Die Berufswelt ist kein Ponyhof

Welcher Beruf passt zu mir? Und wie komme ich dahin? Solche Fragen konnten sich die 31 Schüler des Auguste-Viktoria-Gymnasiums (AVG) vor dem Projekt "Fit für das (Berufs-) Leben: AG Zukunft durch Leistung" noch nicht klar beantworten. Bei dem sechsmonatigen Zertifikatskurs der Industrie- und Handelskammer (IHK) waren für die 15- und 16-Jährigen bis zum Zertifikat einige Hürden zu überwinden.

Trier. (cf) Mit Samthandschuhen wurde bei dem freiwilligen Nachmittagskurs für Schüler "Fit für das (Berufs-) Leben: AG Zukunft durch Leistung" keiner der Teilnehmer angefasst. Der Zertifikatskurs der IHK stellt einen hohen Anspruch an die Teilnehmenden.

"Sie müssen es wirklich wollen", sagt Alexandra Lossjew, Projektleiterin und Mitglied der Jury, die über die Vergabe der Leistungsscheine entscheidet. Dazu gehören ein starker Einsatz und Durchhaltevermögen. In einem halben Jahr harter Arbeit lernten die Teilnehmer zudem mehr über die eigene Persönlichkeit, die eigenen Vorlieben und Stärken und nicht zuletzt die Schwachpunkte.

"Am Anfang war es für mich ziemlich schlimm, vor anderen zu reden. Das hat sich aber gelegt, und beim ersten Leistungsschein war es schon in Ordnung", erzählt eine Teilnehmerin. Leistungsscheine gab es für absolvierte Praktika oder selbstständiges Engagement beispielsweise in Form eines Flohmarktstands, Kuchenverkaufs oder Mitarbeit bei der Trierer Tafel. Außerdem waren Aufgaben wie die Vorbereitung von Präsentationen, Facharbeiten und Lebensläufen zu bewältigen. "Es wird oft von mangelnder Ausbildungsreife gesprochen", sagt Lossjew, "die Unternehmen bitten uns, etwas dagegen zu tun. Mit diesem Kurs sind die Jugendlichen besser vorbereitet, sie wissen, was sie wollen und können argumentieren."

Ziel des Projekts war es, die zukünftigen Schulabgänger auf ihre beruflichen Wege vorzubereiten und unter Einbindung von Wirtschaftsvertretern die jeweiligen Kompetenzen herauszuarbeiten. "Es ist nicht wie in der Schule", erzählt eine Absolventin des Kurses bei der Abschlusspräsentation, "man muss sich selber richtig dranhängen."

Einmal wöchentlich wurden kleine Workshops abgehalten. Auch in den Ferien. "Manchmal wollte ich alles hinschmeißen. Ich hab gedacht, 'Was soll das alles noch?'. Aber dann hab ich es doch noch durchgezogen." Die Kritik war oft nicht leicht zu ertragen, viele berichten von Selbstzweifeln. "Die Frustrationstoleranz wird ganz schön strapaziert", sagt Lossjew, "aber es ist wichtig, die eigene Leistung mal aus einer anderen Perspektive heraus bewerten zu lassen."

Bei der Abschlusspräsentation, musikalisch begleitet von der Big Band des AVG, konnten die Absolvierenden ein positives Fazit ziehen: "Wir haben viel gearbeitet, und es ist auch viel schiefgelaufen. Aber wir sind alle selbstständiger geworden und wissen, dass wir erfolgreich sein können, wenn wir uns richtig anstrengen. Und da freuen wir uns drauf."

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