Dicke Luft im Paulinviertel: Schleichverkehr verärgert Anwohner

Trier · Eigentlich ist der enge Abzweig von der Schöndorfer Straße zur Thebäerstraße im Paulinviertel eine Seitenstraße. Wegen der Baustelle in der Paulinstraße fährt aber viel Umgehungsverkehr durch das Viertel. Die Anwohner beschweren sich. Wir haben das Thema als "Verlängerung" unserer Verkehrsserie aufgegriffen.

 Kommt dann auch noch ein Laster, ist kaum noch ein Durchkommen: Die Anwohner der Schöndorfer Straße sind sauer. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Kommt dann auch noch ein Laster, ist kaum noch ein Durchkommen: Die Anwohner der Schöndorfer Straße sind sauer. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (h_st )

Trier. "Uns stinkt es hier gewaltig", ärgert sich Kati Spangenberg. Die Mutter zweier Kinder wohnt in der Schöndorfer Straße in Trier-Paulin. Was sich jeden Morgen vor ihrem Haus abspielt, sei Verkehrschaos pur. "Unsere Straße ist nun einmal eng und Tempo-30-Zone. Aber seit die Paulinstraße gesperrt ist, herrscht hier jeden Morgen Chaos. Die Straße ist nicht für den Durchgangsverkehr gemacht worden. Eigentlich müsste das eine Spielstraße sein!"

Tatsächlich nutzen immer mehr Autofahrer die enge Straße, um die Paulinstraßensperrung zu umgehen. Das führt zu Staus. "Ab 6 Uhr geht das los. Wenn dann noch ein Baustellenfahrzeug durch will, dann gibt es Hupkonzerte. Fahrer brüllen sich an", ärgert sich Spangenberg.

Auch ihr Nachbar Norbert Ternes ist mit seinen Nerven am Ende: "Wir fordern seit über zehn Jahren Verkehrsberuhigung. Aber stattdessen haben wir jetzt noch mehr Verkehr hier. Das ist nicht auszuhalten. Und die Straße ist in einem sehr schlechten Zustand. Da sieht man überall das alte Pflaster durchbrechen. Am Ende müssen wir auch noch Anliegergebühren dafür bezahlen, dass Trier-Land uns die Straße kaputtfährt!"

Zudem gebe es auch nicht genug Parkplätze. Ternes verweist auf den Vorschlag, eine Einbahnstraße einzurichten. 2004 hatte eine Anwohnerinitiative dem Baudezernenten detaillierte Pläne vorgelegt. Das wurde aber vom Stadtrat abgelehnt. Das sei nicht möglich, weil eine in der Thebäerstraße ansässige Spedition dann ihr Gelände nicht mehr anfahren könne, hieß es damals. Ternes: "Die Spedition gibt es aber mittlerweile gar nicht mehr." Außerdem findet er, dass in der Straße zu schnell gefahren wird: "Die Stadt blitzt doch jetzt selbst. Überall sieht man die Radarfallen, nur nicht in unserer Straße!" Ternes hat durchaus Verständnis für die Autofahrer: "Die wissen ja auch nicht, wie sie durch die Stadt kommen sollen. Aber so geht das nicht weiter. Nach der Baustelle soll die Stadt endlich mal ein Konzept erstellen, wie sie den Durchgangsverkehr auf die Hauptstraßen konzentriert und aus Wohnvierteln heraushält."Ärger auch in anderen Ecken


Der Ärger wegen der Baumaßnahme beschränkt sich nicht nur auf die kleine Seitenstraße - auch in der Thebäerstraße oder Maximinstraße staut es sich morgens. In der Paulinstraße beschweren sich wiederum die Einzelhändler über sinkende Umsatzzahlen, da manche Geschäfte mit dem Auto schwer erreichbar sind. Fortunato Rigoni betreibt seit 1985 das gleichnamige Eiscafé schräg gegenüber dem Gesundheitsamt. Der Norditaliener ärgert sich über ausbleibende Kundschaft: "Die Leute brauchen mehr Zeit wegen der Staus und Umleitungen, um hierherzukommen. Das schreckt viele ab!"

Carsten Grasmück, Pressesprecher der Stadtwerke Trier, teilt dem TV mit, dass die Arbeiten in der Paulinstraße bis Ende November 2016 abgeschlossen sein sollen. Derzeit erneuern die Stadtwerke die Versorgungsleitungen auf dem rund 350 Meter langen Abschnitt zwischen Zeughausstraße und Maarstraße. Die Umsetzung dieses Bauabschnitts erfolge in vier Teilabschnitten. Dabei werde mit Hochdruck gearbeitet. Grasmück: "Die Auftragsunternehmen sind mit bis zu drei Kolonnen parallel vor Ort aktiv. Der Verkehr wird einspurig mittels Einbahnstraßenregelung in Richtung Innenstadt an der Maßnahme vorbei geleitet." Auf die Frage, ob es konkrete Pläne gibt, den Verkehr so zu leiten, dass Autofahrer nicht mehr den Schleichweg durch das Paulinviertel fahren, antwortet Grasmück: "Die offizielle Umleitung ist mit dem Straßenverkehrsamt abgestimmt und verläuft über die Straßen In der Reichsabtei/Wasserweg und über Ascoli Piceno Straße/Zurmaiener Straße/Zeughausstraße. Änderungen sind nicht vorgesehen."

Zumindest die Bedenken von Norbert Ternes kann der Pressesprecher der Stadt Trier, Ralf Frühauf, entkräftigen, denn Anliegergebühren für eine folgende Sanierung der Straße sind nicht geplant. Frühauf: "Die Stadt wird nach den Arbeiten in der Paulinstraße den Nebenbereich überprüfen und gegebenenfalls Ausbesserungen an den Belägen durchführen. Diese Arbeiten sind als Unterhaltungsmaßnahmen nicht umlagefähig, die Anwohner werden hierfür nicht in Form von Beiträgen belastet."Konzept ist in Arbeit


Was die allgemeine Belastung betrifft, verweist Frühauf auf das Verkehrskonzept Trier-Nord: "Zurzeit wird ein Gutachten erarbeitet, welches ebenfalls die benannten Bereiche untersucht. Das Konzept steht im direkten Zusammenhang mit dem sogenannten Moselbahndurchbruch und beinhaltet auch weitere Konzeptionen und mögliche Verkehrsführungen in der Paulinstraße, Reichsabtei und dem dazwischenliegenden Bereich. Erst nach Abschluss des Konzeptes kann eine Veränderung der Verkehrsführung in Betracht kommen." Ein Blick ins Archiv des Trierischen Volksfreunds zeigt: Auf dieses Konzept wird bereits seit zehn Jahren verwiesen. Davon berichtet ein am 17. August 2006 erschienener Artikel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort