Dicke Luft über dem Stahlwerk

Seit kurzem sorgt das Trierer Stahlwerk wieder für dunkle Qualmwolken und lange Gesichter im Moseltal, denn eine Störung führte zu 3000 beschädigten Filtern. Die Konsequenz: Das gerade modernisierte Stahlwerk darf nur noch mit gedrosselter Leistung betrieben werden.

 Infolge einer Störung in der Filteranlage werden bis 21. Januar wieder Emissionen im Trierer Stahlwerk frei. Das Werk muss gedrosselt produzieren. TV-Foto: Gabriela Böhm

Infolge einer Störung in der Filteranlage werden bis 21. Januar wieder Emissionen im Trierer Stahlwerk frei. Das Werk muss gedrosselt produzieren. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Pfalzel. Anlieger, vor allem Werksangehörige der umliegenden Betriebe, hatten während der vergangenen Woche am Moselstahlwerk Rauchwolken wechselnder Farbe bemerkt, die aus einem Kamin des Trierer Stahlwerks (TSW) kamen. Der Grund: In der Nacht von Samstag auf Sonntag habe es während eines Schmelzvorgangs eine starke Temperatur-Erhöhung im Filterhaus gegeben, so Norbert Faber, Leiter der Regionalstelle Gewerbeaufsicht der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Seine Behörde sowie die Stadtverwaltung seien am Montag vom Werk über den Vorfall informiert worden. Seitdem decken Qualmwolken phasenweise das umliegende Gelände in nebelartigen Rauch, wie Anlieger auf Fotos festgehalten haben. Dadurch gelangen Stäube, die beim Schmelzvorgang entstehen, in die Luft.Anlieger beobachteten Arbeiter auf dem TSW-Werksgelände, wie sie "Matten" entfernten. Offenbar handelte es sich dabei um die Filter, die infolge der Hitze-Entwicklung "porös und löchrig" (Faber) geworden waren. Das TSW stellte einen Antrag auf Duldung bei der Stadtverwaltung, mit gedrosselter Leistung weiter zu produzieren, bis das Werk wieder voll funktionsfähig sei. Die SGD Nord stimmte dem Antrag zu. "Der jetzige Zustand ist immer noch besser als früher, als das TSW noch nicht umgebaut war." Zudem schließt er eine Gesundheitsgefährdung laut einer fachtechnischen Stellungnahme aus. Dieser schloss sich auch die Stadtverwaltung an, so dass dem Antrag stattgegeben wurde.Voraussichtlich bis 21. Januar darf das TSW reduziert weiter betrieben werden. Bis dahin will das Werk die beschädigten Filter austauschen. Die Störung in der gerade neu errichteten Filteranlage hat offenbar zu beträchtlichen Schäden geführt. 3000 neue Filter werden in den nächsten Tagen dem TSW geliefert und eingebaut, so ein Mitarbeiter des TSW. Damit sind zwei Drittel aller vorhandenen Filter durch den Defekt unbrauchbar geworden. Die Schadensursache stehe nicht genau fest, liege aber nicht beim Werk, sondern sei einem Lieferanten zuzuschreiben. Das Werk werde Vorkehrungen treffen, dass sich dieser Vorfall nicht wiederhole. Der Störfall sei zwar für die Anwohner und auch das Werk nicht angenehm, sagt Hans-Jürgen Wirtz vom Bürgerverein Pfalzel. "Man sollte ihn aber nicht hochspielen."Meinung Explosive Nachbarschaft Um den Frieden in dieser hoch explosiven Nachbarschaft haben die Schwerindustrie im Trierer Hafen und die Menschen in den angrenzenden Wohngebieten hart gekämpft. Die schnelle Reaktion des Stahlwerks und die besonnenen Aussagen des Bürgervereins zeigen, dass der Frieden auch im Fall einer Panne nicht ins Wanken gerät. Die Lösung ist für alle Seiten akzeptabel: Das Werk kann die Filter austauschen, ohne die Produktion einstellen zu müssen. Die Gesundheit der Anwohner wird dennoch nicht gefährdet. j.pistorius@volksfreund.de

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