Die Basis soll entscheiden

Mit der Wahl ihres neuen Vorstandssprechers entscheiden die Grünen nächsten Dienstag über die künftige Marschrichtung: Kandidat Reiner Marz fordert feste Absprachen mit einer anderen Stadtrats-Fraktion. Sascha Gottschalk, Sprecher des Ortsverbands Konz, warnt vor solchen Koalitions-Absichten.

 Reiner Marz.TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Reiner Marz.TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier/Konz. (woc) Eins hat der Trierer Reiner Marz definitiv geschafft: Der ehemalige grüne Landtagsabgeordnete sorgt für Wirbel. Wenn am nächsten Dienstag die Vorstandswahlen des Kreisverbands der Bündnis 90/Grünen ansteht, muss wohl nicht - wie beinahe üblich - darum gebangt werden, dass genügend Mitglieder kommen, um beschlussfähig zu sein. Denn Marz hat seine Kandidatur für das Amt des Vorstandssprechers an eine Bedingung geknüpft, die bei den Grünen für Verwirrung sorgt: Marz fordert, dass die Stadtratsfraktion zu festen und langfristigen Koalitionen im Stadtrat Trier bereit ist. Nur so könnten die Grünen Mehrheiten für ihre Ziele erreichen (siehe TV vom 10. Juni). Ausführlich diskutiert hat die Stadtratsfraktion das Thema bisher offenbar nicht - auch nicht bei ihrem Treffen am Montagabend. Fraktions-Sprecher Gerd Dahm will das Thema nicht so hoch hängen: "Die jetzige Fraktion kann nicht darüber bestimmen, wie die künftige Fraktion - also nach der Kommunalwahl 2009 - arbeiten soll. Außerdem gehören zu einer Koalition immer zwei, auch da gibt es noch kein Angebot." Des Weiteren sei das Koalitions-Thema nicht neu. "Wir versuchen natürlich schon immer, Mehrheiten für unsere Ziele zu finden", erklärt Dahm.Sascha Gottschalk, Grünen-Sprecher des Ortsverbandes Konz, sieht das anders: "In den nächsten Stadtrat könnte zusätzlich die Linke einziehen. Die Fraktionen wären dann so klein, dass nur mit der CDU eine sichere Mehrheit zu bilden wäre", erklärte er am Dienstag im TV-Gespräch. Würden die Grünen sich jetzt dazu entscheiden, in der nächsten Ratsperiode eine feste Koalition eingehen zu wollen, um Mehrheiten zu gewinnen, könnte die Öffentlichkeit das als Absichtserklärung Richtung CDU werten. "Und das würde unsere Wahlchancen klar verringern", sagt Gottschalk. In der Stadtratsfraktion hat es dem Vernehmen nach bisher nur persönliche Einzelgespräche gegeben. Klar positionieren will man sich vor der Wahl am nächsten Dienstag nicht. "Es ist schließlich eine Entscheidung der Basis, nicht der Fraktion", erklärt Dahm. Im starken Konzer Ortsverband wollte Gottschalk am Dienstagabend ein "Meinungsbild" einholen. "Wir hätten uns sehr gefreut, wenn Marz mit uns seine Ankündigung rechtzeitig diskutiert hätte", erklärt Gottschalk. Jetzt ist es für klärende Gespräche über Details des möglichen Richtungswechsels hin zu festen Koalitionsabsprachen erst mal zu spät: "Die Mitglieder werden in der Wahl am Dienstag entscheiden, wie es weitergehen soll", erklärt Dahm. Gottschalk pflichtet bei: "Wenn Reiner Marz gewählt wird, ist das die Zustimmung der Basis für Koalitionsgespräche." Noch keinen festen Kandidaten gibt es dem Vernehmen nach für den zweiten Vorstandssprecher-Posten, der laut Grünen-Satzung von einer Frau besetzt werden muss.

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