Der kleine Bruder des Krieges

TRIER. Aus dem Wilden Westen an die Mosel: Die von den Indianern erfundene Sportart Lacrosse hat auch in der Region Anhänger gefunden. Die Legionäre Trier bestreiten in diesem Jahr ihre zweite Saison in der Westdeutschen Lacrosse-Liga.

 Verteidiger und Angreifer haben sich vor dem Tor ineinander verhakt Obwohl Lacrosse eine Kontaktsportart ist, sind schwere Verletzungen sehr selten. Foto: Christian Sander

Verteidiger und Angreifer haben sich vor dem Tor ineinander verhakt Obwohl Lacrosse eine Kontaktsportart ist, sind schwere Verletzungen sehr selten. Foto: Christian Sander

Was machen 20 Männer in Schutzausrüstung mit einem Netz an einer langen Stange, die einem Hartgummiball nachjagen? Richtig, sie spielen Lacrosse. Entstanden ist diese Sportart bei den nordamerikanischen Indianern. Sie wurde in Kanada und den USA bekannt und findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. "Kondition ist das A und O", erklärt Immanuel Bartz, Teamkapitän der Legionäre Trier. Lacrosse gilt als "der schnellste Sport auf zwei Beinen". Muskelmasse sei für die Spieler weniger wichtig, viel mehr komme es auf Ballgefühl und ein wenig taktisches Verständnis an.Irgendwo zwischen Eishockey und Handball

Vom Feldaufbau her ist Lacrosse am ehesten mit Eishockey zu vergleichen. Die Tore sind ein wenig größer, und es darf auch hinter ihnen gespielt werden. Vom Spielfluss her ähnelt der Sport am ehesten dem Handball. So wird das Mittelfeld sehr schnell überbrückt, das Spiel findet vor den Toren statt, und entsprechend häufig fallen Treffer. Auch wenn der indianische Name der Sportart übersetzt "der kleine Bruder des Krieges" heißt, sei Lacrosse ein Gentleman-Sport, betont Bartz. "Der Name schreckt viele ab, aber Lacrosse ist keine brutale Sportart." Die Spieler hätten zwar häufiger blaue Flecken, aber: "Böse Verletzungen sind eigentlich ausgeschlossen, ich weiß von keinem, der sich schlimm verletzt hat." Einzig erlaubte Angriffsfläche sind der Torso und die Arme, die durch Brustpanzer und Ellbogenschoner geschützt sind. Zudem gebe es rigorose Schiedsrichter, die jeden Regelverstoß sofort abpfeifen, erzählt der Teamkapitän. In der vergangenen Saison spielten die Legionäre zum ersten Mal in der Westdeutschen Lacrosse-Liga. Weil das Team noch zu wenige Spieler hatte, schloss man sich mit der zweiten Mannschaft aus Aachen zusammen. Zwar wurden die Legionäre ohne einen einzigen Sieg Letzter. "Doch die Saison war erfolgreich, weil wir viel lernen konnten", sagt Bartz. Auch in der im September startenden neuen Saison wolle man noch einmal mit Aachen zusammen spielen. "Wir hoffen, danach alleine starten zu können", betont der 23-Jährige. Bisher besteht das Team zum größten Teil aus Studenten, drei Realschüler sind die einzige Ausnahme. "Wir wollen mehr Trierer in den Verein bekommen", sagt Bartz. Zu diesem Zweck streben die Legionäre eine Eingliederung in den FSV Tarforst an.Unerfahrene Spieler sind willkommen

"Wir sind ein Team, in dem unerfahrene Spieler immer willkommen sind." Schon ab 13 Jahren könne man mit Lacrosse anfangen. Am Anfang brauche man ein bis zwei Wochen, um das ungewohnte Fangen und Passen mit dem Schläger zu lernen, berichtet Till Hayer, seit 2003 Angreifer bei den Legionären. "Doch vor kurzem hat einer unserer Neulinge nach zwei Monaten Training sein erstes Tor in einem regulären Spiel gemacht", fügt Mittelfeldmann Nicolas Motz hinzu. Zur Zeit trainiert das Team auf dem Sportplatz der Fachhochschule, im Winter in der Uni-Sporthalle. Trainer der Legionäre ist der US-Amerikaner Scott Tucker, der an der Air-Base Spangdahlem stationiert ist und seit 15 Jahren Lacrosse spielt. Kontakt: immanuelbartz@aol.com; Trainingszeiten: Dienstag und Donnerstag, 18.30 Uhr bis 20 Uhr. Sommer, Urlaub, freie Zeit: Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, einmal etwas Neues auszuprobieren. Der TV stellt in loser Folge ausgefallene Sportarten vor, die oft wenig bekannt sind, aber auch in der Region Trier zunehmend Anhänger finden.

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