Der Südpol funkt SOS

TRIER-SÜD. 1995 gründeten engagierte Trier-Süder, die in ihrer Jugend die intensive kirchliche Jugendarbeit in St. Matthias erlebt haben, den Verein "Südpol". Denn die Möglichkeiten für junge Leute, ihre Freizeit zu gestalten, nahmen stetig ab. Nun plagen Existenznöte den Verein.

Als Domizil stellte die Stadt damals dem "Südpol" einen Flachdachpavillon in der Speestraße 12b in Nachbarschaft zur Barbara-Grundschule und der Pestalozzi-Hauptschule zur Verfügung. Probleme stellten sich vor allem im personellen Bereich. Die hauptamtlichen Mitarbeiter wechselten häufig, weil die von Arbeitsamt und Stadt finanzierten Stellen auf der Basis von Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen befristet waren. Früher arbeiteten bis zu drei Erzieher, Sozialarbeiter oder Diplom-Pädagogen mit den Kindern und Jugendlichen. Mittlerweile hat sich die Personalstruktur aber geändert. Eltern meist desinteressiert

Diplom-Pädagogin Tanja Tonner und Erzieher Peter Bach teilen sich eine Stelle, damit trotz des personellen Engpasses gleichermaßen Ansprechpartner für Mädchen und Jungen im "Südpol" anwesend sind und die meist aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammenden Jugendlichen mit ihren Problemen aufgefangen werden können. "Es ist schwierig, vor diesem Hintergrund einen Jugendtreff zu leiten. Das Angebot ist im Augenblick sehr eingeschränkt", bedauert der Vereinsvorsitzende Detlef de Graaff. Geöffnet ist der "Südpol" nur noch montags bis donnerstags, freitags bleiben die Türen dicht. Auch der regelmäßige Jugendclub am Samstag ist den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. In Kooperation mit Grund- und Hauptschule bietet der Südpol eine tägliche Hausaufgabenbetreuung, jeweils ein Tag ist speziell der Mädchen- sowie Jungenarbeit vorbehalten. "Die themenorientierte Projektarbeit am Mittwoch versuchen wir mit Ach und Krach aufrecht zu erhalten", sagt Tanja Tonner. Der Standort in der Speestraße ist gut gewählt, konzentrierte sich doch lange einer der informellen Treffpunkte auf dem Pausenhof der Grundschule. Dort ist es mittlerweile ebenso wie im Park Neuerburg beim Finanzamt ruhiger geworden. Einige der Jugendlichen, die sich dort trafen, bilden nun die "Südpol"-Stammkundschaft. Untereinander gibt es zwar immer mal kleine Reibereien, aber größere Zwischenfälle sind nicht an der Tagesordnung. An die Richtlinien, die für den Besuch des Treffs gelten, halten sich die Besucher, werden aber von Tanja Tonner und Peter Bach zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung motiviert. "Leider zeigen sich viele Eltern ziemlich desinteressiert", berichtet die Diplom-Pädagogin. Alle Versuche, eine Rückmeldung zu erhalten, einen Elternstammtisch zu gründen oder auch bei den Sommerfesten Kontakte zu knüpfen sind bisher gescheitert. Die räumliche Situation erschwert zudem die Arbeit im "Südpol". Für etwa 35 Kinder und Jugendliche, die im Südpol regelmäßig ihre Freizeit verbringen, steht im Pavillon nur ein großer Raum zur Verfügung. Als Ausweichmöglichkeit für intensivere und ruhige Arbeit während der Hausaufgaben dient in Ausnahmefällen das kleine Büro. Eine Unterteilung in Gruppen nach Altersstufen, Fähigkeiten und Aktivitäten ist so kaum möglich. Der bauliche Zustand des Pavillons hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Die Decke ist undicht, Boden und Außenwände verfaulen zusehends, Heizungsrohre frieren im Winter zu, und die schlechte Isolierung sorgt im Sommer für Wüstenklima, in den Wintermonaten für antarktische Temperaturen. "Langfristig ist der Pavillon keine räumliche Lösung. In eine Renovierung wird kein Geld mehr investiert", erklärt Bürgermeister und Sozialdezernent Georg Bernarding. Da das Haus am St.-Barbara-Ufer, in dem bisher der Kinderhort Haus Barbara untergebracht war, "so gut wie verkauft" sei, bestünde die Möglichkeit, im Bereich der Barbara-Grundschule mit Anbindung von Hort und "Südpol" als "Modell Zukunft für Jugendliche in Trier-Süd" ein Kinder- und Jugendzentrum aufzubauen und "Zug um Zug das niedrigschwellige Angebot des Südpol" zu verbessern. Gespräche dazu würden derzeit im Rathaus geführt. "Diese Nuss ist aber noch nicht geknackt", sagt Bernarding. Morgen in der Trier-Süd-Serie: Auch mit 47 Jahren topfit wie eh und je - die Feuerwache am St. Barbara-Ufer.

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