Der Teufel und die Feuerzangenbowle

Feste, Buchvorstellungen, Tagungen: Der Veranstaltungsort Frankenturm "brummt". Zum Jahresende wird das Mittelalter-Gemäuer gar noch zum Erlebnis-Kino: 13 Mal wird an Wochenende "Die Feuerzangenbowle" aufgeführt.

Trier. (rm.) Ein Geschenk für Trier, eine Bereicherung für das Kulturangebot der ältesten Stadt Deutschlands. In dieser Einschätzung waren sich alle Gäste des großen Frankenturm-Eröffnungsfestes am 14. und 15. April einig. Gut sieben Monate später übertrifft der Frankenturm als Veranstaltungsort die kühnsten Erwartungen. "Er ist heiß begehrt", berichtet Hans-Albert-Becker (52), Chef der Tourist-Information (TIT), die das Mittelalter-Gemäuer mit seinem Fassungsvermögen von bis zu 100 Personen im Auftrag der Stadt vermarktet und Buchungen koordiniert. Runde Geburtstage und (Goldene) Hochzeiten werden in historischem Ambiente gefeiert; außerdem ist der Frankenturm Schauplatz von kleineren Kulturveranstaltungen (Buchvorstellungen, Konzerte), aber auch von Tagungen, Versammlungen und Pressekonferenzen. Neuester Streich: Im Advent wird der Frankenturm zum Erlebnis-Kino. Ab Freitag, 30. November, zeigt die Tourist-Information in Zusammenarbeit mit dem Broadway-Kino den Ufa-Klassiker "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann in seiner Paraderolle als Pennäler-Pfiffikus Pfeiffer ("mit drei fff"). Aufführungstermine sind vom 30. November bis 29. Dezember freitags und samstags um 20 Uhr sowie sonntags um 16 Uhr. Eintrittskarten sind erhältlich in der Tourist-Information an der Porta Nigra.Die TIT will den von einer Stadtadel-Familie errichteten Wohnturm auch "als starkes Stück Mittelalter" zu Ehren kommen lassen und zur Geltung bringen. Wie die Römer-Monumente Porta Nigra ("Zenturio") oder Kaiserthermen ("Tribun Mallobaudes") erhält der Frankenturm eine eigene Erlebnisführung. Titel: "Der Teufel in Trier". Ab Anfang Mai wollen Autor Alexander Etzel-Ragusa und Darsteller Thomas Peters immer freitags um 21 Uhr "in die dunkle, sagenhafte Welt des Mittelalters in Trier" (ent-)führen. Meinung Trierische Erfolgsgeschichte So ändern sich die Zeiten. Bis zum Sommer 2005 fristete der Frankenturm ein Mauerblümchen-Dasein. Verschlossen, innen verbaut, unbenutzbar. Dann trat der Denkmalrettungs-Verein Trier-Gesellschaft auf den Plan und tat das, was die Stadt schon aus finanziellen Gründen nie und nimmer geschafft hätte. Als Ideengeber, Bauherr und Investor wollte er das 900 Jahre alte Gemäuer aus dem Dornröschenschlaf wecken. Der TV unterstützte die Wiederbelebungsaktion mit einer Benefiz-Kampagne, und die Leserinnen und Leser ließen sich nicht lumpen. Mit ihren Spenden von insgesamt mehr als 100 000 Euro machten sie das ungewöhnliche Projekt (Gesamtkosten: 300 000 Euro) möglich. Seit der festlichen Eröffnung ist der Frankenturm nicht mehr wegzudenken aus Triers Kulturangebot. Er ist heiß begehrt - sowohl als Besichtigungsobjekt wie auch als Veranstaltungsort, auch für private Anlässe. Die hohe Akzeptanz resultiert auch aus der emotionalen Verbundenheit der Trierer mit "ihrem" Frankenturm, der für die mittelalterliche Stadt und den Beginn des Bürgertums steht und nicht für die omnipräsenten und doch so wenig greifbaren Römer. Alles in allem eine trierische Erfolgsgeschichte. Und die ist noch lange nicht zu Ende. Mit der Schauspielführung (ab Mai 2008) beginnt ein neues Kapitel, das den Frankenturm verdientermaßen noch mehr in den Blickpunkt rückt. Darauf darf man als Trierer durchaus stolz sein. r.morgen@volksfreund.de

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