Die CDU will den Kampf

Ein Parteitag kann eine sehr undankbare Aufgabe sein - vor allem, wenn nur die Nominierung einer dreistelligen Anzahl von Delegierten auf der Tagesordnung steht und der Vorsitzende die schwere Aufgabe hat, trotz harter Kritik in jüngster Zeit zu Kampfeslust und Selbstbewusstsein aufzurufen.

Trier. Bernhard Kaster ist seit Mitte Mai 2007 Vorsitzender und Hoffnungsträger der CDU Trier. Alle 195 erschienenen Christdemokraten wählten ihn damals zum Nachfolger des freiwillig ausgeschiedenen Trierer Schul- und Kulturdezernenten Ulrich Holkenbrink. Daraus folgt: Kaster ist die erste Angriffsspitze der CDU in Trier. Und das bleibt er auch dann, wenn der Landes- und Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf kommt und den Besuch der Kanzlerin ankündigt.Die Tagesordnung am Dienstagabend in der Europäischen Rechtsakademie gab nicht mehr her als die Nominierung einer großen Anzahl von Delegierten. 82 werden gebraucht, um die Direktbewerber für die Bundestagswahl 2009 aufzustellen - das wird im Spätherbst geschehen, ein Termin steht noch nicht fest. Jeweils sieben werden zu den Landesvertreterversammlungen entsandt, die am 15. November die Landesliste für die Europawahl und am 28. März die Liste für die Bundestagswahl zusammenstellen werden. Dazu kamen noch die Gesandten für den Bundes-, Bezirks- und Landesparteitag. Letzterer findet am 13. September in Trier statt, Stargast ist Bundeskanzlerin Angela Merkel.Christian Baldauf als Stargast in Trier

Der Stargast am Dienstag war Christian Baldauf. Der Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU trat ans Mikro, um über Integration und Bildung zu sprechen. An diese Punkte hielt er sich auch tapfer in der ersten Hälfte seiner Ansprache. Danach mutierte sein flammender Appell - der eine sich eher durch Ruhe und Gleichmut auszeichnende Schar von CDU-Mitgliedern genau zweimal zum Applaus motivierte - gegen Kurt Beck und die SPD. "Weinköniginnen küssen kann ich besser als er", betonte Baldauf. Dafür gab's einmal Applaus.Doch alle Stargäste, die künftige ebenso wie der aktuelle, verblassten gegen den Chef im Ring. Bernhard Kaster rief seine Partei auf, Kampfgeist zu zeigen und den politischen Hauptwidersacher, die SPD, im direkten Wettbewerb zu stellen. "Wir sind eine Familie mit einer starken Basis und großen Persönlichkeiten", donnerte Kaster. Zu diesen großen Persönlichkeiten zählte er ausdrücklich Berti Adams, den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat. Der Fleischermeister aus Ehrang ist kritisiert, am Telefon beschimpft, in der Öffentlichkeit angegriffen worden. Die Aulbrücke brachte ihm und seiner CDU den Zorn der eigenen Ortsbeiräte ein, Michael Jacoby (Trier-Feyen/Weismark) trat sogar aus. Auch die versuchte Notbremse in Sachen Schulentwicklung (der TV berichtete) rückte die CDU ins Kreuzfeuer der Kritik.Die Folge: Adams hat sich noch nicht entschieden, ob er die Fraktion auch nach der Kommunalwahl 2009 noch führen will. Kaster stellte sich zu 100 Prozent hinter ihn: "Berti Adams hat meinen Respekt und meine Anerkennung." Zwar habe man "in diesen turbulenten Wochen" auch Fehler gemacht, räumte er ein. Doch gerade die CDU-Abkehr von der Fertigstellung des Schulentwicklungskonzepts für Trier verteidigte Kaster: "Zuerst muss das Land sagen, wo es langgehen soll. Vorher können wir doch kein Konzept verabschieden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort