ehren.

Trier. Andreas Peters (50) ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) und sichtlich stolz, als er die "frohe Botschaft" verkünden darf: "Der Kaiser-Augustus-Orden 2016 geht an Günther Jauch."
Das klingt einfacher, als es ist. Denn Orden lehne er "grundsätzlich immer ab", hatte Starmoderator Jauch noch am vergangenen Fastnachtsdienstag zu Volksfreund-Reporter Christian Kremer gesagt, der ihn im Publikum des Konz-Oberemmeler Umzugs entdeckt hatte und fragte, ob er auch zur anschließenden Party ins Bürgerhaus gehen werde.
Die "Orden, nein danke"-Erfahrung haben offenbar schon einige gemacht, die Jauch ehren wollten. So auch die Trierer Prinzenzunft. Der aus ehemaligen Tollitäten bestehende Verein hat Jauch den renommierten Franz-Weissebach-Preis angetragen und hegte große Hoffnungen. Schließlich ist der schalkhafte Palastgarten-Stifter Weissebach (1860-1925) Jauchs Ur-Urgroßonkel und war einst Besitzer des Weinguts von Othegraven in Kanzem, das seit 2010 Günther Jauch gehört. "Er hat aber höflich abgelehnt mit der Begründung, er habe mit Karneval eher wenig am Hut", bedauert Prinzenzunft-Chef Jürgen Schlich (58).
Als Weingutsbesitzer hat der in Potsdam lebende Jauch oft in der Region Trier zu tun, so auch am vergangenen Freitag, als er Anbieter auf der Prädikatsweinversteigerung des Großen Rings war. Am Rande der Auktion im Hotel IAT Plaza klärte die ATK-Spitze mit Jauch die letzten Details und erhielt die Zusage.
Einfach so? "Nein, nicht ganz", lässt Präsident Peters durchblicken, dass da "viel und beharrlich Überzeugungsarbeit" habe geleistet werden müssen, schließlich sei der Auserkorene "extrem zurückhaltend".
Den Ausschlag dürfte die Fürsprache von Marcel Reif (65) gegeben haben. Der Sportkommentator ist guter Kumpel von Jauch nicht erst seit der legendären gemeinschaftlichen Überbrückungs-Moderation des Champions-League-Spiels zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund am 1. April 1998, das wegen eines umgefallenen Tors erst mit 76 Minuten Verspätung begann. Er ist auch Kaiser-Augustus-Ordensträger 2015! Was Andreas Peters besonders schätzt: "Marcel Reif wird bei unserer Gala die Laudatio auf seinen Nachfolger halten." Das sei eine ganz tolle Sache, schließlich haben sich die meisten Ordensträger später nie wieder bei der ATK blicken lassen.
Beim nächsten Mal dürften sich gleich drei Ehemalige die Ehre geben: Roswitha Beck (Ordensträgerin 2002) hat ihren Besuch bereits angekündigt; Mariella Ahrens (2012) will ebenfalls mit von der Partie sein.
Zum vierstündigen Programm der ATK-Gala (Samstag, 9. Januar, 20 Uhr, Europahalle) gehört auch die Inthronisierung des 2016er Prinzenpaares Elmar und Semra Güth. Tickets werden in Kategorien zwischen 20 und 33 Euro angeboten. Bestellungen nimmt ATK-Schatzmeisterin Christa Bölte per E-Mail entgegen ( c.boelte@arcor.de ).Extra

Die Arbeitsgemeinschaft Trie rer Karneval (ATK) verleiht seit 1994 den Kaiser-Augustus-Orden an eine sozial engagierte prominente Persönlichkeit. Bisherige Ordensträger: 1994 Jochen Pützenbacher, 1995 Marie-Luise Marjan, 1996 Christiane Herzog, 1997 Hannelore Kohl, 1998 Egidius Braun, 1999 Helmut Thoma, 2000 Henry Maske, 2001 Fritz Walter, 2002 Roswitha Beck, 2003 Franz Grundheber, 2004 Markus Merk, 2005 Dieter Thomas Heck, 2006 Dunja Rajter, 2007 Michael Aufhauser, 2008 Karl Moik, 2009 Theo Zwanziger, 2010 Andrea Kiewel, 2011 Horst Lichter, 2012 Mariella Ahrens, 2013 Alfred Biolek, 2014 Birgit Schrowange, 2015 Marcel Reif. Orden und Preisgeld (5555 Euro) stiftet seit 2014 die Trierer Firma Infinkon. rm.

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