Die Goldader in Lübecks Stollen

EHRANG-QUINT. Wenn es zur Herbst- und Winterzeit in der Ehranger Geschäftswelt besonders "vergoldet" zugeht, hängt das mit Bäckermeister Rolf Lübeck zusammen. Denn er räumt bei freiwilligen Qualitätsprüfungen für seine Stollen regelmäßig "Gold" ab.

So richtig in die Teigschüssel lässt Rolf Lübeck sich nicht gucken. Welche leckeren Zutaten in seinen Gold-Stollen denn alles drin seien? Immerhin ein paar Dinge nennt der Gold-Bäcker mit Verschwörerblick. Butter im Butterstollen, dafür keine Butter, aber pflanzliches Fett im Meisterstollen. Der Mandelstollen mit mehr Mandeln, der Vollkornstollen aus Vollkornmehl und kein Zucker im Diabetikerstollen. Aha! Doch dann verrät Lübeck noch weitere Bestandteile - etwa in Rum eingelegte Rosinen, Zitronat und Orangeat. Und vor allem handwerkliche Tipps, die mindestens genauso wichtig sind wie die Zutaten. Da ist beispielsweise auf die richtige Temperatur beim Vorteig oder auf die Ruhezeiten zu achten. "Zu einem guten Stollen gehören hochwertige Zutaten und fundiertes Hintergrundwissen", meint Lübeck, der die Stollen-Rezepte in der Lehre erlernte und nach und nach weiter entwickelte. Die Stollen-Backsaison beginnt stets im Oktober, in der Ehefrau Birgit allmorgendlich das Weihnachtsgebäck in Stollen-Cellophanpapier wickelt und mit Schleifen versieht. 1300 Stück an einem Tag über die Theke

 Kundin Hedi Fumetti greift gerne zu: Die Stollen von Bäcker Rolf Lübeck sind sehr gefragt.Foto: Gabriela Böhm

Kundin Hedi Fumetti greift gerne zu: Die Stollen von Bäcker Rolf Lübeck sind sehr gefragt.Foto: Gabriela Böhm

Foto: Gabriela Böhm

"Wenn ich morgens in die Backstube komme und die vielen vollen Backbleche sehe, weiß ich, was auf mich zukommt", sagt die Frau, die ihren Mann tatkräftig im Unternehmen unterstützt. Seit vier Jahren ist die Bäckerei Lübeck bei den Prüfungen des Verbandes des rheinischen Bäckerhandwerks mit von der Partie. "Ich wollte mal prüfen lassen, wo ich mit den Stollen so liege", erklärt er. Die erste Prüfung vor vier Jahren, an der er sich mit zwei Stollensorten beteiligte, war auf Anhieb ein Volltreffer. Gleich zweimal Gold - "Das war eine Riesenfreude für uns." Insgesamt 17 Medaillen hat Lübeck für seine Stollen schon abgeräumt - davon rekordverdächtig 16 mal Gold und einmal Silber. Offenbar schätzen auch seine Kunden die Hefekreationen. Als er vor zwei Jahren zeitgleich zum Ehranger Weihnachtsmarkt einen "Stollenprobiertag" ausrichtete, gingen mehr als 1300 Exemplare über die Theke. "Da haben wir aufgehört zu zählen und langsam die Kontrolle verloren", erinnert sich Lübeck schmunzelnd. Die Probierstückchen kamen so gut an, dass Birgit Lübeck kaum noch mit dem vollständigen Verpacken der verkauften Stollen nach kam. Allein 425 Kilo Rosinen, Mandeln, Orangeat, Zitronat und Nüsse verarbeitete er damals in der Saison - dazu stolze 35 Liter Rum für die Stollen. Grund für ihn, auch bei dem diesjährigen Ehranger Weihnachtsmarkt einen Stollenprobiertag anzubieten. Neid bei den Kollegen wegen seiner Medaillenflut? "Eher Anerkennung innerhalb der Innungsgemeinschaft", meint Lübeck. Und die erfährt er auch bei den Kunden, die ihm erzählen, dass sie die Stollen als Geschenke sogar nach Amerika verschicken. Ein bisschen enttäuscht ist Lübeck allerdings von dem letzten Prüfungsverfahren, das im Herbst in Trier stattfand und bei dem sich 20 Bäcker mit 33 eingereichten Stollen beteiligten. Erstmalig erzielte er "nur" viermal Gold und einmal Silber. Der Grund für die verfehlte fünfte Goldmedaille: etwas zu dick aufgesiebter Puderzucker auf seinem Butterstollen. "Ein simpler Fehler", ärgert sich Lübeck, der im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder fünfmal Gold holen will. Morgen in unserer Reihe: Der Ausbau des Ehranger Marienkrankenhauses schreitet weiter voran.

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