Des Kaisers neue Heimat

Konstantin ist kein Berliner mehr: Der Kaiser ist, in Gestalt der originalgetreuen Kopie eines kolossalen antiken Statuen-Kopfes, nach Trier umgezogen, wo er ein halbes Jahr bleiben wird.

Trier. Der Olewiger Winzer Georg Fritz von Nell jr. traute seinen Augen nicht. "Was ist denn hier los?", fragte er angesichts des gewaltigen Medienvertreter-Aufgebots am Rheinischen Landesmuseum. Der Anlass war es ihm wert, schnell nach Hause zu fahren und mit einem Karton gut gekühltem 2004er Riesling Brut Sekt und einem Dutzend Gläser zurückzukehren: "Kaiser Konstantin wieder in Trier - das muss doch gefeiert werden."Doch ehe die Darsteller des Schauspiels ans Feiern denken konnten, mussten sie ein hartes Stück Filigranarbeit leisten. Mittendrin: Kai Dräger. Der Bildhauer hatte es sich nicht nehmen lassen, die von ihm in seinem Atelier in Berlin-Heiligensee angefertigte 1:1-Kopie des Kolossal-Porträts Kaiser Konstantins aus den Kapitolinischen Museen an ihren Bestimmungsort zu bringen. Dort war er ein überaus gefragter Mann.Herrscher-Haupt als Ausstellungs-Highlight

Zwischen Interviews für Fernsehsender und Radiostationen betätigte er sich als Steuerer eines Hubladers, um höchstselbst die beiden Marmorteile von Haupt und Halspartie von der LKW-Ladefläche zu hieven. Dann war erst einmal "auspacken" angesagt - und die nächste Film- und Foto-Runde mit Bildhauer und seinem von Schutzfolie befreiten Werk. Genauso wie Dräger, der sich sichtlich über das publicity-trächtige Finale der knapp dreimonatigen "Aktion Konstantin-Kopf" freute, war auch Eckart Köhne "happy. Endlich haben wir ihn in Trier. Er ist eines unserer Highlights", jubelte der Geschäftsführer der Konstantin-Ausstellungs-GmbH. In den kommenden Wochen werden rund 600 Leihgaben aus aller Welt eintreffen und in den drei Ausstellungsstandorten (Bischöfliches Museum, Stadtmuseum Simeonstift, Landesmuseum) installiert. Die Konstantin dem Großen gewidmete größte Ausstellung, die Trier jemals gesehen hat (1500 Exponate), dauert vom 2. Juni bis 4. November. Köhne rechnet mit 250000 Besuchern. Anschließend wird der Kopf die Stadt, in der Konstantin in seinen ersten Kaiser-Jahren residierte, wieder verlassen: Die Kopie soll das Original in den Kapitolinischen Museen in Rom ersetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort