Der normale Wahnsinn

Erst am Samstag kam das Altstadtfest so richtig "in die Gänge". Der teils heftige Regen hatte zum Auftakt am Freitag die Stimmung verhagelt. Die Polizei verzeichnete "keine größeren Zwischenfälle", Sanitäter sprechen von "ganz normalem Wahnsinn".

Trier. "100 000 Besucher" ziehe das Altstadtfest alle Jahre wieder an, heißt es. Wie diese Zahl zustande kommt, weiß niemand so genau. Offizielle Erhebungen gibt es jedenfalls nicht. Für dieses Jahr gibt es nicht einmal eine einheitliche Meinung. Von "relativ gutem Besuch" sprach die Polizei am Sonntag. Elfriede Hein, Betreiber eines der "Gädemchen" (Kiosk) an der Gangolfkirche, sieht es anders: "Es war deutlich weniger los als letztes Jahr", sagte sie und spricht damit vielen Betreibern der insgesamt 150 Stände aus dem Herzen: "Das war diesmal kein gutes Geschäft", bilanziert ein "gefrusteter Bierzapfer".Der Hauptschuldige war schnell ausgemacht, ist aber nicht zu belangen: Petrus, angeblich auch für das Wetter zuständiger Stadtpatron, erwies sich als Spielverderber. Lange und ergiebige Schauer bestimmten bis zum frühen Samstagabend das Geschehen; erst anschließend herrschte Fest-taugliche Witterung - und schon strömten die Massen. Sie erlebten ein Volksfest, das sich in weiten Teilen besser präsentierte, als sein ramponierter Ruf es hatte vermuten lassen. Viele ausgesprochen gute Bands, überwiegend angenehme Stimmung und in der zweiten Halbzeit stabiles Wetter. Für Werner Orth (RPR), der seit 15 Jahren zu den Programm-Machern zählt und erneut exzellente Unterhaltung auf der Domfreihof-Bühne bot, liegt die Zukunft der von den Straßen- und Interessengemeinschaften mit städtischem Segen ehrenamtlich organisierten Veranstaltung dennoch im "Gesundschrumpfen":18 Festbesucher im Krankenhaus

"Vielleicht weniger Bühnen, auf jeden Fall aber weniger Stände. Es gibt zu viele, die einfach nicht auf das Altstadtfest gehören. Da muss der Mix dringend geprüft werden."Wo ein Mix nicht geprüft wird, da kann es allerdings auch zu Luxusproblemen kommen. So gestern Abend. Da lieferten sich Guildo Horn (Porta-Bühne), Thomas Schwab und seine um Michael Kiessling verstärkte Truppe (Domfreihof) und die Band "Chock-a-Block" (Kornmarkt) zeitgleich ein Regionalmatadoren-Fernduell der Marke "Die Qual der Wahl".Die Polizei spricht von einem "Altstadtfest ohne außergewöhnliche Vorkommnisse"; es habe keine größeren Vorfälle gegeben. Ähnlich auch die Einschätzung der Sanitätsdienste: "Es war der ganz normale Wahnsinn", kommentierte Helmut Bonerz vom Deutschen Roten Kreuz. Insgesamt 60 Sanitäter von DRK und Malteser-Hilfsdienst sowie eine Notärztin hätten "die übliche Palette von gebrochenen Nasen bis hin zu übermäßigem Alkoholkonsum" verarzten müssen. Bis Sonntagmorgen seien insgesamt 18 Festbesucher ins Krankenhaus eingeliefert worden. Offenbar nicht zu helfen war den vier jungen Männern, die am Sonntag gegen 13 Uhr einträchtig in der "Sieh um Dich" gegen eine Hauswand urinierten - einen Steinwurf von der nächsten Toilette entfernt. Sie ließen sich auch von protestierenden Passanten nicht stören. Mehr Bilder zum Altstadtfest gibt es auf Seite 24

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