Der Zwerg am Berg

Die Grundschule Pallien liegt auf der Nahtstelle zwischen den Stadtteilen Pallien und Trier-West. Mit 58 Schülern in vier Klassen ist sie die kleinste Schule in Trier. Und von der Lage her eine der schönsten.

Trier. Direkt am Fuß des Markusberges, gleich unterhalb der Mariensäule steht das lachsfarbene Gebäude, in fröhlichem Kontrast zum futuristischen Schnitt der benachbarten Kindertagesstätte. Schön platziert auf leichter Anhöhe, mit knuffigem Schulhof, davor Wohnhäuser und dahinter der Wald. Das hat was Idyllisches. Vielleicht auch ein Grund, warum es die Schule noch gibt, obwohl sie die handelsüblichen Schüler-Messzahlen kaum mehr erreicht. "Aber die Tendenz bei den Schülerzahlen ist wieder steigend", freut sich Schulleiterin Carola Siemon. Vor zehn Jahren waren hier mehr als doppelt so viele Schüler untergebracht. Die frei gewordenen Kapazitäten sorgen nun für ein mehr als großzügiges Raum-Angebot. Da reicht es auch für Bücherei, Computer-Raum, Troll-Raum und Küche - alles eingerichtet dank der Hilfe von Sponsoren Rotary Club und Nikolaus-Koch-Stiftung. Auch eine eigene Schulband probt hier, mit Instrumenten, die der Ortsbeirat finanziert hat. Bei dem Stadtteil-Gremium habe man "jedes Jahr einen Wunsch frei", erzählt die Schulleiterin. Das nur vierköpfige Kollegium lässt wenig Spielraum für Angebote außerhalb des klassischen Schulspektrums. Trotzdem gibt es hier AGs, wenn beispielsweise engagierte Väter Kurse anbieten. Aber der kleine Personalbestand garantiert auch eine familiäre Atmosphäre: "Hier kennt jede Lehrerin jeden Schüler", versichert die Rektorin.Die Zusammensetzung der Schülerschaft entspricht der Lage der Schule zwischen gutbürgerlichem Wohngebiet und sozialem Brennpunkt: von brav bis verhaltensauffällig ist alles vertreten. Früher gab es eine säuberliche Trennung in eine "Palliener" und eine "Trier-Wester" Klasse - worüber Pädagogen heute nur noch staunen können. Man habe "eine gesunde Mischung", sagt Förder-Lehrerin Hiltrud Kleinsorge, die für zehn Stunden in der Woche das Kollegium ergänzt. "Die Zeit reicht gerade für Chaosbeseitigung und Schadensbegrenzung", sagt sie lachend, aber die Ironie hat einen ernsten Hintergrund. Zur Erreichung des Qualitätsziels der Schule, eine Verbesserung der sprachlichen und sozialen Kompetenzen der Schüler, könnte man mehr Förderung brauchen. Eine Sonder-Sprachförderung gibt es beispielsweise nur für Kinder mit Migrations-Hintergrund. Dabei sei, berichtet Kleinsorge, gerade für die einheimischen Kids "Deutsch oft die erste Fremdsprache". Gewaltprävention und Konfliktbewältigung stehen regelmäßig auf dem Lehrplan. Man kooperiert mit den örtlichen Kitas und dem Schulsozialarbeiter vom benachbarten Reichertsberg. Im Flur präsentieren sich auf einer Foto-Tafel stolz die kleinen "Streitschlichter", die bei Knatsch innerhalb der Schüler als Anlaufstelle zur Verfügung stehen. Und wer Mühe hat, sich zu beruhigen, für den hängt ein mächtiger Sandsack im Keller.Für Betreuung außerhalb der Schulzeiten besteht hier wenig Nachfrage - die Hortversorgung rundum deckt den Bedarf. Ansonsten sieht man die meisten Eltern eher selten in der Schule, auch der Förderverein kämpfe "immer ums Überleben", sagt Rektorin Carola Siemon. Da fehlt der Schule ein Pfund, mit dem andere wuchern können. Zum Glück wurde das Gebäude Anfang der 90er Jahre gründlich renoviert. Ein frischer Innenanstrich könnte nicht schaden, ansonsten besteht wenig Grund zur Klage über den baulichen Zustand. Eher schon darüber, dass eine Turnhalle fehlt. Bei guten Wetter hilft die üppige Ausstattung des Sport- und Spiele-Containers für den Schulhof - auch wiederum dank Sponsoring. Morgen in unserer Serie: Die Grundschule Kürenz.

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