Der Wald soll erhalten bleiben

Trier-Feyen · Das geplante Wohngebiet würde direkt ans Naturschutzgebiet Mattheiser Wald grenzen, auch deshalb stand das Thema Arten- und Naturschutz im Mittelpunkt des ersten Castelnau-II-Gesprächs. Doch nur wenige Bürger kamen, und niemand schien sich ernsthaft für Kammmolch und Co. zu interessieren. Dass Triers Umweltverbände in Stellungnahmen ihre grundsätzliche Kritik an dem Vorhaben bekräftigen, sieht der Projektentwickler EGP gelassen.

Trier-Feyen. Er habe eigentlich mehr Resonanz erwartet, räumte der Gastgeber zu Beginn der Veranstaltung ein. Dass nur rund 30 Bürger zum ersten Castelnau-II-Gespräch kamen, überraschte EGP-Chef Jan Eitel dann doch. Nachdem der TV im vergangenen Herbst erstmals über Pläne für ein neues Wohnquartier am Rande des Mattheiser Walds berichtet hatte, folgten die Reaktionen auf dem Fuß: "... und es kamen nicht nur positive Rückmeldungen", berichtete Eitel in der ihm eigenen Art.
Tatsächlich gibt es in der Bevölkerung und bei Umweltverbänden (siehe Extra) Vorbehalte gegen eine weitere Bebauung am Höhenhang von Feyen. Dass in Castelnau bis zu 1900 Menschen leben und rund 4000 zusätzliche Autobewegungen täglich verursachen könnten, treibt vor allem die Anwohner wichtiger Straßen in Feyen und dem benachbarten Heiligkreuz um. Dass die Bebauung an Triers einziges Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet) grenzen würde, ruft Naturschützer auf den Plan. Genau genommen hat sie die EGP gerufen, denn Eitel ging auf die Verbände zu und informierte sie frühzeitig von den Überlegungen, aus denen zwischenzeitlich eine Rahmenplan geworden ist.
"Der Arten- und Naturschutz spielt eine große Rolle", betonte Eitel beim Quartiersgespräch im EGP-Hauptquartier. Das ergibt sich schon aus der Nähe zum Mattheiser Wald. Spätestens im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens würde eine FFH-Verträglichkeitsprüfung fällig. So weit ist der Prozess noch nicht gediehen.
Zunächst will die EGP erreichen, dass das bislang für eine gewerbliche Nutzung vorgesehene Areal für den nie realisierten Handwerkerpark umgewidmet wird. Im neuen Flächennutzungsplan sollen die Flächen dann für eine Wohnbebauung zur Verfügung stehen. Einen Großteil der notwendigen Untersuchungen habe man jedoch schon jetzt durchgeführt, so Melanie Baumeister, Bereichsleiterin Städtebau der EGP. Man wollte für die zu erwartende Kritik gewappnet sein.
"Niemand hat die Absicht, einen Wald wegzumachen", versuchte Eitel beim Castelnau-II-Gespräch einem für sein Vorhaben gefährlichen Eindruck mit Ironie und einer rhetorischen Anleihe bei Walter Ulbricht entgegenzutreten. Im Gegensatz zu dem ehemaligen Staats- und Parteichef der verblichenen DDR, auf dessen Wort bekanntlich kein Verlass war, dürfe man ihn aber beim Wort nehmen. "Wir sind nicht im Außenbereich, wir bauen auch nicht auf dem Acker, sondern können Flächen im versiegelten Innenbereich entwickeln." Deshalb müssten allenfalls einige wenige Bäume weichen, doch würden auch neue gepflanzt. Und Altgehölze stünden unter besonderem Schutz. "Das ist ein 6er im Lotto", befand Eitel. Auch wenn er sich bewusst sei, dass die Größenordnung des Projekts manchen verschrecke, handele es sich angesichts des Bedarfs in Trier doch nur um "einen sehr kleinen Tropfen auf einen sehr heißen Stein."
Gleichwohl seien die Verantwortlichen verpflichtet, ein solches Projekt "so erträglich wie möglich zu gestalten", sagte Eitel. Unerträglich sei schon heute die Verkehrsbelastung entlang der "Pellinger", empörte sich eine Feyenerin. Hier sei die Politik gefordert, gab Eitel zurück, zudem werde man sich beim nächsten Castelnau-II-Gespräch am 17. März im Schwerpunkt diesem Thema widmen. Zum Bereich des Natur- und Artenschutzes kamen keine Fragen, dabei hätte die Diplom-Biologin und Gutachterin Dr. Heike Gallhoff einige Antworten parat gehabt. Nach ihrer Einschätzung sind mögliche Auswirkungen einer Bebauung auf das angrenzende FFH-Gebiet in den Griff zu bekommen - vorausgesetzt, ein Katalog von Maßnahmen wird umgesetzt. Zu diesen zählt ein "Puffersaum" zwischen Mattheiser Wald und Wohngebiet. "Wir haben keine Angst vor Kritik aus Richtung der Naturschützer", erklärte Eitel, "wir glauben, dass das eine ausgesprochen ökologische Sache ist."Extra

Schon im Vorfeld der Konversionsmaßnahme startete der Projektentwickler die Reihe "Castelnau-Gespräche". In bislang 18 Veranstaltungen informierte die EGP interessierte Bürger über den Stand der Planungen und den Grad der Umsetzung des Großprojekts. Mit größtmöglicher Transparenz höchstmögliche Akzeptanz schaffen, lautet das Ziel. Bedenken und Anregungen flossen in die Planung mit ein, etwa was die verkehrliche Anbindung des Nahversorgungszentrums anbelangt. Umgekehrt musste die EGP oft Überzeugungsarbeit leisten - beispielsweise als es darum ging, den ehemaligen Exerzierplatz zu bebauen, was von manchen Bürgern kritisch gesehen wurde. Inzwischen stehen auf dem Platz zwei Dutzend Eigenheime. Das 19. Quartiersgespräch war das erste, das sich Castelnau II widmete. Am 17. März wird es um das Thema Verkehr gehen. mstExtra

In Stellungnahmen positionierten sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund in Sachen Castelnau II. Zwar attestieren die Verbände, dass der "Untersuchungsrahmen zur Abklärung der Naturschutzbelange" weitestgehend "ausreichend" und auch "vorbildlich" sei, doch in puncto FFH-Verträglichkeit stellen sie die Ergebnisse infrage. Klärungsbedarf bestehe etwa bei den Auswirkungen einer Bebauung auf die vorhandenen Bestände der Bechsteinfledermaus. Auch sei unklar, "inwieweit bei einer Bebauung die Population des Hirschkäfers als Charakterart des FFH-Gebiets durch die zukünftige Beleuchtung beeinträchtigt werden könnte." Ungemach fürchten die Verbände für die Wildkatze. Hier sei zu befürchten, dass für diese Wanderungen ohne größere Gefahren kaum noch möglich wären, wenn neben Castelnau II auch der Bereich Brubacher Hof bebaut werde. Zu bedenken geben die Verbände zudem, dass die klimatische Situation Triers hinsichtlich Kaltluftabfluss nach wie vor "äußerst problematisch" sei. Ein neues Quartier am Rande des Mattheiser Walds werde diese Situation eher verschärfen. mst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort