Der Schlichter von Biewer

BIEWER. Wer diesen Job pflegt, muss einen Sinn für ausgleichende Gerechtigkeit haben: Reimund Peiffer, früherer Ortsvorsteher von Biewer und langjähriges CDU-Stadtratsmitglied, ist Schiedsmann für die Stadtteile Biewer, Pfalzel und Ehrang.

 Gespür für Gerechtigkeit: Schiedsmann Reimund Peiffer in seinem Amtssitz in der Johannes-Kerscht-Straße 31. Foto: Gabriela Böhm

Gespür für Gerechtigkeit: Schiedsmann Reimund Peiffer in seinem Amtssitz in der Johannes-Kerscht-Straße 31. Foto: Gabriela Böhm

Biewer ist mit rund 2000 Einwohnern nicht gerade groß - und doch hat es ein Amt. Das Schiedsamt in der Johannes-Kerscht-Straße 31 nämlich, wie das Schild mit Wappen ausweist. Hier wohnt Reimund Peiffer, der gleich hinter der Eingangstür zu seinem Haus ein kleines Büro eingerichtet hat. "Fühlen Sie sich wie zu Hause", sagt er und bietet der Besucherin freundlich seinen eigenen Arbeitsplatz an. Er selbst lässt sich auf einem der beiden Sessel nieder, auf dem üblicherweise die Streithähne Platz nehmen. Hier, in diesem Büro mit Aktenordnern, Computern und Nachschlagewerken, übt der 75-Jährige seine Aufgabe als Schiedsmann für die Stadtteile Biewer, Pfalzel und Ehrang aus. Ein verantwortungsvoller Job, der Menschenkenntnis und eine Portion lockere Distanz verlangt. Die hat der frühere Bundesbahnbeamte, der seine ersten 26 Lebensjahre in Pfalzel verbrachte, ohne Zweifel: 15 Jahre war er Ortsvorsteher, 33 Jahre im Trierer Stadtrat - und 20 Jahre Schöffe bei der Großen Strafkammer. "Da muss man logisch denken können und konzentriert dabei sein", sagt Peiffer, der als jüngster Schöffe "immer das Pech hatte, als Erster seine Meinung äußern zu müssen". Seit zwölf Jahren ist Peiffer Schiedsmann. Die meisten Streitigkeiten, die bei ihm als außergerichtlicher Instanz landen, lodern zwischen Nachbarn: zu viel Lärm, eine zu hohe Hecke. Aber auch Körperverletzungen, Beleidigungen oder Verleumdungen füllen Peiffers Ordner. "Manchmal schmort der Streit schon jahrelang", sagt er. Daher dürfen sich die Kontrahenten, wenn sie in sein Amt geladen sind, in den ersten Minuten gegenseitig "richtig die Meinung" sagen. "Das ist sehr dienlich, wenn jeder zu Wort kommt", sagt Peiffer und schmunzelt. "Wenn's ums Geld geht, dann geht's richtig los." Etwa zehn bis zwölf Fälle pro Jahr muss Peiffer schlichten, mindestens genauso viele kann er bereits vor einer Ladung der Beteiligten erledigen. Einen gewissen Unterhaltungswert haben Peiffers Mienenspiel zufolge offenbar die "Wirtshauskloppereien, wenn einer einem anderen auf die Backen gehauen hat". Zu einem Streit gehören immer zwei, sagt Peiffer und lacht, wenn er an den Grund eines solchen Streits denkt: "Der hat schräg geguckt", wurde einmal gesagt. Die Folgen: Dem unliebsamen Zeitgenossen werden die Kosten für Beschädigungen aufgebrummt, dazu ein Ordnungsgeld zugunsten von Kindergarten oder Schule.Nach dem Schiedsamt "einen trinken gehen"

Neben Fällen, in denen die zerstrittenen Kontrahenten nach der Ladung einvernehmlich "einen trinken gehen", gebe es auch solche, bei denen keine Einigung zustande komme. Dann erlässt Peiffer einen Sühnebescheid, und der Fall geht an das Amtsgericht. Dort finde er in kniffligen Fällen fachliche Unterstützung, sagt Peiffer. Oft kämen die Leute unangemeldet zu ihm, was er aus seiner kommunalpolitischen Zeit her gewohnt sei. "Wenn einer fragt: ,Wann kann ich kommen?‘, sage ich meist: ,Meinetwegen direkt!‘" So steht es auch auf dem Schiedsamts-Schild: Termine mittwochs von 18 bis 20 Uhr oder nach Vereinbarung.

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