Die Lücke in der Kette

Der Umzug des Aldi-Lebensmittelmarkts in Trier-West in die Eurener Straße hat am alten Standort Hornstraße eine Geschäftslücke hinterlassen. Die Stadt und ein Uni-Experte befürchten daraus entstehende Nachteile.

Trier-West/Pallien. (mc) Das Einkaufs-Zentrum in der Hornstraße wirkt geschäftig: Privatfahrzeuge fahren auf die Parkplätze, Passanten schlendern mit vollen Einkaufstüten vorbei - allerdings nicht im rechten Teil des Geländes. Dort steht seit Anfang Oktober die frühere Immobilie des Discounters Aldi leer, der Markt hat seinen Standort an die Eurener Straße verlegt (der TV berichtete). Sowohl die Stadt Trier als auch Uni-Wissenschaftler Christian Muschwitz befürchten davon auf TV-Nachfrage Nachteile für den Standort Hornstraße. Der hier verbleibende "Geschäftsbesatz" sei unattraktiver geworden, "weil ein Aldi immer eine immense Magnetwirkung ausübt", sagt etwa Stadtsprecher Ralf Frühauf. Es könne zum sogenannten "Trading-down-Effekt" kommen. Gemeint ist damit der Ersatz von hinsichtlich Sortiment und Preis höher angesiedelten Anbietern durch niedrigwertigere, beispielsweise sogenannte 1-Euro-Läden. Eine Feststellung, mit der die Stadt offenbar nicht alleine da steht. Auch Stadtplaner Christian Muschwitz, Initiator eines Forschungsprojekts zur Entwicklung von Trier-West ("Der vergessene Stadtteil"), befürchtet Nachteile. "Grundsätzlich ist die Entwicklung im Handel positiv. Aber es handelt sich ja nur um ein Segment unter mehreren. Und es sind nicht wirklich neue Projekte, nur Verlagerungen." Ihn störe, dass die bisherige Ladenzeile an der Hornstraße durch den Wegzug des Discounters aufgebrochen sei. Was mit der Halle direkt unterhalb der Bahnrampe geschehen wird, ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich werde sich dort ein weiterer Billig-Filialist einmieten, glaubt Frühauf. Vermutungen von Anwohnern, eine Drogerie-Kette werde sich dort niederlassen, hat das betreffende Unternehmen auf TV-Anfrage nicht bestätigt. Nicht nur wegen des Umzugs des Discounters befürchtet Muschwitz eine "Verinselung" von Trier-West. Zukunft der Halle noch ungewiss

Der Grund: "Wir haben den alten Edeka- und künftigen Kaufland-Standort an der Aachener Straße, dann die durch den Wegzug von Aldi geschwächte Kette an Geschäften an der Hornstraße, die Ladenzeile am Beginn der Eurener Straße mit dem künftigen P1-Bau und schließlich den neuen Aldi auf dem Gelände des Bahn-Ausbesserungswerks", listet der Wissenschaftler auf. Fraglich sei, inwiefern die Neu- und Umbauten zusätzlichen Verkehr in den Stadtteil zögen. " Nötig wäre ein echter "Leuchtturm" für den Stadtteil. Studenten-Wohnheime könnten diese Wirkung erzielen und auch ein entsprechend entwickeltes Moselufer. Einige Anwohner beklagen den Verkehr. Und es sei schade, so eine junge Mutter, dass der Discounter weggezogen sei. Andere Anwohner sehen das anders. "Wir sind doch mit den vorhandenen Geschäften verwöhnt", sagt eine ältere Dame. Dass man nun zu anderen Geschäften länger zu Fuß unterwegs sei, macht ihr nichts aus: "Mir saan fit."

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