"Deutschland adieu – allez les bleus!"

TRIER. (cofi) Beim finalen TV-Spätschoppen wurde es frankophil. Zur Fußball-Fachsimpelei lud TV-Redakteur Dieter Lintz Polizeipräsident Manfred Bitter, Fußball-Kreisjugendleiter Michael Hermann, die französische Sängerin Florence Absolu und Fischers Maathes alias Helmut Haag ein.

"Allez les bleus", sagte Sängerin Florence Absolu patriotisch. Ohne ihre Sympathie für ihre Wahlheimat zu verleugnen: "Ich hätte am liebsten Deutschland und Frankreich im Finale gesehen. Das wäre aber auch dramatisch gewesen. Denn so oder so hätte mein Herz geblutet." Auch Kreisjugendleiter Michael Hermann machte keinen Hehl aus seinem Favoriten, der als Weltmeister aus dem Endspiel hervorgehen sollte: "Ich habe mich am Mittwoch schon festgelegt. Man muss zu seinen Nachbarn immer ein gutes Verhältnis pflegen, und außerdem haben uns die Italiener innerhalb von zwei Minuten rausgekegelt." Zwei zu Null für die "Équipe tricolore". "Mein Herz schlägt für Frankreich", bekannte auch Polizeipräsident Manfred Bitter. Und Helmut Haag, mit einer Girlande in den Nationalfarben der Nachbarn erschienen, dichtete spontan einen Sechszeiler: "Duuht baal als Fußballgott regieren, dä dahaam duuht Spiele schmieren? Däm Maathes öß dat nöt egal. Drum gött heut Frankreich beigehaal! Deutschland adieu - allez les bleus!" Vier zu Null. Nur Moderator Dieter Lintz gab zu, trotz der Negativschlagzeilen begeistert vom Mut der Italiener im Deutschland-Spiel gewesen zu sein. Gleich, welchen Ausgang das Endspiel nehmen sollte, wollte Lintz wissen, was Deutschland nach der WM bleibt. "Wir müssen jetzt den Schwung nutzen. Es ist eine einmalige Chance, die die WM uns bietet", sagte Hermann. Die Tendenz zeige positive Entwicklungen für den Jugendfußball, die Zahlen der Neuanmeldungen für F- und E-Jugend seien trotz geringerer Geburtenraten nicht rückläufig. Dafür habe die erfrischende und offensive Spielweise der deutschen Nationalelf gesorgt. "Diesen Wind haben wir gebraucht, um Witz und Lust am Fußballspielen wieder zu entdecken, nicht den Kampf." Auch Bitter betonte, dass Jugendförderung durch Fußball gewaltpräventive Funktionen erfülle. "Wenn Kinder und Jugendliche in Vereinen aufgefangen werden, bieten sich ihnen weniger Möglichkeiten, auf dumme Gedanken zu kommen." Außerdem habe es Deutschland gut getan, von der ewigen Schwarzmalerei und den Problemen positiv abgelenkt zu werden. So ganz könnten die Deutschen aber nicht aus ihrer Haut. "Wir haben versucht, mal wieder alles perfekt zu machen und haben Vorsorge für alle Eventualitäten getroffen", sagte er zum Einsatz von über 250 000 Polizeibeamten.Ramazotti und Pastis

Während Bitter, Absolu, Hermann und Lintz sich nach dem verbalen Finale und dem Torwandschießen auf das Endspiel auf der Großbildleinwand in der Europäischen Kunstakademie konzentrieren wollten, machte Helmut Haag als Alternative zum Kampf um die Tickets aus der WM zu Hause ein letztes Mal ein gesellschaftliches Ereignis mit Gästen. Als Eintrittskarten waren italienische und französische Spezialitäten vorzulegen. Die Getränkeauswahl: Ramazotti und Pastis. Welche Sorte am Ende das Rennen auf der Beliebtheitsskala machen würde - darüber entschied wohl nicht zuletzt der Ausgang des Fußballspiels.

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