Die Großväter sind schuld

Bei den "Lustigen Weibern von Windsor" trat er als Besoffener auf. Doch bei "Ernani", "Carmen" und "Nabucco" war er sehr elegant. Singen ist seit über sieben Jahrzehnten Hans Hancks Leidenschaft - ob im Domchor, im Theater, im Postmännerchor oder in Euren.

 Stolz zeigt Sänger Hans Hanck seine Bilder vom Trierer Theater. Ganz links in Schwarz ist er bei den „Lustigen Weibern von Windsor“ zu sehen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odental

Stolz zeigt Sänger Hans Hanck seine Bilder vom Trierer Theater. Ganz links in Schwarz ist er bei den „Lustigen Weibern von Windsor“ zu sehen. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odental

Trier-Euren. Stolz zeigt Hans Hanck die Urkunde des Chorverbands, mit der er im Juni für 70 Jahre Singen im Chor geehrt wurde. "Ich bin da erblich belastet durch meine Großväter", sagt der rüstige 83-jährige lachend. "Vor allem mein Großvater väterlicherseits war ein bekannter Sänger in Trier." "Hänschen Klein" bekam das Talent also in die Wiege gelegt. Bereits in der Volksschule wurde er von einem Lehrer entdeckt. Für Klavierstunden fehlte das Geld

"Ich hatte großes Interesse am Klavier, aber das war leider unmöglich", bedauert er. "Meine Mutter arbeitete bei der Post und bekam 35 Pfennig die Stunde." Da waren keine großen Sprünge möglich. Klavier-Unterricht oder gar ein eigenes Instrument waren nicht zu finanzieren. Und so begann er im Domchor und im Jugendchor von St. Antonius zu singen. In der Neustraße geboren, hatte er früh Kontakt zum Stadttheater, das damals am Viehmarkt beheimatet war. "Wir haben da als Kinder gespielt, und es wurden Mitwirkende gesucht für "Peterchens Mondfahrt'", erinnert er sich. "Damals war die Operette ganz groß. Ich hab' auch getanzt - Polka zum Beispiel. Es war eine tolle Zeit!" Fast 50 Jahre wirkte Hanck im Theater mit. Dabei begann seine Zeit auf der Bühne mit einer Hiobsbotschaft. Als er vom damaligen stellvertretenden Intendant des Theaters, Karl-Heinz Kaiser, für ein Stipendium vorgeschlagen werden sollte, erhielt er den Einberufungsbefehl.Hans Hanck kam zur Marine nach Frankreich, dann nach Belgien und später nach Holland. Seine Besitztümer, darunter alte Fotos aus dem Theater, versanken kurz vor Kriegsende in den Fluten. Er und seine Kameraden konnten sich zum Glück retten. "Nach dem Krieg war ich in Wilhelmshaven kaserniert, beim Minensuchverband", berichtet Hans Hanck. Draußen auf See musste er immer singen

"Auf Kameradschaftsabenden, draußen auf See, wurde ich immer wieder gebeten: Hannes, sing doch mal das Wolgalied!'" Auch Lieder von Johannes Heesters, Wilhelm Strietz und aus bekannten Operetten gab er zum Besten. So sorgte er immer für gute Stimmung.Nach dem Krieg zog er nach Euren, heiratete und sang im Postmännerchor. Als es im Eurener Chor hieß: "Die wollen dich gern haben, die brauchen einen Tenor", ließ er sich nicht zweimal bitten. Bei der Gründung der "Koobensänger" war er ebenfalls mit dabei. Seit 50 Jahren engagiert er sich nun im Eurener Männer-Gesangverein. "So lange es geht, mache ich weiter", sagt er. "Ich bin ein Gemeinschaftsmensch und gerne mit der Jugend zusammen. Gesang ist mein Leben!"

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