"Die Amerikaner sind da"

FÖHREN. (red) Ab 1. März 1945 liegt die Gemeinde Föhren unter gezieltem alliierten Dauerbeschuss. Die Bevölkerung haust Keller und Bunkern. Der Föhrener Hans Heinz erinnert sich:

Tagsüber kontrollieren tief fliegende amerikanische Aufklärer alle Bewegungen, um sie an die jenseits der Kyll postierten Artilleriestellungen zu melden. Urplötzlich erscheinen alliierte Jagdbomber, um Bodenziele anzugreifen. Dabei sind auch unter der Bevölkerung Tote und Verwundete zu beklagen. Nur in der Dunkelheit wagen sich Bewohner aus den Häusern. Nachts setzen sich deutsche Soldaten rheinwärts ab. Trotzdem versuchen Parteifunktionäre, Jugendliche des Jahrgangs 1929/30 für den Volkssturm zu verpflichten. Dies scheitert am Widerstand einiger couragierter Bürger. 8. März: Versprengte deutsche Soldaten berichten, dass sich starke amerikanische Panzer und mobile Infanterie beim Föhrener Kapellchen befänden. Um sie aufzuhalten, wird die Eisenbahnbrücke im Oberdorf gesprengt. 9. März 1945: Gegen 10 Uhr hören wir laute Motorengeräusche. Ängstlich beobachten wir amerikanisches Militär. Vereinzelt werden deutsche Soldaten gefangen genommen. Alle Gebäude werden von den Alliierten durchkämmt. Inmitten der Fußtruppen entdecken wir mit weißen Armbinden die Föhrener Rektor Dr. Patheiger und Franz Tonner. Sie hatten mit den Alliierten am Kapellchen Kontakt aufgenommen. Dass Föhren ohne Flächenbeschuss besetzt wird, ist wahrscheinlich ihrem Mut zu verdanken. Wir Jugendlichen, die wir in höchster Spannung die Besetzung durch die Infanterie vom Straßenrand verfolgen, werden schnell mit weißen Tüchern versorgt. Wir schließen uns den Einheiten an, laut rufend: "Die Amerikaner sind da, die Amerikaner sind da." Misstrauisch wagt sich die Bevölkerung heraus. Bald mussten Wohnungen geräumt werden, da Truppen dort einquartiert wurden. Es war selbstverständlich, dass man bei Verwandten oder Bekannten unterkam. Trotz mancher Zukunftsängste überwog die Freude, den schrecklichen Krieg lebend überstanden zu haben. Per Ortsschelle wurde bekannt gegeben, dass sich die Bevölkerung nur während bestimmter Stunden außerhalb der Wohnungen bewegen dürfe. Mit Interesse beobachteten wir, dass amerikanische Artillerie "Auf Langenfeld" und "Im Geigenberg" Stellung bezogen. Von dort wurden deutsche Widerstandsnester in der Umgebung beschossen. Nach der Räumung der Stellungen nutzten wir Jugendlichen die Gelegenheit, um nach Überresten zu suchen: Kleidungsstücke, Konserven, Zigaretten... Nach etwa 14 Tagen konnten wir unsere Häuser und Wohnungen beziehen. Nur im Schloss blieben noch Besatzungstruppen. Hans Heinz, Föhren, erlebte als 15-Jähriger die letzten Kriegstage.

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