Der geheime Investor

TRIER. Weil es keinen Investor gebe, müsse das Anwesen in der Wechselstraße auf Kosten der Stadt abgerissen werden, informierte Baudezernent Peter Dietze im April den Bauausschuss. Dabei versucht ein Trierer Investor seit über einem Jahr, mit der Stadt über Kauf und Bebauung des Grundstücks einig zu werden.

Das seit über 15 Jahren leer stehende städtische Anwesen in der Wechselstraße/Ecke Gervasiusstraße soll abgerissen werden. Das hatte der Bauausschuss in seiner April-Sitzung beschlossen. "Umfangreiche Bemühungen, einen Investor zu finden, schlugen fehl", heißt es in der Begründung für den Abriss des Hauses, das einst auf der Liste des Denkmalpflegeamtes stand. Alle Bemühungen, das über 100 Jahre alte Anwesen zu erhalten, seien nutzlos gewesen: "Wegen der hohen Sanierungskosten war kein Bauherr zu finden." Dabei steht die Trihaus GmbH seit Sommer 2004 mit der Stadtverwaltung in Verhandlungen über den Kauf des Grundstücks und dessen Bebauung. "Dass es einen potenziellen Investor gab und gibt, ist uns nie mitgeteilt worden", wundert sich Dominik Heinrich, Architekt und Grünen-Ratsmitglied. "Erst gab es Unstimmigkeiten zwischen Planungs- und Bauamt, ob das Grundstück überhaupt zum Verkauf steht", sagt Investor Joachim Atzorn von der Trihaus. "Dann haben wir der Stadt das Angebot gemacht, die Fassade des Gebäudes und die Keller zu erhalten." Doch von Seiten der Verwaltung habe es geheißen, man sei nicht an der Erhaltung des Gebäudes interessiert, da geplant sei, die Wechselstraße zu verbreitern. "Daraufhin haben wir Pläne für einen Neubau eingereicht." Über zehn Monate habe man sich mit dem Bauamt über mögliche Bebauungen auseinandergesetzt. "Schließlich hat die Stadt uns genaue Vorgaben für Form, Fassade und Dach gemacht. An die haben wir uns bei unserer vierten Planung gehalten", sagt der von Trihaus beauftragte Architekt Peter Stahl von der Trierer Architektengruppe Formart. "In einer Besprechung hatte Baudezernent Dietze uns zugesichert, dass diese Anforderungen mit dem Architekturbeirat abgestimmt werden", sagt Stahl. Doch abgesprochen war gar nichts: "Ich habe mich sehr darüber geärgert, dass das Planungsamt Vorgaben gemacht, aber uns darüber nicht informiert hat", sagt Francois Valentiny, Sprecher des Architektenbeirats, "so hat man die Planer ins offene Messer laufen lassen." Denn der Architektenbeirat war mit den Entwürfen von Formart nicht einverstanden. Form, Fassade und Dach - nach städtischen Vorgaben geplant - fanden bei den Experten keinen Gefallen. "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir von einer Veräußerung des Grundstücks an den Investor Trihaus und somit von einer weiteren Entwurfsbearbeitung absehen", teilte daraufhin Baudezernent Dietze am 13. Juli in einem Schreiben der Trihaus mit. "Ich werde veranlassen, dass das Gebäude erst einmal abgebrochen wird, damit die bereinigte Fläche in Ruhe neu beplant werden kann.""Schwierig zu bebauen"

Das Grundstück sei überaus schwierig zu bebauen, heißt es weiter in dem Brief. Ein vom Architekturbeirat vorgeschlagener Architektenwettbewerb sei jedoch "aus Zeit- und Kostengründen" nicht umsetzbar. Gleichzeitig betont Diezte, dass eine "schnelle Lösung" ebenfalls nicht gewünscht sei. "Unvorstellbar! Da wird erst seitens der Stadt monatelang eine Hinhaltetaktik gefahren, um uns dann nach zehn Monaten Vorgaben zu machen, die wir zwar umsetzen, aber die vom Architektenbeirat abgelehnt werden", ärgert sich Architekt Stahl. Warum die Stadt so wenig Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit zeigt, versteht auch Investor Atzorn nicht: "Im Gespräch war ein Grundstückspreis von rund 800 000 Euro, über 100 000 Euro hätte uns zusätzlich der Abriss gekostet. Jetzt will die Stadt die Abrisskosten tragen und auch noch in die Zwischenlösung, einen Parkplatz, investieren. Dabei wären wir immer noch bereit, neue Pläne einzureichen - gerne welche, bei der die historische Fassade erhalten bleibt."

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