Der Vielfalt ein Podium bieten

TRIER. Die 19. Jahresausstellung der Kulturwerkstatt als Mitgliedsverein der Trierer Tuchfabrik bot rund 37 Künstlern ein Podium zur Präsentation. Neben bekannten Größen stellten auch viele Neuzugänge zum ersten Mal aus.

Seit 1985 organisiert die Kulturwerkstatt die regelmäßigen Jahresausstellungen in der Tufa. "In den letzten zwei Jahren haben wir viel Zulauf erfahren", resümiert Gründungsmitglied Heinz Kreil. Viele Künstler nutzen zum ersten Mal das Podium. Denn dort finden sie Raum, um ihre Werke ohne Bewertung einer Jury zu präsentieren und Kontakt zum Publikum aufzunehmen. Unbürokratisch und ohne festgefahrenes Konzept arbeitet die Kulturwerkstatt. "Auch drei Stunden vor der Vernissage ist es noch möglich, an der Ausstellung teilzunehmen. Manche Künstler werden ganz spontan Mitglied bei uns", sagt Heinz Kreil. Das ist die einzige Voraussetzung, um die Eigenproduktionen unterschiedlichen Spielformen der bildenden Kunst im Ausstellungssaal im zweiten Obergeschoss der Tufa hinzu zu fügen.Vier Sonderschauen integriert

Bei der 19. Neuauflage der Ausstellung wurden vier Sonderschauen in das Gesamtprojekt integriert. Den Start machte die Familie Remus aus Zweibrücken. Dazu gehören Vater Jesus mit seinen großformatigen Bildern, die er als Crash-Art bezeichnet, seine Frau Gerda, die ihren persönlichen Ausdruck in Puppen und Masken findet, und die vier Kinder Martha (9), Johanna (14), Maria (19) und Johannes (17). "Ich habe die Vision, dass meine Kinder noch in zehn Jahren mit mir ausstellen", sagt Jesus Remus. Zweite Neuerung im Reigen der Aussteller ist die Teilnahme der Lebenshilfe. Verschiedene Teilnehmer aus dem Erwachsenenwohnheim und der Kindertagesstätte Am Bach zeigen ihr künstlerisches Können. "Es ist eine tolle Möglichkeit, zu zeigen, was die Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen können", erklärt Hejo Kessler, Leiter der Integrativen Kita. Die Jahresausstellung sei dafür das ideale Forum. Carolina Fuentes ist als chilenische Künstlerin ebenfalls ein Novum in der Ausstellungsgeschichte. In ihrer Heimat hat die Malerin Kunst studiert. Seit vier Jahren lebt sie in Trier. "Hier habe ich die Freiheit so zu malen, wie ich möchte und viel mit Farbe zu machen, was in Chile an der Uni so nicht möglich wäre", erklärt sie. So sprechen die Bilder durch ihre starke Farbigkeit und die reiche Formenwelt alle Sinne des Betrachters an und zeigen eindrucksvoll den Befreiungsschlag im Leben der Künstlerin. Gilbert Roth hat sich mit seinen Collagen und der Video-Installation mit dem Titel "Magic Box" einem neuen Kapitel in der bildenden Kunst zugewandt. Bewusst möchte er sein Werk einem breiten Publikum zugänglich machen, indem er moderne Medien wie das Internet nutzt und versucht, mit Musikern zu kooperieren und deren Konzerte als sein Forum zu nutzen.Melanie Kuntz: "Ich trau' mich mal"

Neben den langjährigen Kulturwerkstatt-Mitgliedern Ulla Grass, Hans Doneck, Heinz Kreil, Patrick Rödig und Walter Müssle haben auch einige Newcomer den Sprung in die Öffentlichkeit gewagt. "Ich trau' mich mal", dachte sich die 26-jährige Melanie Kuntz, die erst vor kurzem zu Pinsel und Farbe gefunden hat. Silke Heller hingegen malt schon über zehn Jahre. "Ausdruckskunst" nennt sie ihre Bilder, in denen sie "Gefühle und Gedanken, was in mir wächst oder rumort", zu Papier bringt und unsichtbare Dinge aus dem Verborgenen holt. Seit drei Jahren bemühte sich die Kulturwerkstatt um die Teilnahme von Metallbauer Joachim Marx aus Kell am See, der bei der 19. Jahresausstellung drei Metallskulpturen zeigt. Holzbildhauerin Nadja Selting zeigt raumgreifende Objekte, die sie in ihrer gefunden Form belässt und sie mit verschiedenen Techniken bearbeitet. Für die Polin Marie-Therese Marxen-Kocurek ist das künstlerische Schaffen Therapie und Integration zugleich. So findet jede Entfaltungsform Raum bei der Arbeit der Kulturwerkstatt, die mit ihren Jahresausstellungen einen Markt der Möglichkeiten bietet.

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