Die Ersten am Lichtschalter

TRIER. (ksm) Schon einmal vom Lärm des Müllwagens vor dem Haus geweckt worden? Disponent Werner Becker und seine rund 120 Müllwerker beginnen ihren Arbeitstag, bevor so mancher einen Fuß aus dem Bett gesetzt hat.

 Walter Soxhlet, Fahrer beim Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART), steht bereits um halb fünf Uhr morgens auf, um rechtzeitig hinter dem Steuer des Sperrmüll-Fahrzeugs zu sitzen.Foto: Kerstin Smirr

Walter Soxhlet, Fahrer beim Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART), steht bereits um halb fünf Uhr morgens auf, um rechtzeitig hinter dem Steuer des Sperrmüll-Fahrzeugs zu sitzen.Foto: Kerstin Smirr

Wenn Werner Becker die Flure zu seinem Büro entlang schreitet, muss er erst einmal die Lichter anknipsen. Vermutlich wird er auch einer der Ersten sein, die in Trier-Süd an diesem Morgen den Lichtschalter betätigen. Hinter den Fensterscheiben rund um die Löwenbrückener Straße, dem Sitz des "Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier" (ART), ist es noch dunkel. Es ist halb sechs Uhr an diesem Morgen, als Becker seinen Dienst als Disponent beginnt. Auf dem Weg zum Büro kommt er an den Spint- und Umkleideräumen der Müllwerker und Fahrer vorbei. Noch ist keiner von ihnen zu sehen. Doch kaum sitzt Becker an seinem Schreibtisch, kommen auch schon nach und nach die Fahrer ins Büro des Disponenten, um die Papiere für ihre Müllwagen abzuholen. Als er 1984 als Müllwerker bei der ART begann, ging er selbst jeden Morgen in das Büro des Einsatzleiters. Das frühe Aufstehen gehört seitdem zum Alltag. "Es ist eine feine Sache, den Nachmittag frei zu haben", sagt der Familienvater. "Als meine beiden Söhne klein waren, konnten wir gemeinsam viel unternehmen." Doch am Morgen steht erst einmal die Arbeit an, und so wird es im Spintraum der Müllwerker langsam lebendig. Hier nippt einer an seinem Kaffee aus dem Pappbecher, dort hält ein anderer einen Plausch mit den Kollegen. Das Schild "Rauchen verboten" scheint nur pro forma an der Wand zu hängen. Helmut Reisen steht umgezogen im orangefarbenen Anzug zur Abfahrt bereit. Sein Wecker hat um viertel nach vier geklingelt, doch von Müdigkeit keine Spur: "Wir müssen fit sein, denn unser Job ist körperlich sehr anstrengend." Bis zu neun Stunden arbeitet er täglich, "bis die letzte Tonne geleert ist". Dafür geht er abends gegen halb neun ins Bett. "Dann fängt die innere Uhr an zu ticken", erzählt er. Draußen auf dem Hof warten einige Müllwerker und Fahrer in Dunkelheit und Kälte auf die Abfahrt, die ab sechs Uhr beginnt. Einer zieht noch mal an der Zigarette. Ein anderer blättert auf dem Fahrersitz die Zeitung durch. Auch Walter Soxhlet hat seinen Platz hinter dem Steuer des Sperrmüll-Wagens eingenommen. Der 45-Jährige legt die Tachoscheibe ein und füllt den Arbeitsbericht für die Tour aus, bevor es zum Sperrmüll-Einsammeln geht. Er sei um halb fünf aufgestanden, sagt der gelernte Anstreicher: "Ich schätze, dass wir gegen 14 Uhr zurück sind." Das sei von der Arbeitszeit her optimal: "So kann ich nachmittags einiges unternehmen, zum Beispiel ins Schwimmbad gehen." Sein Kollege Jürgen Pauly, der Großbehälter in der Innenstadt leeren wird, sieht die frühe Arbeitszeit nicht ganz so positiv. "Wie das Aufstehen war? Schlimm, wie immer", sagt er scherzhaft. "Aber ein bisschen habe ich mich daran gewöhnt."Erst einmal Kaffee

Um halb sieben machen sich die letzten Müllwerker auf den Weg. Dann kehrt im Fuhrpark wieder Ruhe ein. Der Spintraum wirkt wie ausgestorben. Nur die verrauchte Luft erinnert noch daran, dass hier gerade eben noch Leben war. Im Büro von Werner Becker sind derweil noch nicht alle Mitarbeiter eingetroffen. Kollege Martin Müller geht nun erst einmal den Kaffee vorbereiten. Doch lange wird auch hier die gemütliche Stille nicht anhalten. Ab acht Uhr ist das Abfalltelefon offen, und die ersten Reklamationen werden kommen. Einige Anrufer landen dann auch am Apparat von Becker. Nun ist er erst einmal froh, dass "alles am Rollen ist", sagt er beschwingt. "Jetzt geht es darum, den Tag schadlos hinzubekommen."

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