Des Kaisers neuer Fuß

TRIER. Ein Kaiser lebt auf großem Fuß. Doch wenn der Kaiser nach Trier kommt, muss er gut auf seine Füße aufpassen. Randalierer hatten den kolossalen Konstantin-Fuß vor der Basilika umgeworfen und dabei zwei Zehen abgebrochen. Gestern tauschte die Konstantin-Ausstellungs-Gesellschaft den zerstörten Fuß gegen ein neues Exemplar aus – keine leichte Aufgabe, denn jeder Fuß wiegt 1,2 Tonnen.

Restaurator Egon Lutz steht der Schmerz ins Gesicht geschrieben. "Wir hatten wirklich gehofft, die Vernunft werde siegen." Doch die Vernunft unterlag wie so oft der rohen Gewalt. Der riesige Konstantin-Fuß, Schuhgröße 315, liegt auf der Seite, zwei Zehen enden in hässlichen Bruchstellen. Während die Polizei noch nach den Tätern sucht, die das schwere Monstrum umgestoßen haben, müssen die Profis des Landesmuseums das traurige Bild vor der Konstantin-Basilika beseitigen.Zwölf Meter hohe Konstantin-Statue

"Wir können den Fuß natürlich restaurieren", erläutert Lutz. "Wir haben jedoch ein echtes Problem mit der Zeit. Vor dem Beginn der Konstantin-Ausstellung haben wir noch sehr viel zu tun." Deshalb wird der Fuß des Kaisers ausgetauscht - das ist glücklicherweise kein Problem, denn man hat noch ein unversehrtes Exemplar in Reserve. Das Original des Fußes gehörte zu einer zwölf Meter hohen Sitzstatue des römischen Kaisers. Konstantin hatte sie im Jahr 312 nach seinem Sieg über Maxentius aufstellen lassen. Heute befinden sich die Teile dieser Statue, darunter auch ein drei Meter hoher Kopf, im Kapitolinischen Museum in Rom. Aus einer angelieferten Styropor-Kopie machten die Profis im Landesmuseum eine Maske, die als Vorlage für die Beton-Abgüsse diente. So entstanden die acht Konstantin-Füße - eine schwergewichtige Werbung für die Ausstellung rund um den Kaiser. Fuß Nummer acht sollte eigentlich vor dem Mainzer Landtag stehen, dient aber jetzt als schneller Ersatz für das zehenlose Vandalismus-Opfer. Die kaiserliche Fußpflege am Montagmorgen erfordert einen Kran. Viele Passanten bleiben stehen und sehen zu, wie der verwundete Fuß an einer Kette davonschwebt und durch einen "gesunden" ersetzt wird. Egon Lutz und sein Team gehen mit dem Monstrum so vorsichtig um, als bestünde es aus Glas und nicht aus Beton. Der zerstörte Fuß landet in der Werkstatt des Landesmuseums.Konstantin ante portas

Nach dem Austausch vor der Basilika packt das Team auch den Fuß auf dem Hauptmarkt mit ein. Dieser ist vor kurzer Zeit ebenfalls beschädigt und provisorisch repariert worden. Lutz musste Zehen wieder ankleben. "Wir können die Füße natürlich nicht rund um die Uhr bewachen", sagt der Restaurator. "Aber wir hoffen, dass sich jetzt die Einsicht durchsetzt, wie viel Arbeit in diesen Füßen steckt und wie wichtig sie für die Konstantin-Ausstellung und damit auch für die Stadt Trier sind." Konstantin ante portas: Leben und Wirken des spätrömischen Kaisers (306 bis 337) sind die Themen der ersten Landesausstellung seit 1992. Diese Präsentation ist der offizielle Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz zum überregionalen Gesamtkonzept der Kulturhauptstadt Luxemburg 2007. Funde aus Trier, die bisher noch nie zu sehen waren, unterstreichen den Rang des antiken Augusta Treverorum als kaiserliche Residenz. Die Konstantin-Ausstellung läuft vom 2. Juni bis zum 4. November. Hauptstandorte in Trier sind das Landesmuseum, das Bischöfliche Museum und das Stadtmuseum Simeonstift. Zum ersten Mal widmet sich eine Ausstellung in diesem Umfang dem römischen Kaiser, der Konstantinopel gegründet hat und die Geschichte Europas durch die Anerkennung des Christentums bis heute geprägt hat. Die Stadt Trier erwartet während der Ausstellung mehr als 250 000 Besucher. Ein Video der Vorbereitung zur kaiserlichen Fußpflege online unter:

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