Der Spurbus bleibt in der Spur

TRIER. Die Pläne für eine spurgeführte Busverbindung zwischen der Talstadt und dem Tarforster Plateau nehmen konkretere Formen an. Nach dem Zwischenbericht zur Bewertung des Projekts könnte der so genannte Spurbus aus Bundes- und Landesmitteln gefördert werden.

 In der Baulücke zwischen Alleencenter und Provinzial-Gebäude soll einmal die Trasse für den Spurbus zum Petrisberg starten. Das kleine Foto zeigt einen modernen Spurbus, wie er bereits in der französischen Stadt Nancy fährt.Fotos: Gerhard Steinle/Stadt Nancy

In der Baulücke zwischen Alleencenter und Provinzial-Gebäude soll einmal die Trasse für den Spurbus zum Petrisberg starten. Das kleine Foto zeigt einen modernen Spurbus, wie er bereits in der französischen Stadt Nancy fährt.Fotos: Gerhard Steinle/Stadt Nancy

"StandardisierteBewertung - ÖPNV-Querachse Trier", so nennt sich der Zahlensalat,der ganz nach dem Geschmack der städtischen Verkehrsplaner seindürfte. Denn nach dem Zwischenbericht zu einer vom Stadtrat inAuftrag gegebenen Analyse können sich die Befürworter des"Spurbus-Projekts" bestätigt sehen: Das für Trier neuartigeVerkehrssystem brächte demnach mehr Nutzen, als es kosten würde. Die errechneten Nutzen-Kosten-Quotienten für die beiden möglichen Spurbustrassen sind so günstig, dass auch eine Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) möglich erscheint.

Insgesamt wurden drei so genannte "Mitfall"-Analysen erstellt: So wurde neben den Spurbusvarianten auch die Möglichkeit geprüft, das vorhandene Busangebot zu den Höhenstadtteilen auszubauen und dem wachsenden Bedarf anzupassen.

Bei diesem Szenario würde der gesamte Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) auf den Petrisberg und das Tarforster Plateau auch künftig über Olewig und Kürenz geführt. Die Kosten für eine neue Trasse entfielen dann. Tatsächlich weist dieser "Mitfall 0" den mit Abstand günstigsten Nutzen-Kosten-Quotienten auf.

Mit Spurbus deutlich mehr ÖPNV-Nutzer

Allerdings bliebe dann auch die gesamte Verkehrslast auf den ohnehin überforderten Achsen. So sieht man im Baudezernat den Spurbus dennoch als optimales Verkehrsmittel für die Anbindung der stetig wachsenden Höhenstadtteile an die Talstadt.

Baudezernent Peter Dietze kann sich dabei auf weitere Ergebnisse des Zwischenberichts stützen: So würden mit den herkömmlichen Bussen im Jahr 2015 täglich lediglich 1500 zusätzliche Fahrgäste den ÖPNV zwischen Tarforst und City nutzen. Für den Spurbus wird hingegen ein Zuwachs von mehr als 11 000 Fahrgästen prognostiziert. Diese prognostizierten Zuwächse sind indes nur möglich, weil die Planungen erheblich modifiziert wurden: So sollen die Spurbusse nicht mehr nur zwischen dem Hauptbahnhof und dem Haltepunkt Belvedere auf dem Petrisberg verkehren, sondern auf den bestehenden Straßen weiter geführt werden. Diesel-betrieben sollen die Spurbusse im Tal bis St. Medard fahren, während auf dem Plateau der gesamte Trimmelter Hof erschlossen würde.

Bis es soweit kommt, werden allerdings noch einige Jahre ins Land gehen, in denen die Planer zahlreiche Hürden nehmen müs-sen; frühestens 2010 könnte der Spurbus in Fahrt kommen. Bis dahin steht das Großprojekt noch unter Finanzierungsvorbehalt. "Das kann alles nur funktionieren, wenn kein Geld aus dem städti-schen Haushalt benötigt wird", stellt Dietze klar.

Der Baudezernent setzt vor allem auf Zuschüsse aus dem Bundes- und dem Landesverkehrsministerium. Etwa 80 Prozent der geschätzten 60 bis 80 Millionen Euro Investitionskosten sollen aus Berlin und Mainz fließen. Die restlichen 20 Prozent müsste dann ein Konsortium aufbringen, das unter anderem aus Verkehrsbetrieben und Bauträgern bestehen soll.

Um private Investoren mit ins Boot zu bekommen, müsste der Spurbus sich auch betriebswirtschaftlich rechnen. Da ein hoher Nutzen-Kosten-Quotient noch wenig über den wirtschaftlichen Ertrag und die Folgekosten aussagt, laufen derzeit weitere Untersuchungen.

Voraussichtlich im Mai wird der Abschlussbericht vorliegen. Für die Prüfung der Förderungswürdigkeit werden in Mainz und Berlin ein Jahr Bearbeitungszeit kalkuliert. Erst im zweiten Halbjahr 2004 soll sich dann der Stadtrat mit dem Thema befassen.

Dietze sieht denn auch aktuell noch keinen Entscheidungsbedarf. Trotzdem fordert er auch in Zeiten knapper Kassen, langfristige Pro-jekte nicht aus den Augen zu verlieren: "Wir müssen offen bleiben, es zu wollen."

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