Die "100-Jährige" ist Baujahr 1903

TRIER-WEST. Die Markuskapelle stand im Blickpunkt unserer am Donnerstag zu Ende gegangenen jüngsten Bilderrätsel-Runde. Am 9. und 10. September stand sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit, weil ihr "100-jähriges Bestehen" gefeiert wurde. In Wahrheit ist sie aber drei Jahre älter.

Lange fristete die Markuskapelle ein Schattendasein, obwohl sie unübersehbar am Horizont über der Weststadt steht. Ein Stadtteil-Wahrzeichen zwar, aber eines von der Sorte, für die sich nicht automatisch die Geldbeutel öffnen, wenn sie finanzieller Unterstützung bedürfen. Als der Zahn der Zeit zu Beginn dieses Jahrzehnts immer unerbittlicher an dem Mini-Gotteshaus nagte, musste Josef Kahmann als damaliger Pfarrer von Christkönig und damit auch Markuskapellen-Hausherr erst einmal auf Betteltour gehen. Rund 156 000 Euro kostete die Runderneuerung; 60 Prozent davon zahlte das Bistum. Der Rest kam schließlich mit Unterstützung von Land, Stadt, des Denkmalhilfevereins Trier-Gesellschaft sowie privater Spender zusammen. Ebenfalls Privatleute sowie Sparkasse und Stadtwerke ermöglichten es schließlich, das renovierte Bauwerk ins rechte (gelbe) Licht zu setzen. Seit April 2004 sorgt eine Illumination dafür, dass die Markuskapelle als echtes "Highlight" am Trierer Abendhimmel erstrahlt. Ganz so wie die benachbarte Mariensäule - allerdings mit einem Unterschied: Die Pfarrei Christkönig muss nach wie vor jeden Cent umdrehen und auch bei den Stromkosten sparen. Deshalb erlischt die Markuskapellen-Anstrahlung immer kurz nach Mitternacht. Die Mariensäule, deren tägliche Beleuchtung Spender zahlen und dafür Widmungs-Urkunden erhalten (bei der Dom-Information, Liebfrauenstraße) strahlt immer so lange, bis auch die Straßenlaternen ausgehen. Und noch einen Unterschied gibt es: Die Geschichte der Entstehung der Mariensäule ist ebenso bekannt wie die markanten Daten: Grundsteinlegung war 1859, die feierliche Einweihung durch Bischof Leopold Pelldram unter großer Teilnahme der Bevölkerung am 8. Oktober 1866. Bei der Markuskapelle hingegen gab es einige Ungereimtheiten. So wurden im vergangenen September deren "100-jähriges Bestehen" und 2004 der "250. Jahrestag der Erbauung des Vorgänger-Gotteshauses", das an gleicher Stelle stand, gefeiert. TV-Leserin Anne-Marie Zander macht dankenswerter Weise darauf aufmerksam, dass "beides nicht so ganz stimmt". Die 93-jährige Heimatgeschichts-Expertin verweist auf einen in der Beilage des Bistumsblatts Paulinus am 26. April 1903 erschienenen Artikel, der über die drei Tage zuvor "nachmittags um 4 Uhr" gefeierte Einweihung der neuen Kapelle berichtet. 1906 könnte möglicherweise die Altarweihe erfolgt sein. Die Vorgänger-Kapelle stand bereits um 1700

Auch die Annahme, die 1902 abgebrochene alte Kapelle sei "um 1754" erbaut worden, sei korrekturbedürftig. Anne-Marie Zender: "Bereits 1743 hat darin eine Trauung stattgefunden". Das immer wieder genannte Erbauungsdatum 1754 beziehe sich offenbar auf eine Reparatur und Modernisierung der ersten Markuskapelle, die "mit ziemlicher Sicherheit identisch war mit jener kleinen Kapelle, die bereits 1696 und 1706 auf Plänen der französischen Besatzung eingezeichnet ist". Die Markuskapelle als Rätselmotiv zu identifizieren, dürfte nicht schwer gewesen sein. Wer die beiden glücklichen Gewinner der beiden Geldpreise von je 50 Euro sind, lesen Sie morgen in der Wochenend-Ausgabe.

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