Der vergessene Stadtteil

Triers Westen wird bei einem Forschungsprojekt der Universität unter die Lupe genommen. Entstehen soll ein Konzept mit Verbesserungsvorschlägen für das Leben im Stadtteil. Mit einem bunten "Moselaktionstag" am 26. August startet die Aktion.

Trier. "Es scheint, als seien Trier-West und Pallien vergessen worden bei der Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten", sagt Universitäts-Dozent Christian Muschwitz. Der promovierte Stadtplaner muss es wissen: Drei Jahre lang hat er mit seiner Familie in der Eurener Straße gewohnt. "Sehr gerne", betont der zweifache Vater. "Es gibt schöne Ecken in Trier-West und Pallien, man ist schnell in der Stadt, die Nahversorgung ist gut." Aber es gibt auch massive Probleme zwischen Konrad-Adenauer- und Kaiser-Wilhelm-Brücke: "Das Wohnumfeld ist teilweise katastrophal, die Bausubstanz vieler Häuser schlecht, es gibt ein erhebliches Verkehrsproblem, riesige brachliegende Flächen und eine Hauptstraße, die mitten durch den Stadtteil führt", zählt Musch witz auf. Insgesamt hat das dazu geführt, dass viele, die es sich leisten konnten, aus dem Stadtteil weggezogen sind. Der Anteil junger Mütter und Familien, die Geld vom Staat erhalten, ist dadurch stark gestiegen."Innerhalb von zehn Jahren könnten Image sowie Wohn- und Freizeitwert in Triers Westen wieder deutlich angehoben werden, sodass der Stadtteil zu einem beliebten Wohnviertel wird", ist Muschwitz überzeugt.

Mit seinen Studenten will er daher einen Generalplan entwerfen. Zu den Themen Mosel, Verkehr, Bahnausbesserungswerk, Wohnen, Sozialstruktur, Gewerbe und öffentlicher Raum soll dieser konkrete Vorschläge zur Verbesserung machen. "Wir werden sicher keine Patentlösungen auf den Tisch legen können, aber für einige Probleme werden wir umsetzbare Lösungen anbieten." Damit das gelingt, arbeiten die Wissenschaftler eng zusammen mit Stadtverwaltung und Stadtteilmanagerin Birgit Pütz.

Kunst- und Kultur statt bloßes Volksfest

Besonderen Wert legen die 22 Studenten und ihr Dozent auch auf die Beteiligung der Öffentlichkeit: "Wir wollen von den Bewohnern wissen, welche Verbesserungsvorschläge sie haben", kündigt Muschwitz eine große Umfrage an. Ein bunter "Moselaktionstag" zwischen Römerbrücke und Kunstakademie am Sonntag, 26. August, soll danach auch den Blick aller anderen Trierer auf den Problemstadtteil lenken. "Das Moselufer birgt erhebliches Potenzial, würden dort positive Signale gesetzt, hätte das Auswirkungen auf den ganzen Stadtteil", erklärt Muschwitz. Das erste positive Signal setzen die Studenten selbst: Vormittags wird am "Moselaktionstag" das Ufer gemäht und gesäubert. Mit Fahrrad- und Kinderspielaktionen soll der Freizeitwert des Moselufers bewusst gemacht werden. Kunst- und Lichtinstallationen und Live-Musik sind geplant. "Es soll kein Volksfest, sondern ein Kunst- und Kultur-Happening werden", erklärt Muschwitz den Charakter des Moselaktionstages. Auch die Mosel selbst ist einbezogen, etwa mit einem Ruderboot- oder einem (Plastik-)Entenrennen. Für den Abend stellt sich Musch witz eine "illuminierte Römerbrücke" vor, vielleicht auch einen Rundlauf mit Fackeln oder ein Open-Air-Kino.

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