Die Engagiertesten wandern ab

Nur mit einem Vielfachen des aktuellen Etats könne die Fachhochschule Trier mit der Entwicklung der Hochschulen in den umliegenden Bundesländern Schritt halten, sagt der neue Trierer FH-Präsident Jörg Wallmeier. Kommt das Geld nicht vom Land, müssten Studiengebühren die Qualität von Forschung und Lehre sichern, sagt der der Fachhoschul-Chef im Interview mit unserer Zeitung.

Trier. (woc) Seit diesem Wintersemester kassiert auch das Saarland von seinen Studenten Studiengebühren. Damit ist in den alten Bundesländern lediglich in Rheinland-Pfalz das Studium noch kostenfrei. Was das für den Hochschulstandort Trier bedeutet, darüber sprach TV-Redakteurin Christiane Wolff mit Fachhochschulpräsident Jörg Wallmeier.Rheinland-Pfalz ist umgeben von Bundesländern, die Studiengebühren erheben. Welche Auswirkungen hat das für die Trierer FH?Jörg Wallmeier: Die Hochschulen in unseren Nachbarbundesländern erhalten dank Studiengebühren bis zu 500 Euro pro Student und Semester zusätzlich. Die Gebühren stecken sie in die Verbesserung von Forschung und Lehre. Die FH Trier hat dafür lediglich einen jährlichen Etat von einer Million Euro. Bekämen auch wir für unsere 6000 Studenten zusätzlich je 500 Euro pro Semester, wären es sechs Millionen mehr. Ohne dieses Geld können wir den Standard, den sich die anderen Hochschulen durch die Gebühren finanzieren, niemals erreichen. Sie befürworten also Studiengebühren für Rheinland-Pfalz?Wallmeier: Natürlich wäre es mir lieber, die Studenten blieben frei von dieser Belastung. Aber Studiengebühren würden insgesamt ein Plus von rund 100 Millionen Euro für die rheinland-pfälzischen Hochschulen bedeuten. Dass diese Differenz zu den anderen Ländern von Mainz übernommen wird, ist unwahrscheinlich. Außerdem machen 500 Euro pro Semester nur einen kleineren Teil aus an den Studium-Gesamtkosten durch Lohnverzicht und Kosten fürs Wohnen am Studienort. Viele Jugendliche geben mehr für ihr Handy aus. Außerdem steigt der Wert einer Leistung, wenn man selbst etwas dafür bezahlen muss. Ein kostenpflichtiges Studium würde dazu führen, dass Studenten bewusster studieren - aber auch anspruchsvoller werden hinsichtlich dessen, was sie für ihr Geld erhalten.Mehr Geld für die Lehre

Wie würde die FH Trier Studiengebühren einsetzen?Wallmeier: Wir könnten damit die Ausstattung der Lehrbereiche verbessern, mehr Tutorien zur Stoffvertiefung anbieten und die Betreuungssituation für die Studierenden optimieren. Welche Auswirkungen hat die verminderte Wettbewerbsfähigkeit der FH Trier auf die Wirtschaft der Region?Wallmeier: Die engagiertesten Studenten werden an besser ausgestattete Hochschulen abwandern und ihren Abschluss in anderen Bundesländern machen. Das könnte zu einem verstärkten Mangel an hochqualifizierten Fachkräften in der Region Trier führen. Firmen werden Forschungsprojekte lieber an besser ausgestattete Hochschulen vergeben - die gute Verbindung zwischen unserer Fachhochschule und der regionalen Wirtschaft könnte bröckeln.Wie wollen Sie das Problem angehen?Wallmeier: Im Kuratorium und im Hochschulrat der FH Trier haben wir das Thema diskutiert - beide Gremien sind der Meinung, dass unser Etat steigen muss, zur Not durch Studiengebühren. Bei der Versammlung der Fachhochschulpräsidenten in Mainz habe ich das Problem den Landtagsfraktionen vorgetragen. Die CDU konnte sich mit Studiengebühren eher nicht anfreunden, die FDP stimmte mir zu und die SPD wollte die Sachlage prüfen. Wir müssen abwarten, wohin die Diskussion führt. Zur Person Der gebürtige Westfale Jörg Wallmeier (Foto) ist seit 1. Oktober Präsident der Trierer Fachhochschule. Der 59-jährige Professor für Architektur lehrt seit 30 Jahren an der FH, war zuvor Abteilungsdekan und kehrte Ende der 90er nach einem mehrjährigen Ausflug in die freie Wirtschaft zurück.

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