"Die Besten der Schlechten"

TRIER. Die Stadt Trier schiebt weiter einen riesigen Schuldenberg vor sich her. Sie wird das Haushaltsjahr 2003 nach aktuellen Berechnungen der Verwaltung voraussichtlich mit einem Fehlbetrag von 65,22 Millionen Euro abschließen. Für 2004 wird ein Minus von 71,37 Millionen Euro prognostiziert.

Wenn öffentlich über die städtischen Finanzen gesprochen wird, bietet sich dem Betrachter stets das gleiche Bild: Die Mienen aller Beteiligten verdüstern sich, es herrscht betretenes Schweigen. Kein Wunder, denn die Lage lässt sich mit einem Wort beschreiben: desolat. Oberbürgermeister Helmut Schröer, am Dienstagabend im Steuerungsausschuss wie immer Überbringer der schlechten Nachricht, spult die unangenehmen Zahlen trocken ab. Immerhin zeigt er einen Lichtblick auf: Das operative Ergebnis, also die rein aufs Jahr 2003 bezogenen Zahlen, hat sich besser als erwartet entwickelt. Ein Minus von 14,37 Millionen Euro steht zu Buche, das sind etwa zehn Millionen weniger als kalkuliert.Stille Reserven bei Stadtwerken gefunden

Zu verdanken ist das insbesondere zwei Faktoren: einer Aufdeckung stiller Reserven bei den Stadtwerken Trier in Bezug auf RWE-Aktien (rund zwölf Millionen Euro) sowie einer Bedarfszuweisung des Landes (rund elf Millionen). Grund zur Zufriedenheit besteht nicht. Hermann Kleber (UBM) bringt es auf den Punkt: "Das sind außergewöhnliche Erlöse, die sich nicht Jahr für Jahr wiederholen lassen." In einem Punkt steht der Stadt das Glück zur Seite: Die Zinsen sind seit längerer Zeit günstig. Darüber hinaus gibt es im Rathaus einen Kreditmanager, der dank seines Geschickes erheblich bessere Ergebnisse als prognostiziert erzielt hat. Sowohl Jürgen Plunien (CDU) als auch Friedel Jaeger (SPD) und Uschi Britz (Grüne) würdigten diese "respektablen Leistungen", wie es Jaeger formulierte. Das Grundübel besteht allerdings in der "Bugwelle" von Altschulden. Diese werden stets von einem Haushaltsjahr ins nächste übertragen und führen zu den horrenden Fehlbeträgen. So bleibt Oberbürgermeister Schröer unterm Strich nur eine Feststellung: "In Rheinland-Pfalz sieht es bei den Kommunen insgesamt düster aus. Wir sind noch die Besten der Schlechten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort