Der geheime Kronprinz

Die SPD Trier übt sich in Geheimhaltung. Auch Fraktionsvize Peter Spang weicht direkten Fragen aus - und offenbart damit, dass die Sozialdemokraten gerade die Folgen einer echten Führungskrise erleben.

Trier. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2009 erfüllt bereits Denken und Handeln der politischen Verantwortungsträger, aber dennoch will die SPD der Öffentlichkeit plausibel machen, eine maßgebliche Frage jetzt noch nicht beantworten zu können. Wer wird Friedel Jaeger als Fraktionschef ablösen? Weder Jaeger selbst noch die Vorsitzende der Trierer SPD, Ministerin Malu Dreyer, wollen sich dazu äußern und verweisen auf einen Parteitag gegen Ende des Jahres.Dabei ist diese Frage doch bereits beantwortet worden, und zwar direkt nach der üblen Niederlage in der Kommunalwahl 2004. Peter Spang sollte als Nummer zwei in der Ratsfraktion in die Rolle des Thronerben gehoben werden. Der Diplom-Rechtspfleger trat 1994 der SPD bei und wurde schon zwei Jahre später Vorsitzender der SPD Trier-Nord. Diese Position behielt er acht Jahre lang und hätte sie wohl heute noch, wäre er nicht nach Trier-Süd gezogen.Doch in den vergangenen vier Jahren war der Kronprinz in den Ratssitzungen nicht als solcher zu erkennen. Friedel Jaeger blieb dominant und omnipräsent. Daraus resultieren zwei entscheidende Fragen: Sieht Jaeger in Spang den geeigneten Nachfolger? Wenn nicht: Wer soll es denn sonst werden? Jaeger schweigt. Man kann festhalten, dass er zum Aufbau Spangs als Nachfolger zumindest nicht erkennbar beigetragen hat.Spang selbst scheint über das Interesse an seiner Person nicht erfreut zu sein. Will er überhaupt neuer Fraktions-Chef werden? "Diese Frage werde ich heute nicht beantworten", sagt er und verweist ebenso wie Dreyer und Jaeger auf den Parteitag Ende 2008. "Die Fraktion braucht in den nächsten Jahren keinen Lokführer, sondern eine teamfähige Führungskraft." Was auch immer das heißen soll. "Für mich steht fest, dass ich mich wieder für ein Stadtratsmandat bewerben werde." Eine verständliche Antwort. Spang weiß, er braucht die Partei und die Fraktion hinter sich. Öffentliche Unmutsbekundungen könnten ihn politisch vernichten.Malu Dreyer wurde im Januar 2005 mit euphorischem Jubel der Genossen zur neuen Vorsitzenden der SPD Trier gewählt. Die Kommunalwahl 2009 wird ihre erste große Prüfung sein. Bis heute ist sie Fragen nach ihrem Wunschkandidaten für die Fraktionsspitze stets ausgewichen. Ein direktes Gespräch zwischen Dreyer und Spang über dieses Thema gab es dem Vernehmen nach bis heute nicht. Hat sie einen anderen Favoriten - oder eine Favoritin - in der Hinterhand? Dieser Rückschluss liegt nahe. Wenn Jaeger und Dreyer ohne Vorbehalte hinter Spang stehen würden, hätten sie keinen Grund, das auch jetzt noch hartnäckig zu verschweigen. Wenn die SPD-Spitze Ende 2008 zum Parteitag zusammentritt und nach Jahren der Stille verkündet, sich jetzt doch für Spang entscheiden zu haben, sorgt sie damit eher unbeabsichtigt für Heiterkeit.Wer soll es machen? Vor einem Jahr wurden auf dem Parteitag im Haus Gillenbachtal Sven Teuber, Begona Hermann und Jörg Holstein als stellvertretende Vorsitzende in den geschäftsführenden Vorstand aufgenommen. Doch die SPD schweigt. Immer noch.

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