Die Bibliothek auf dem Fingernagel

TRIER. Bei einem milliardstel Meter beginnt die Nanotechnologie. Die befasst sich mit der Welt des Kleinen und Kleinsten. Kürzlich konnten Schüler im "Nanotruck" des Bundesbildungsministeriums auf dem Trierer IHK-Gelände entdecken, welche erstaunliche Möglichkeiten diese Schlüsseltechnologie bietet.

Die Skala, die demonstriert, was Nanotechnologie bedeutet, führt immer tiefer hinein in die Mikro-, nein: die Nanowelt. Ein Floh misst einen Millimeter, das sind hundert Mikrometer, ein Staubkorn einen Mikrometer, das sind 100 Nanometer. Und spätestens dann beginnt sie, die Welt des Kleinsten: mit Strukturen für Quantenelektronik (10 nm), einer Schrift aus Atomen (6,5), einer DNA-Molekülkette (2 nm) bis zu Atomen (0,1-04 nm). Ein Nanometer, das ist ein milliardstel Meter. Entdeckungsreisen in eine faszinierende Welt

Das klingt sehr theoretisch. Ist es aber nicht. Die qualifizierten Naturwissenschaftlerinnen im "Nanotruck" des Bundesbildungsministeriums erzählen den Schülern, was sich mit Werkstoffen dieser Größenordnung in der Praxis anstellen lässt. Am Dienstag und Mittwoch stand dieser Truck auf den Gelände der Trierer Industrie- und Handelskammer und lud ein zu Entdeckungsreisen in die Nanowelt. Nanotechnologie heißt nicht nur: immer noch kleiner und kleiner. Ab einer bestimmten Größenordnung verändern sich auch die Strukturen. Quantität schlägt um in Qualität. Im Truck zeigt eine Versuchsanordnung, wie sich Farben mit der Partikelgröße verändern. Eine andere Anordnung zeigt: Mit Nanopartikeln können magnetische Flüssigkeiten hergestellt werden, die kleinste Ritzen füllen und Dichtungen absolut undurchlässig und sehr flexibel machen. Oberflächen können hart und wasserabweisend werden. Im "Nanotruck" steht ein Skifahrer-Modell - mit nanotechnisch aufgerüsteten Anzug, Helm und Brettern. Da wirkt die Bibliothek auf dem Fingernagel, die von den Beraterinnen erwähnt wird und die gleichfalls zur Nanotechnologie gehört, fast schon konventionell. Die Schüler von der Jahrgangsstufe zehn in der Realschule Schweich hören zu, schauen, stellen Fragen, sind interessiert. "Steuerungstechnik, also eine verwandte Technologie, ist eines unserer wichtigsten Arbeitsgebiete", erklärt Jürgen Thomann, der Fachlehrer für Mathematik und Naturwissenschaften. Zahlreiche Schulklassen haben sich zu den jeweils halbstündigen Führungen angemeldet, insgesamt sind es 300 Schüler. Andrea Friebel, promovierte Biologin, und ihre Kollegin Nicole Seehaas erläutern Details, grenzen die Nanotechnologie von anderen Verfahren ab und zielen immer wieder auf die Praxis, auf die Verwendbarkeit im Alltag. Das, nicht die reine Theorie, stößt auf die größte Resonanz. "Jetzt können wir manche Dinge im Alltag ganz anders zuordnen", sagt ein Schüler. Und überhaupt: nach der halbstündigen Führung ist das Verständnis gewachsen für die Bedeutung dieser Technologie. Sie ist ja beides: Schlüsseltechnologie, die ganz neue Perspektiven eröffnet, und Querschnittstechnologie mit universellen Einsatzmöglichkeiten.Eine Lasershow zwischen Raumfahrt und Rockmusik

Das demonstriert auch eine Lasershow zu Beginn der Führung, jugendgerecht zwischen Raumfahrt und Rockmusik. Sogar ein "Nanomobil" soll es geben, erzählt der Film - wahrscheinlich, wenn noch mehr Unternehmen auf den Nanotechnik-Zug aufgesprungen sind als bisher. Keine Bange: das ist kein Mini-Smart, sondern ein Fahrzeug, das in der Zusammensetzung des Lacks, der Beschichtung von Laufflächen und vielen anderen Dingen die Nanotechnologie einsetzt. Damit das Leben besser wird. Und auch, damit Deutschland und Europa im weltweiten Wettlauf der Erfindungen vorne bleiben.

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