Der überdimensionale Briefkasten

TRIER. Jeder Brief, der in einen Trierer Briefkasten geworfen wird, landet zuerst im Briefzentrum in Ehrang. Auf den ersten Blick ein Tohuwabohu. Doch wer näher hinguckt, erkennt ein straff organisiertes System. Eine Reportage.

Es ist BZA im BZ der Leitregion 54 - Trier-West-Eifel: Abgangsdienst im Briefzentrum Trier. Post, die aus Trier weggeht, wird bearbeitet.An die Abkürzungen muss man sich gewöhnen, sonst ist man als Laie schnell verwirrt oder lässt sie sich wieder und wieder entschlüsseln. Albert Biewers tut dies geduldig. Er ist Sachgebietsleiter in diesem überdimensionalen Briefkasten in Ehrang.Von der Empore der Verwaltungseinheit hat er einen netten Blick auf das Treiben von Maschinen und Angestellten. In deren Mittelpunkt steht nur eines: Post, Briefsendungen aller Art.Was am Anfang noch wie ein einziges Tohuwabohu aus gelben Kisten, Säcken, Menschen und Geräten erscheint, ergibt nach ein paar Erklärungen Sinn. Alles hat Ordnung und System, geteilt durch drei: Die Welt des Briefzentrums (BZ) besteht - stark vereinfacht - aus S/Kbf (Standardkompaktbrief), Großbrief und Maxibrief. Entsprechend aus kleinen, mittleren und großen gelben Kisten. Und aus drei parallel verlaufenden Arbeitseinheiten.Jedem Brief das seine. Alle gemeinsam kommen vorne rein und hinten wieder raus. Genauer gesagt geht es die ganze Zeit ums Sortieren und das natürlich nach Postleitzahl.Vieles wird mittlerweile maschinell erledigt. Das war nicht immer so. Albert Biewers kennt es noch anders. "Die Lesegeräte gibt es seit 1989. Vorher wurde alles per Hand gemacht", erklärt Biewers. Jetzt laufen maximal 33 000 Briefe pro Stunde durch die hochsensible Maschine für Standardkompaktbriefe.Nur wenige Anschriften können von den Geräten nicht entziffert werden. Das ist vor allem bei Postkarten oder ungewöhnlichen oder undeutlich beschriebenen Briefen der Fall. Sie werden nach alter Methode manuell in viele kleine Fächer eingeordnet.Schnelligkeit und Konzentration sind wohl die wichtigsten Eigenschaften, die man als einer der 170 Angestellten aufweisen sollte. Schließlich muss innerhalb weniger Stunden, ziemlich genau bis 21.30 Uhr, alles erledigt sein.Um 21.30 Uhr setzen sich nämlich bereits die Wagen in Richtung Koblenz und Saarbrücken in Bewegung. Für einige geht es weiter nach Frankfurt oder Köln zu den HUB, (Hauptbearbeitungsbasen), eventuell noch per Nachtflug in entfernte Regionen Deutschlands oder ins Internationale Briefzentrum in Frankfurt."E+1": Am nächsten Tag beim Empfänger

Alles ist vor allem einer Maxime verschrieben: "E+1". Eingeworfen und am nächsten Tag zugestellt. In 96 Prozent der Fälle klappt dies.Nur wenige Sendungen kommen gar nicht oder nur auf großen Umwegen an. Das kann passieren, wenn weder der Zielort noch der Absender zu entziffern sind. Diese Briefe sind "unanbringlich" und landen in Marburg in der "Ermittlungsstelle". Dort sitzen vereidigte Mitarbeiter, die die Post öffnen dürfen, um den Absender oder Empfänger herauszufinden.Das ist die absolute Ausnahme bei den 500 000 Sendungen am Tag. 500 000 Rechnungen, Botschaften, Mitteilungen, Urlaubsgrüße, Glückwünsche und Schicksale. Hört sich enorm an. Und dabei ist Trier im Bearbeitungsvolumen "nur" die "S-Klasse" unter den 82 BZ in Deutschland. Was die Ausstattung anbelangt aber "Größe M".Insgesamt ist ein Rückgang zu verzeichnen, was laut Biewers nicht so sehr auf die Aufhebung des Monopols für Briefe über 100 Gramm zu Beginn des Jahres zurückzuführen ist. "Die mäßige konjunkturelle Lage wirkt sich auch auf die Post aus. Unsere größten Kunden sind schließlich Geschäftskunden", sagt Albert Biewers.Der Weihnachtsverkehr immerhin boomt noch. Wenn auch nur in der einen Woche vor Weihnachten. Daran werden die Mitabeiter in der schwül-warmen Halle aber jetzt mit Sicherheit noch nicht denken. Sie müssen zügig arbeiten. Um zwei Uhr nachts beginnt die nächste Schicht: die Eingangsbearbeitung. Dann wird wieder sortiert, in Kisten verpackt und schließlich in Trier und Umgebung zugestellt.

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