Die Armut vor der Haustür

TRIER. Kinder in Armut: Das gibt es nicht nur in fernen Ländern, sondern auch vor der Haustür, sagt der Caritasdiözesanverband und bittet daher um Unterstützung für die Hilfsaktion "Kinder in Not".

Die Gründe können vielfältig sein: Manchmal fehlt das Geld für zehn Euro Praxisgebühr beim Kinderarzt. Oder es fehlen die Mittel für die Klassenfahrt, während alle anderen Schüler mitfahren können. Keine Einzelfälle. "Seit 1990 hat sich der Anteil der Heranwachsenden in Armut verdoppelt", erläutert Andreas Schäfer vom Caritasverband Trier. 1,5 Millionen Kinder sind betroffen

Bundesweit sind 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen. Auch Winfried Görgen, stellvertretender Direktor im Caritas-Diözesanverband, fordert: "Kinderarmut darf nicht übersehen werden." Sie müsse politisch gelöst werden, aber auch durch Projekte vor Ort. Pünktlich zur Weihnachtszeit erinnert der Caritasverband für die Diözese Trier an die Not vor der eigenen Haustür. Seit der Einführung von Hartz IV habe Armut "wahrnehmbar" zugenommen, hat Görgen beobachtet. Anders als etwa die frühere Altersarmut allein stehender Witwen würden die finanziellen Belastungen nunmehr die Kleinen der Gesellschaft treffen: "Es geht um Kinder - und sie können nichts dafür, dass sie in Not sind." Sie äußert sich bei Ausgaben für Einschulung oder Erstkommunion oder selbst bei Kleinbeiträgen, wenn es gegen Monatsende geht. Betroffen seien insbesondere allein Erziehende, Familien mit Migrationshintergrund und kinderreiche Familien. Seit 2002 betreibt der Caritasverband im Bistum Trier die Hilfsaktion "Kinder in Not", die sich ausschließlich an Heranwachsende in der Region richtet. Insgesamt 350 000 Euro Spendengelder hat die Aktion seit ihrem Start erhalten. Damit finanziert der Verband verschiedene auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Angebote: Lebensmittelausgabe und warmes Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, Förderunterricht, Freizeitangebote und finanzielle Soforthilfe in Einzelfällen für Kleidung, Schulmaterialien und eben Arztbesuche. Zwar seien die öffentlichen Sozialausgaben angestiegen, die Investitionen kämen aber primär Erwachsenen zugute - nicht den Kindern. Eine "Schieflage" sei das. Eine der Einrichtungen, die aus dem Spendentopf Zuwendungen erhalten, ist die Caritas-Einrichtung Hort Ambrosius in Trier-Nord mit 52 Kindern. "Etliche von ihnen kommen aus instabilen Familienverhältnissen mit gesundheitlich schlechten und engen Wohnverhältnissen und finanzieller Belastungen", erklärt Hortleiterin Elisabeth Schädler. Selbstwertgefühl steigern

Der Hort mit Mittagessen und regelmäßigen Tagesstrukturen in einer Gruppe sei daher eine Art "Zuhause" für solche Kinder. Mit Projekten wie Reitpferdkursen oder Bewegungsprogrammen sucht der Hort, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken. "Die Scham ist ein zentrales Problem", hat Schädler erkannt. Mit den Angeboten versucht der Hort den Kindern das zu ermöglichen, was die Eltern aus finanziellen Gründen nicht können. Was Görgen irritiert, ist nicht nur die Armut, sondern auch die Reaktion mancher Mitmenschen: "Kinder in Not? In Deutschland? Und hierfür seien Spenden notwendig? Die Leute glauben es nicht." Wer spenden will, kann dies auf folgendes Konto tun: Caritas-Spendenkonto 200 000, Pax Bank Trier, BLZ 370 601 93. Mehr Informationen bei der Caritas Trier, Telefon 0651/ 9493106.

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