"Die Grenzen sind in den Köpfen"

Die Großregion braucht eine integrierte grenzüberschreitende Verkehrsplanung, die alle Verkehrsmittel und Siedlungsstrukturen berücksichtigt. Das hat die Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr der Partei "Die Linke" bei einer Tagung in Trier gefordert.

Trier. Zum zweiten Mal hat der Landesverband "Die Linke" in Rheinland-Pfalz einen "Verkehrspolitischen Ratschlag" organisiert. An der Uni Trier diskutierten rund 30 Vertreter gesellschaftlicher Gruppen und Verbände über "Mobilität im Grenzbereich".

Diplom-Geograf Marcus Del Fabro stellte Ergebnisse aus seiner Diplom-Arbeit vor. Demnach können Luxemburg-Pendler durch öffentliche Verkehrsmittel im Vergleich zum Auto Kosten sparen. Bei Erreichbarkeit, Fahrtzeit und Taktung dieser Angebote gebe es jedoch noch große Defizite.

"Auch wer nicht in den Ballungszentren lebt, muss den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen können", forderte Helmuth Markov, Europa-Abgeordneter der Linken. Für eine entsprechende Infrastruktur müsse das Geld umverteilt werden. Für Bedürftige solle ein günstiges Sozialticket eingeführt werden.

Auf das Finanzierungsproblem für die Städte verwies Christian Weber vom Verkehrsclub Deutschland: "Trier könnte sonst die Bahnstrecke Trier-West wieder eröffnen und in der Stadt Haltepunkte wie zum Beispiel die Kaiserthermen einführen." Wenn der geplante Hochmoselübergang der B 50 schon nicht zu verhindern sei, müsse auf der Brücke zumindest Platz für eine Bahntrasse berücksichtigt werden.

Barbara Spaniol, Landtagsabgeordnete im Saarland, forderte eine durchgehende Bahnverbindung von Saarbrücken nach Luxemburg. Der Bahnverkehr könne über teilweise stillgelegte Strecken wie Überherrn-Thionville gelenkt werden. "Eine weitere Variante sind sogenannte Flügelzüge, die sich in Konz-Karthaus teilen und dann nach Trier und nach Luxemburg weiterfahren", schlug Spaniol vor.

"Nichts tut sich"



Trier werde vom Fernverkehr abgehängt, monierte Karl-Georg Schroll, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr: "Seit mehr als einem Jahrzehnt verspricht das Verkehrsministerium in Mainz den Ausbau der Moselbrücke und die Zweigleisigkeit nach Luxemburg. Aber nichts tut sich."

Die Partei "Dei Lenk" aus Luxemburg vertrat Frank Jost. Seiner Erfahrung nach denken die Verantwortlichen nicht konsequent mit Blick auf die Großregion: "Die nationalen Grenzen sind noch in den Köpfen."

Ähnliches befürchtet Dieter Grünewald vom Regionalbus Saar-Westpfalz: "Ohne integrierte Planung wird es keine vernünftigen grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen geben." Erst eine entsprechende fachliche Begründung schaffe die Voraussetzung für eine wirksame politische Debatte.

Meinung

Die Menschen bewegen

Bei der Kommunalwahl 2009 will die Linke erstmals in die wichtigsten politischen Gremien der Region einziehen. Im Visier stehen vor allem Kreistage und Stadträte. Dazu sind im Wahlkampf Themen gefragt, mit denen sich die Menschen vor Ort bewegen lassen. Das Thema Mobilität liegt da nicht nur vom Begriff her nahe, sondern auch von seiner Bedeutung für die Lebensqualität und den Geldbeutel der Bürger. Die grenzüberschreitende Karte sticht vor allem dann, wenn sie nicht nur als hehrer europäischer Gedanke, sondern zur konkreten Erleichterung des Alltags gespielt wird. Wer etwa jeden Tag zwischen Deutschland und Luxemburg pendeln muss, ist dabei besonders sensibilisiert. Wie realistisch die einzelnen Forderungen und Visionen sind, und wie sie finanziert werden können, steht auf einem anderen Blatt. Da müssten auch die Linken noch deutlich nachlegen. Sonst werden auch sie bald zu den Sonntagsrednern, die sie selbst kritisieren. m.hormes@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort