Der stille Riese

Noch ist der Name unbekannt, aber bald dürfte die Antonia-Ruut-Stiftung ein gefragter Ansprechpartner in Trier und Umgebung sein. Die von einem Unternehmer gegründete Stiftung kümmert sich lokal und international um ein breites Spektrum an Bedürftigen.

 Das Büro der Antonia-Ruut-Stiftung ist in der Trierer Fußgängerzone zu finden. TV-Foto: Dieter Linz

Das Büro der Antonia-Ruut-Stiftung ist in der Trierer Fußgängerzone zu finden. TV-Foto: Dieter Linz

Trier. Es gibt Geschichten, die klingen ein bisschen nach Märchen. Zum Beispiel die von Gustav Ruut, den die Wirren des 2. Weltkriegs von seiner Heimat Estland nach Dortmund verschlugen, wo er nicht nur seine Frau Antonia kennenlernte, sondern auch aus dem Nichts ein erfolgreiches Unternehmen als Textilgroßhändler aufbaute.

Vielleicht war es der frühe Krebstod seiner Frau, der Ruut bewegte, sein Millionen-Vermögen in Form einer Stiftung der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Bei einem Geldinstitut in Luxemburg, das seine Finanzen betreute, lernte er zwei Bänker aus der Region Trier kennen, die seine Begeisterung für die Idee einer Stiftung teilten. Die Zusammenarbeit wuchs über Jahre, und so kam es zu der eher zufälligen, aber durchaus glücklichen Fügung, dass die Ende 2006 gegründete Antonia-Ruut-Stiftung ihren Sitz in Trier nahm.

Schnitt. Ein Büro in der Trierer Fußgängerzone, nicht weit von der neuen Trier-Galerie. Kein Prunk, kein Schnickschnack, kein Sekretariat. Hier arbeiten Peter Mischo und Peter Hoddenbagh. Sie haben ihre Führungs-Jobs bei der Luxemburger Bank aufgegeben und widmen sich dem Aufbau der Ruut-Stiftung. Gustav Ruut ist 2007 gestorben, aber seine Vorstellungen prägen die Arbeit der Stiftung. "Wir kennen seine Ideen genau und sind ihrer Umsetzung verpflichtet", sagen die beiden Geschäftsführer.

In den Stiftungszwecken spiegelt sich die Lebensgeschichte von Gustav Ruut wider. Hungernde, Flüchtlinge und Katastrophen-Opfer sollen unterstützt werden, ebenso wie hilfsbedürftige Kinder. An Krebs Erkrankte können mit besonderer Hilfe rechnen, aber auch an die Eingliederung junger Straffälliger hat der Stifter gedacht. Auch die nachhaltige Armutsbekämpfung in der dritten Welt hat sich die Ruut-Stiftung auf die Fahnen geschrieben, verbunden mit dem Aufbau einer besseren Versorgung mit Trinkwasser und medizinischen Einrichtungen.

International hat man in den letzten Monaten Projekte in Äthiopen, Tschad, Kongo, Ukraine und Polen unterstützt. Auch das Krankenhaus-Schiff "Africa Mercy" fährt mit Hilfe der Antonia-Ruut-Stiftung. Sie arbeitet mit Partnern wie der Caritas, den Maltesern und "World Vision" zusammen. "Wir wollen uns nicht in Alleingängen verzetteln", betont Peter Hoddenbagh.

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Rund 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel sollen in regionale Trierer Projekte fließen. "Wir wollen unmittelbar verfolgen können, was wir mit unserem Geld bewegen", sagt Peter Mischo. Für die "Trierer Tafel" hat man ein Fahrzeug gespendet, der "Villa Kunterbunt" erlebnispädagogische Maßnahmen finanziert. 75 000 Euro für Kinder aus ärmeren Familien hat man an 56 Schulen der Region verteilt - eine beispiellose Aktion. Der Hospiz-Verein konnte sich über Patenschaften freuen.

Stiftung gibt Hilfe zur Selbsthilfe

 Abenteuer-Touren und Pferde-Freizeiten für die Kinder der Villa Kunterbunt wie hier in Hochweiler: Die Antonia-Ruut-Stiftung macht es möglich. Foto: Archiv/Anja Fait

Abenteuer-Touren und Pferde-Freizeiten für die Kinder der Villa Kunterbunt wie hier in Hochweiler: Die Antonia-Ruut-Stiftung macht es möglich. Foto: Archiv/Anja Fait



Die Stiftung hat einen Aufsichtsrat, aber Förder-Entscheidungen treffen die beiden Geschäftsführer. Und deren Prinzip lautet: Hilfe zur Selbsthilfe. Projekte, die ehrenamtliches Engagement einbringen und mit bescheidenen Mitteln viel bewegen, stehen in der Prioritäten-Liste ganz oben.

Bislang war die Öffentlichkeitsarbeit recht zurückhaltend, man wollte zunächst in Ruhe Aufbauarbeit leisten. Jetzt steht die Homepage www.antonia-ruut-stiftung.de, die Strukturen sind geschaffen. Dass der Gang an die Öffentlichkeit zu deutlich mehr Nachfragen führen wird, ist Peter Mischo und Peter Hoddenbagh klar. Kein Wunder, dass sie als ehemalige Bänker Zurückhaltung üben, wenn es um Fragen nach der Finanz-Ausstattung ihrer Stiftung geht. "Wir sind sicher die zweitgrößte Stiftung in Trier und eine der größeren in Rheinland-Pfalz" - so viel verraten sie. Insider schließen daraus auf eine hohe sechstellige Summe, die jährlich zur Verfügung steht.

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