Die Liebe ist warm

Mit Texten über Freundschaft und Liebe haben die beiden Trie rer Autorinnen und Schauspielerinnen der Theatergruppe "Projekt 54", Nadine Boost und Ute Hamm, Preise bei einem Literaturwettbewerb für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung gewonnen. Ihre Beiträge wurden im Literaturhaus Hamburg vorgestellt und werden nun in einem Buch veröffentlicht.

 Die geistig behinderten Literaturpreisträgerinnen Nadine Boost und Ute Hamm zeigen das Buch, in dem ihre Texte über Liebe und Freundschaft abgedruckt sind. TV-Foto: Anke Emmerling

Die geistig behinderten Literaturpreisträgerinnen Nadine Boost und Ute Hamm zeigen das Buch, in dem ihre Texte über Liebe und Freundschaft abgedruckt sind. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Der Stolz auf ihren Erfolg steht Nadine Boost (30) und Ute Hamm (40) ins Gesicht geschrieben. Am 24. September haben sie in Hamburg einen mit je zweihundert Euro dotierten und mit einer Veröffentlichung einhergehenden Literaturpreis verliehen bekommen. Eine Jury hatte ihre Beiträge aus Hunderten Einsendungen zu einem Wettbewerb des von der Aktion Mensch geförderten Netzwerks für Künstler mit Behinderung, Eucrea Deutschland, ausgewählt.

Menschen mit geistiger Beeinträchtigung waren eingeladen, Gedichte, Kurz-, Bildergeschichten oder andere literarische Produkte zum Thema Freundschaft und Liebe zu verfassen. "Ich habe zum ersten Mal geschrieben, es ist alles erfunden", sagt Nadine, die in Sirzenich bei ihrer Familie wohnt und seit drei Jahren einen Freund hat. In sieben Zeilen mit dem Titel "Sommer" erzählt sie warmherzig, wie "Klaus" zu einem gemeinsamen Urlaub im Reisebus nach Frankreich einlädt.

Um ein Liebespärchen, das für immer zusammenhält, verheiratet ist und bald ein Kind bekommt, geht es in Ute Hamms Geschichte "Die Liebe ist warm! Ich spüre sie schon beim Herzen". Ute, die bei ihrer Familie in Grimburg lebt, sehr viel schreibt, malt und 2007 einen Malwettbewerb in Koblenz gewonnen hat, hat darin zum Teil eigene Erlebnisse mit ihrem Freund verarbeitet, "aber sonst habe ich mir alles ausgedacht".

"In beiden Beiträgen zeigt sich auf beeindruckende Weise die Kreativität, Poesie und Gefühlsstärke der beiden Autorinnen", sagt Doris Ramspeck von der Trie rer Stiftung Lebenshilfe, die die beiden Autorinnen unterstützt und ihnen finanziell die Reise nach Hamburg ermöglicht hat. Ganz neu ist Nadine Boost und Ute Hamm die künstlerische Umsetzung des Themas Liebe nicht, denn beide sind Mitglieder der seit 2001 bestehenden und von Monika Kukawka geleiteten Theatergruppe "Projekt 54" , die die Liebe unter "Behinderten" im Stück "Love" thematisierte und dafür 2003 vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet wurde. "Liebe und Partnerschaft sind im Spannungsfeld zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung brennende Fragen für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung", sagt Monika Kukawka. In ihrem "Projekt 54" gibt sie ihnen die Möglichkeit über Text- und Bildproduktion, vor allem aber improvisiertes Theaterspiel solche und andere persönlich relevante Inhalte zu verarbeiten und künstlerisch umzusetzen. "Im Schutz einer selbst gestalteten Rolle geben sie Dingen Ausdruck, die sie sonst nie oder nur schwer äußern könnten." Monika Kukawka hat auch den Literaturwettbewerb als Chance gesehen und die Mitglieder ihres Projekts zur Teilnahme ermutigt. Sieben Beiträge kamen zusammen. Die beiden von Nadine und Ute schafften es unter die 46 Siegertexte, die im demnächst erscheinenden Buch "Die Liebe ist warm, ich spüre sie beim Herz" veröffentlicht werden.

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