Die Geldmaschine des letzten Kaisers

TRIER. Valentinian II. (375-392 n. Chr.) war eine tragische Gestalt: schon als Vierjähriger auf dem Thron und mit 20 erhängt aufgefunden. Im Landesmuseum erinnert ein Münzstempel an Triers letzten Römer-Kaiser. Präsentiert wird die Neuerwerbung erstmals am 18. Mai.

Es gibt Angebote, da kann man nicht nein sagen. Karl-Josef Gilles, Chef des Münzkabinetts im Rheinischen Landesmuseum, erfuhr vor zwei Jahren von einem ganz besonderen Stück, das ein Frankfurter Münzhändler auf Lager hatte: einen Münzstempel aus dem spätrömischen Trier. "Den müssen wir haben", dachte Gilles und ließ mit viel Überzeugungskraft nicht locker, bis das rare Stück heimkehrte. Glücklicherweise fand sich auch ein Finanzier. Der Förderkreis des Landesmuseums zahlte den von Gilles "kräftig heruntergehandelten" Preis und erwies sich damit selbst einen guten Dienst: "Mit dieser spektakulären Neuerwerbung hatten wir auch gleich ein passendes Geschenk zum 125-jährigen Bestehen des Museums", freut sich der Förderkreis-Vorsitzende Remigius Kühnen.Summen mögen Kühnen und Gilles nicht nennen, aber Branchen-Insider taxieren den Prägestempel-Wert auf 10 000 Euro. Für das Museum besitzt das gut fünf Kilo schwere Obereisen zum Schlagen der Münz-Vorderseite zudem eine ganz besondere Bedeutung: Es diente zur Herstellung von Solidi (4,54 Gramm schwere römische Goldmünzen) mit dem Konterfei Valentinians II., des letzten in der Reihe der in Trier residierenden Römerherrscher.Valentinian II., Sohn Kaiser Valentinians I., wurde im Herbst 371 in Trier geboren. Nach dem Tod seines Vaters anno 375 riefen die kaiserlichen Truppen den erst Vierjährigen zum Augustus aus; sein Stiefbruder Gratian übernahm die Vormundschaft. Auch später war Valentinian II. nie Herr seiner Entscheidungen. Der ihm zur Seite gestellte fränkische Heermeister Arbogast soll den 20-Jährigen umgebracht oder in den Tod getrieben haben: Der Jungkaiser wurde am 15. Mai 392 erhängt aufgefunden.Die Nutzung des Münzstempels aus gehärtetem Eisen lässt sich laut Gilles aufgrund der Beschriftung, die der Graveur angefertigt hat, zwischen 388 und 392 eingrenzen. Mit dem Tod Valentinians II. hatte auch der Stempel mit dem "Negativ" seines Bildnisses ausgedient. Vor einigen Jahren kam er in der Mosel ans neuzeitliche Tageslicht. "Wer ihn wo genau fand, wissen wir nicht", sagt Gilles, der sich glücklich zeigt, dem Münzkabinett des Landesmuseums ein bedeutendes Stück hinzufügen zu können. Es ist erst der zweite bekannte Stempel aus der römischen Münzstätte Trier, die in der Spätantike zu den produktivsten von insgesamt rund 20 im ganzen Imperium gehörte. Die beiden Prägeanstalten stellten zwischen den Jahren 293 und 440 mehr als 550 Gold-, 350 Silber- und 1350 Bronzemünz-Typen mit verschiedenen Vorder- und Rückseiten her.Der andere bekannte war 1963 an der Römerbrücke gefunden worden, diente zur Prägung von Bronzemünzen für den Usurpator Magnentius (350-353) und gehört ebenfalls dem Landesmuseum.Den neuen Stempel, den Förderkreis-Chef Kühnen nun offiziell an Gilles und Vize-Museums-Chefin Karin Goethert überreichte, wird aus Anlass des internationalen Museumstages am 18. Mai erstmals in der Ausstellung gezeigt. Der Eintritt ins Landesmuseum (Weimarer Allee) ist an diesem Sonntag - wie bei den anderen Trierer Museum - frei. Alle Häuser bieten Gratis-Führungen.

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