Der Traum vom großen Geld

TRIER. Träumen beim Ankreuzen: In den Lotto-Annahmestellen herrschte bis Samstag großer Andrang. Grund: 21 Millionen Euro winkten demjenigen, der den Jackpot knackt.

"Wir haben ein Haus gebaut. Da wäre das Geld ganz recht", sagt die Frau an der Kasse einer Trierer Lottoannahmestelle. Sie hat soeben einen "Quick-Tipp" bezahlt, einen Lottoschein mit Zufallszahlen. Hinter ihr stehen Nicole Schilling und Christian Neiss, ihre Glückzahlen kreuzen sie lieber selbst an. Was sie bei einem Lottogewinn machen würden? "Erstmal meine Ausbildung zu Ende bringen", sagt Schilling. "Ich würde ganz viele Reisen unternehmen", beschreibt eine Tankstellenpächterin ihren Traum. "Aber bloß keine Tankstellen kaufen. Eine reicht mir." Die Trierer im Tagtraum: Der Grund nennt sich Jackpot und ist an diesem Samstag mit satten 21 Millionen Euro gefüllt. Mit dem Geld könnte man sich mehrere französische Schlösser kaufen. Sich ein paar Öltanker zulegen. Oder sogar einen Weltraumflug mit russischen Astronauten buchen. "Ich wüsste gar nicht, was ich mit dem Geld machen sollte", sagt die Besitzerin einer Lotto-Annahmestelle an der Paulinstraße. "Heute spürte man schon eine Zunahme an Lotto-Teilnehmern", sagt Udo Linz von der Annahmestelle im Eintracht-Shop stellvertretend für seine Kollegen. Bundesweit, so eine erste Schätzung der zuständigen Brandenburger Lottogesellschaft, lockte der dritthöchste Jackpot seit 1991 etwa so viele Interessierte an wie der Rekordtopf des vergangenen Dezembers. So auch in Trier-Süd an der Saarstraße, wo sich bei Kioskbesitzer Peter Kiefer die Kunden "in Schüben" einstellten. Flotte Autos und Spenden in Millionenhöhe

"Alle sagen: Was soll ich mit dem Geld? Aber wenn sie gewinnen, holen sie sich das Geld doch ab", glaubt Kiefer. Ein älteres Paar, welches soeben die Zettel ausfüllt, hat da schon konkretere Vorstellungen: "Wir würden uns einen Wintergarten zulegen." Weiter nördlich, an der Straße nach Castelforte, pfeift der Wind unangenehm um die Ohren. Kaum ein Mensch ist auf der Straße zu sehen, die Häuserzeilen wirken grau. Ein paar Leute sitzen dort in einem Kiosk und füllen Fußballwetten aus. Thorsten Thömmes weiß, was er mit seinem Lottogewinn machen würde: "Auswandern und einen kleinen Betrieb eröffnen." Neben ihm steht Hans-Jürgen Kaster, er würde eine Million der Kinderkrebshilfe spenden. Eigenes Haus, traumhafte Reisen, dickes Sparkonto, schnelle Ferraris: Träume haben sie alle, sowohl die Spontan- als auch die Gewohnheits-Tipper. Aber in ihren Gesichtern zeichnet sich nur eine geringe Neugier ab. Eher wirkt die Abgabe des Lottoscheines wie ein gewohntes, samstägliches Ritual. Frei nach dem Motto: Wird wohl auch diesmal nicht klappen - aber vielleicht gewinn´ ich ja doch. "Die Lieblingszahl vieler Spieler ist die Neun", verrät die schwerbeschäftigte Petra Keller, Inhaberin einer Lottoannahmestelle am Verteilerring, zwischen zwei Abgaben von Lottoscheinen. Sie sagt, dass manche Kunden, vielleicht die Dauerlottofreunde, angemerkt hätten, dass es etwas zu häufig Jackpot-artige Gewinnhöhen gebe. Das stimmt. Aber mit 21 Millionen lässt es sich besser träumen als mit nur einer.

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