Der älteste Höhenstadtteile

FILSCH. Ein ebenso schiefes wie großes Jubiläum wird Filsch Ende August feiern: 1030 Jahre soll der Ort nun alt sein. "Mindestens so alt", sagt Karl-Josef Gilles, Ortsvorsteher und Historiker.

 Mittelpunkt des Stadtteils: Die Kapelle ist das dritte Gotteshaus, das an dieser Stelle erbaut wurde.Foto: M. Stölb

Mittelpunkt des Stadtteils: Die Kapelle ist das dritte Gotteshaus, das an dieser Stelle erbaut wurde.Foto: M. Stölb

Am Anfang war der Hof, und der Hof hatte sechs Bauerngüter, und jedes Gut konnte 30 Morgen Land sein Eigen nennen. Hof samt Gütern und Land soll der Trierer Erzbischof Theoderich der wiederhergestellten Benediktinerabtei St. Maria ad Martyres (St. Mergen) überlassen haben. So zumindest steht es in einer Urkunde, die auf das Jahr 973 datiert ist und den Namen "Vilche" (Filsch) bezeugt. Diese erstmalige urkundliche Erwähnung gilt dem Stadtteil als Geburtsjahr, doch das Filsch viel älter sein muss, glaubt nicht nur Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles: "Wenn es zu diesem Zeitpunkt neben dem Haupthof bereits sechs weitere Anwesen gab, dann werden die Anfänge Filschs noch ein paar Jahrzehnte weiter zurückliegen", ist der Historiker überzeugt.Da sich Jubiläen aber nun mal nur an einem fixen Datum festmachen lassen, feiert der Stadtteil Ende August seine große 1030-Jahr-Feier. Ein recht schiefes Jubiläum - offenbar wurde der 1025. Geburtstag verschwitzt.Verspätete Feier hin oder her: Filsch nimmt für sich den Titel "ältester Trierer Höhenstadtteil" in Anspruch. Wobei sich die heutige Ortschaft über Jahrhunderte auf einige wenige Anwesen beschränkte: So bestätigte Erzbischof Poppo von Babenberg der Benediktinerabtei 1030 erneut den Besitz des Hofs mit sechs Bauerngütern.Lange Zeit müssen acht Familien in den Anwesen gelebt haben. Pest und vor allem der 30-jährige Krieg hinterließen jedoch ihre Spuren, weshalb zeitweilig nur vier bis fünf Familien den Hof bewohnten.Bis ins 18. Jahrhundert hinein beschränkte sich die Siedlung auf die Bauerngüter, die hufeisenförmig um die Kirche standen. Ein erstes Filscher "Neubaugebiet" entstand erst um 1720. Doch nicht in direkter Nachbarschaft zum Hof wurde erweitert, sondern im heutigen Bereich der Mainstraße.Erst die Säkularisation schuf Anfang des 19. Jahrhunderts die Voraussetzungen für die Erweiterung des Orts auch im Bereich Hofbungert und obere Luzienstraße.Letztere erhielt ihren Namen von der heiligen Luzia, die - so sagt es die Überlieferung - "jungfräuliche Märtyrerin" zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert den heiligen Agritius als Pfarrpatron abgelöst haben muss. Nun findet sie sich im neuen Wappen von Filsch, das eigens zum Jubiläum entworfen wurde. Grün und weiß sind nun die Farben Filschs, außer Luzia finden auch noch eine doppelte Ähre, ein Rad und eine grüne Traube Platz auf dem Wappen. Sie symbolisieren den Ort und seine Schwerpunkte: Ackerbau, Weinbau und Industrie (seit 1969 gibt es in Filsch ein Korkwerk).Vom 29. bis 31. August werden die Filscher ihr Jubiläum feiern. Und damit einmal mehr ihre Eigenständigkeit demonstrieren. Bei Filscher Wildgulasch und viel Musik werden es sich die Festgäste gut gehen lassen. Außerdem steht ausnahmsweise eine "richtige" Sonntagsmesse auf dem Programm in der Festhalle der Korkindustrie.Morgen: Das Vereinsleben - ein Thema für sich.

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