Die Akzeptanz wächst

TRIER. Wenn Alex Rollinger über SchMIT redet, dann ist ihm der Stolz anzumerken: Der Verein, anfangs in den Räumen der Aids-Hilfe in der Maximinstraße zu Hause, nennt heute ein schmuckes Café und eine Beratungsstelle sein Eigen. In diesen Tagen feiert die "Schwule Männer-Initiative Trier (SchMIT)" e.V., die 170 Mitglieder zählt, ihr zehnjähriges Bestehen.

"Verglichen mit anderen Städten läuft in der Trierer Schwulenszene viel, da können wir froh sein", sagt Rollinger, der seit 1996 hauptamtlicher Geschäftsführer von SchMIT ist. Vor zehn Jahren sei das noch ganz anders gewesen, erinnert er sich: Die wenigen existierenden Schwulengruppen hatten keine eigene Bleibe, eine Beratungsstelle für Homosexuelle fehlte völlig, und das Szenelokal "Café Verkehr-t" in den Büroräumen der Aids-Hilfe war nicht nur klein, sondern auch wenig einladend.Erstes Zuhause in der Maximinstraße

Also kamen am 19. August 1993 23 Mitglieder der Szene zusammen und hoben SchMIT aus der Taufe. Mit dabei waren unter anderem Vertreter des Asta-Schwulenreferats, der Aids-Hilfe Trier und von "Homosexuelle und Kirche" (HUK).Wenig später hatte der Verein auch ein eigenes Zuhause in der Maximinstraße, das SchMIT-Zentrum, kurz SchMIT-Z. Im Jahr 1994 übernahm der Verein das "Café Verkehr-t" von der Aids-Hilfe, und da es nun mehr zu tun gab, wurde Rollinger zum ehrenamtlichen Geschäftsführer ernannt.Im Laufe der Jahre entwickelte SchMIT immer neue Aktivitäten: Eine schwule Jugendgruppe gründete sich, man nahm am Rosenmontagszug teil und rief zusammen mit dem Schwulenreferat der Universität Trier "Homosella - die schwul-lesbischen Kulturtage" ins Leben. Seit 1998 gibt es eine Theatergruppe, die "SchMIT-Z Family".Kein Wunder, dass die Räume in der Maximinstraße bald zu klein wurden und der Verein 1995 in sein heutiges Domizil an der Mustorstraße umzog, wo seitdem auch eine eigene Beratungsstelle existiert, das "Rosa Telefon".Nach Rollingers Worten finanziert sich SchMIT ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und den Einnahmen aus dem Cafébetrieb. Finanzielle Unterstützung seitens der Stadt "würden wir uns schon wünschen", sagt Rollinger, aber das sei angesichts leerer öffentlicher Kassen "zur Zeit wohl aussichtslos". Abgesehen von dem Umstand, dass gleichgeschlechtlichen Paaren der Heiratssaal des Trierer Standesamtes im Turm Jerusalem verschlossen bleibt, kann sich der 41-Jährige über mangelnde Toleranz seitens der Behörden nicht beschweren: "Da gab es von Anfang an keine großen Schwierigkeiten." Zum diesjährigen Sommerfest habe das Tiefbauamt sogar eine Baugrube vor dem SchMIT-Z zuschütten lassen, damit der Verein seinen Kühlwagen dort abstellen konnte.Auch von der heterosexuellen Bevölkerung fühlen sich die Trierer Schwulen mittlerweile akzeptiert: "Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich da viel positiv entwickelt", sagt Rollinger - "auch wenn es in Trier nie wirkliche Probleme gegeben hat".Die Gesellschaft sei generell toleranter geworden, findet er, wozu nicht zuletzt die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften beigetragen habe. In Trier ließen sich in den vergangenen zwei Jahren immerhin 23 schwule und lesbische Paare standesamtlich registrieren.Keine Schwierigkeiten mit den Behörden

Nach wie vor weniger entspannt sei das Verhältnis der katholischen Kirche, sagt Rollinger. Nach den jüngsten Verlautbarungen aus dem Vatikan zum Thema Homosexualität seien auch in Trier mehrere Schwule und Lesben aus der Kirche ausgetreten. Rollinger legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass es vor Ort keine Probleme gebe, im Gegenteil: Die Auftritte der SchMIT-Z Family bewiesen, wie aufgeschlossen selbst die Bevölkerung auf dem Land den Schwulen und Lesben gegenüber stehe. Zu den Theateraufführungen kämen inzwischen "genauso viele Hetero- wie Homosexuelle", berichtet der SchMIT-Z-Geschäftsführer - und wieder ist ihm der Stolz über das Erreichte deutlich anzumerken.

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